Gedicht für die Goldene Hochzeit



Mit einem frischen Myrthenkranze

Der gold'ne Kranz - er drücket,
Drückt, wie der Erde Glanz -
D'rum reich' ich Euch die Myrthe,
Den frischen Mvrthen-Kranz.

So rein, wie diese Blüten,
So frisch, wie dieses Reis,
Ist auch des Sohnes Liebe,
Ist seiner Lippe Preis,

Zu Ihm, der mild und gnädig
Bis hieher Euch gebracht,
Und der so manche Schmerzen
Vergessen hat gemacht.

Es ist die frische Myrthe
So schön im Silberhaar,
Die einst vor fünfzig Jahren
Der Schmuck der braunen war.

Und Farben, sowie Jahre,
Verschwinden in dem Kranz -
Nur Eines hält er innig,
Dies Eine fest und ganz.

Das ist: die reine Liebe,
Die immerdar beglückt,
Von feinem Schicksals-Wechsel,
Von keiner Zeit gedrückt,

Und die ist Euch geworden
So sternenhell und klar.
Dass diese Blätter rauschen
Vor Wonne wunderbar.

Lass, Kranz von tausend Blüten
So hold, so mild, so schön,
Lass, Sinnbild treuer Liebe,
Lass deine Düfte weh'n,

Hauch' Allen hier auf Erden
Das Wort des Himmels zu:
Ein Glück gibt s nur hinieden:
Eins: Heil'ge Liebe, Du!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Nach der Gabe, Gold zu machen,
Haben Tausende gestrebt;
Doch sie träumten: - beim Erwachen
War das Gold entschwebt.
Doch, dass wohl es kann gelingen,
Liegt jetzt außer allem Streit:
Was die Kunst nicht kann erzwingen,
Das - vermag die Zeit.
Wenn's um Silber sich gehandelt
Einst zum Jubelhochzeits-Kranz,
Hat sich Alles umgewandelt
In des Goldes Glanz.
Und weil sie im Lebensspiele
Jedem nicht solch Heil gewährt,
Solche Kraft am seltnen Ziele
Allen nicht beschert;
Drum beseelt beim Jubelmahle
Uns des Hochgefühles Lust,
Hebt im selt'nen Freudenstrahle
Feurig sich die Brust.
Und beim gold'nen Saft der Reben
In dem Glase hell und klar,
Sei das volle Recht gegeben
Unserm Jubelpaar.
Lang' noch mag die gold'ne Sonne,
Die sein Dasein heut' umzog,
Es umglüh'n in Glück und Wonne,
Lange leb' es hoch!!!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Der treuen Liebe Bund erneut
Sich heut' an diesem Jubelfeste,
Verehrtes Paar! Der Gaben beste,
Die ungetrübt das Herz erfreut,
Der reinen Seele stillen Frieden,
Hat Dir Dein guter Gott beschieden.

Seit fünfzig Jahren führt er Dich
Mit Vaterhuld durch Lustgefilde. -
Durch Dornen auch, - mit sanfter Milde
Zu Heil und Glück; und nie entwich
Sein Segen Dir. - Mit Heil umgeben
Sei, edles Paar! Dein fern'res Leben!

Der Kinder und der Enkel Glück
Vermehre Dir des Alters Freuden.
O möchte nach der Prüfung Leiden
Der Freude schöner Sonnenblick
Die spät'sten Tage Dir versüßen,
Dein Lebensabend froh verfließen!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Der Tag, an dem im Zeitenraum verschwindet
Ein halb Jahrhundert einem treuen Paar,
Der Euch nach fünfzig Jahren neu verbindet
Inmitten Eurer Lieben frohen Schar -
Er sei gegrüßt, der Tag der hohen Wonne,
Gegrüßet Eures Lebens schönste Stund',
In der so freundlich Eure Lebenssonne
Euch strahlt zum gold'nen Fest im Ehebund'.

Elf Kinder ließ das Schicksal Euch am Leben,
Sie feiern freudig Euer hohes Fest,
Das Euch in späten Tagen noch umgeben
Von fünfundzwanzig lieben Enkeln lässt.
Und aus der Kinder, aus der Enkel Kreise,
Da steiget zu des Himmels lichten Höh'n
Aus tiefstem Grund des Herzens still und leise
Der hohe Wunsch für Euer Wohlergeh'n.

Und wenn nach wenig Wochen wird erscheinen
Der Tag, der Euch der Freuden viele bringt,
Der um das Haupt der treuen Tochter seinen
So schönen Kranz von Silber-Blättern schlingt
So denket froh zurück an jene Stunde,
In der Ihr reichtet Euch die treue Hand
An dem Altar zum heil'gen Ehebunde,
Der silbern-golden Euch bis jetzt umwand.

D'rum möge Freude immer Euch umschweben,
Dass Euren Himmel nie ein Wölkchen trübt,
Gesundheit, Frohsinn sei Euch stets gegeben,
Wie Ihr's verdient, seid immer auch geliebt.
Dann möge Euren Freunden noch auf Erden,
Wenn Jahre auch im Zeitstrom untergeh'n,
Das höchste Glück, die höchste Freude werden:
Auf diamant'ner Hochzeit Euch zu seh'n!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Dämm're, Tag im Winterkleide,
Weck' mit lichtem Strahl der Freude
Heut' ein liebesel'ges Paar.
Ja, erfüllt ist und besiegelt,
Was im Traum einst vorgespiegelt,
Hoffnung künft'ger Tage war.

Was vor fünfzig Jahren Lieder
Euch geweissagt hin und wieder,
Des Erfüllung ward Euch jetzt.
O, nur wenige auf Erden
Rühmen sich, beglückt zu werden
So wie Ihr, so gottbeschützt.

Einsam schleppt von beiden Gatten,
Die im Leben Freude hatten,
Einer oft sich nach dem Grab,
Gingen sie nicht früh zusammen;
Gleiche Lebens-, Liebesflammen
Euch ein günst'ger Genius gab.

Gleiches Leben, gleiches Lieben!
In den Sternen stand's geschrieben,
Das kommt nicht von Ungefähr.
Himmel schenkt's nur seinen Teuern.
Lasst den Tag uns fröhlich feiern,
Und dem Jubelpaar sei Ehr'.

Ehre Ihm, dem guten Greise,
Der der Vater wackre Weise
Froh aus wack're Söhne bringt.
Ehre Ihr, der Mütter bester,
Reb' um Ulme rankt nicht fester,
Als den Gatten sie umschlingt.

Was den Tag Euch macht so süße,
Sind der Enkel frohe Grüße,
Ist der Kinder Gegenwart;
Und der Kinder, Enkel Freude
Sind die edlen Ahnen beide,
Schön im Leben noch gepaart.

Ja, erfüllt ist und besiegelt,
Was, im Traum einst vorgespiegelt,
Hoffnung künftger Tage war:
Himmel schenkt's nur seinen Teuern.
Lasst den Tag uns fröhlich feiern,
Ehre sei dem Jubelpaar!

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Zur goldenen Hochzeit der Eltern

Des Lebens Pfad ist nicht ein Pfad der Wonne,
Wo Rosen uns die sanfte Freude streut,
Wo willig uns bei stillem Strahl der Sonne
Der junge West die kühlen Schwingen leiht,
Wo nur das Lied verjüngter Nachtigallen
Beblümte Hügel lieblich widerhallen.

Nein, selten sprießt auf diesen dürren Auen,
Wo leicht das unbeständ'ge Glück entflieht,
Wo Tränen nur auf öden Fluren tauen,
Ein Blümchen auf, das uns der Lenz erzieht,
Und tausend Mal, eh' wird dies Blümchen pflücken,
Wird es des rauen Sturmes Hand zerknicken.

Wer misst sie all' des Lebens Bitterkeiten,
Wer wiegt sein Leid mit reinen Freuden auf,
Wer hemmt den Strom beglückter Jugendzeiten,
Und wer beschwingt der Trauertage Lauf? -
Und wer vermag's, wenn Ungewitter dräuen,
Die schwarzen Wolkenheere zu zerstreuen?

Ein edles Herz, vereint mit meinem Herzen,
Dem seinen gleich, das keine Zukunft scheut,
Trägt still kein Los, trägt lächelnd keine Schmerzen,
Beglückt im Trost, den ihm die Liebe beut;
Denn wo die Zauber dieser Göttin walten,
Muss Winter selbst zum Frühling sich gestalten.

Wenn alles welkt, wird ihre Myrthe blühen.
Kein Sturm ertötet ihre Herrlichkeit,
Wenn alles flieht, so wird doch sie nicht fliehen,
Sie stirbt mit uns und eilt zur Ewigkeit.
Die Dankbarkeit wird noch nach fünfzig Lenzen
Ihr strahlend Bild mit frischen Blumen kränzen.

Ihr lehret uns durch Taten, teure Beide,
Ihr prägtet tief in uns're Herzen ein:
Es könne nur die tugendhafte Freude
Das schöne Los von edlen Seelen sein;
Ihr lehrtet uns gelassen ohne Klagen
Durch Zärtlichkeit die Schmerzen leichter tragen!

Ihr führtet uns zum fernen Jugendtempel,
Ihr sporntet stets auf uns'rer steilen Bahn,
Nicht bloß durch Lob, Ihr sporntet durch Exempel
Mit neuem Mut den lauen Eifer an. -
O habet Dank - habt Dank durch diese Zähren
Für Eure Lieb' und Eure guten Lehren!

Universal-Gratulant, 1845


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