Gedichte zur Hochzeit



von Simon Dach (1605-1659)


(1649. Auf Joh. Melhorn's und Anna Koesen Hochzeit.)

Wer auf Gottes Wegen wandelt
Und in seiner Furcht sich hält,
Alles, was er sinnt und handelt,
Auf den Grund der Unschuld stellt:
Der ist wahrlich wohl daran
Und ein segenreicher Mann.

Wer du bist, du wirst dich nähren
Von der Arbeit deiner Hand,
Sie wird reichlich dir gewähren
Beides, Gut und Ehrenstand;
Wol dir, was dein Vorsatz thut,
Ueberall hast du es gut.

Dein geliebtes Weib wird eben
Um dein reiches Haus her sein
Wie ein Stock mit fruchtbarn Reben;
Deine Kinder groß und klein
Wie die Oelzweig' ohn' Gefähr
Deinen vollen Tisch umher.

Siehe, mit so großem Segen
Wird begabt ein solcher Mann,
Nimmt er nur sich allerwegen
Fein der Furcht des Höchsten an;
Gott, der Frommen Schild und Lohn,
Wird dich segnen aus Sion.

Was Jerusalem wird bauen,
Ihren Schmuck, ihr Glück und Ruh
Wirst du, weil du lebest, schauen,
Kindeskinder auch dazu,
Es wird schweben Lust und Zier
Ueber Israel und dir.


Frühlingslied

(1632. Auf Matth. Stephan und Marg. Marderwold's Hochzeit.)

Die Sonne rennt mit Prangen
Durch ihre Frühlingsbahn,
Sie lacht mit ihren Wangen
Den runden Erdkreis an,
Der Westwind läßt sich hören,
Die Flore, seine Braut,
Kommt auch, uns zu verehren
Mit Blumen, Gras und Kraut.

Die Vögel kommen nisten
Aus fremden Ländern her,
Das Vieh hängt nach den Lüsten,
Die Schiffe gehn ins Meer,
Der Schäfer hebt zu singen
Von seiner Phyllis an,
Die Welt geht wie im Springen,
Es freut sich, was nur kann.

Drum wer anjetzt zum Lieben
Ein ehrlich Mittel hat,
Der flieh, es aufzuschieben,
Und folge gutem Rath,
Weil Alles, was sich reget,
Indem es sich verliebt
Und zu seins Gleichen leget,
Hiezu uns Anlaß gibt.


Hochzeitswunsch

(1635. Auf Chr. Kuhno und Justine Thilo's Hochzeit.)

O du vormals grünes Feld,
O ihr Büsch' und Auen
Vor mein Pallast und Gezelt,
Jetzt ein ödes Grauen!
O ihr Bäche, die ihr klar
Hinzurauschen pflaget,
Da wo Pan der Nymphen Schar
Oftmals hat verjaget!

Meine Phyllis zwingt mich, euch
Gute Nacht zu geben,
Ihr seid traurig, todt und bleich,
Sie ist ganz mein Leben;
Euch ist durch des Herbstes Noth
Alle Pracht vergangen,
Sie ist weiß und sonnenroth
Auf den frischen Wangen.

Bei euch stürmt es ohne Ruh'
Und in allen Höhlen,
Phyllis weht ein Theil mir zu
Ihrer edeln Seelen;
Bei euch muß ohn' Unterlaß
Sich die Luft ergießen,
Sie wird nur von Thränen naß
Um die Nachtzeit fließen.

Keine Sonne lacht euch an,
Ihr Gesicht von fernen
Ist, was mich ergetzen kann,
Trotz den lichten Sternen.
Ich will in der Phyllis Schoß
Steten Frühling führen,
Bei euch möcht' ich nackt und bloß
Und vor Kält' erfrieren.

Darum soll nur sie allein
Mir an Statt der Felder
Und an Statt der Berge sein;
Hie sind meine Wälder,
Meine Brunnen sind allhie,
Wo ich ohne Leiden
Meine Seele spät und früh
Sicher werde weiden.

Kein betrübtes Sinnenweh
Soll mich hier erschrecken,
Ihrer weißen Arme Schnee
Wird mich treulich decken;
Mein verliebtes Herze soll
Zwischen ihren Brüsten,
Als den Hügeln, welche voll
Süßer Freude, nisten.

Dieses ist mein Kaiserthum,
Dies sind meine Schätze;
Was hat sonst bei mir den Ruhm,
Daß es mich ergetze?
Dieses ist das rechte Ziel
Meiner Müh' auf Erden:
Was mein Herze denkt und will,
Muß mir Phyllis werden.

Zeucht ein Kaufmann hin und her
Ueber Stock und Steine,
Durch die Klippen, durch das Meer,
Durch die wüsten Haine:
Was er suchet für und für
Und ich kann gedenken,
Kann mir meiner Phyllis Zier
Reicher Vorrath schenken.

Viel' erzwingen ihre Lust
Aus den wilden Kriegen,
Da sie oft in Reif und Frost
Unterm Himmel liegen;
Unterm Himmel darf ich nicht
Reif und Frost ertragen,
Gleichwol gibet mir mein Licht
Worum sie sich plagen.

Die sind über Leut' und Land,
Reich an schönen Städten,
Diese muß der Flüße Rand,
Die das Meer anbeten;
Meine Phyllis, die mich hält,
Kann mich reicher machen,
Sie ist mir die ganze Welt
Bei so schlechten Sachen.

Andre fallen immer hin
Zu des Glückes Füßen,
Es um Ehr' aus eitelm Sinn
Freundlich zu begrüßen;
Nun sich meiner Phyllis Gunst
An mir hat verliebet,
Ist mir aller Ruhm ein Dunst,
Den das Glücke gibet.

Bei der Phyllis hab' ich mich,
Weisheit, dir vermählet;
Der hat Alles, welcher dich
Klüglich ihm erwählet;
Du bei meiner Phyllis bist,
Die mich vor den Blitzen,
So des Glückes eigen ist,
Kräftig weiß zu schützen.

Phyllis, mein gewünschtes Gut,
Meine Zier und Krone,
Du, in deren Milch und Blut
Ich am meisten wohne,
Komm, uns will an solchen Ort
Venus selber leiten,
Wo uns keines Glückes Nord
Muß noch kann bestreiten!


(1636. Auf Eberhardt von Düren und Regina Michel's Hochzeit.)

O Venus, die du uns mit deinen Flammen
Durch Mark und Seele dringst
Und Herzen, die es nie gemeint, zusammen
Sich zu begeben zwingst,
Komm doch her und thue das Best'
Hie auf diesem Hochzeitfest!

Schau auf die Braut und ihrer Tugend Gaben,
Schau auf den Bräut'gam hin,
Sie sind es, die sich dir verpflichtet haben
Mit Hand und Mund und Sinn;
Komm, verscherze durch dein Band
Ihre Sinnen, Mund und Hand!

Du kannst dich tief in unsre Herzen senken
Und nimmst mit süßer Pein
Da, wo wir es am wenigsten gedenken,
Den Platz der Seelen ein;
Daß man liebet ohne Ruh,
Süße Venus, das machst du.

Nicht, die du pflegst die Herzen zu vergeilen,
Dich Arge mein' ich nicht;
Die du uns triffst mit keuschen Liebespfeilen
Und eheliche Pflicht
Zweien Herzen auferlegst
Und ein keusches Feu'r erregst,

Dir ruf' ich zu! Du mußt von dem her kommen,
Der Alles geben muß;
Du kannst auch nichts als nützlich sein und frommen,
Du bringest nie Verdruß;
Segen, Ruh und Einigkeit
Geben stets dir das Geleit.

Was, ist sie nicht schon bei uns auf dem Saale?
Ach ja, schaut nur empor,
Ihr helles Licht und ihres Feuers Strahle
Blinkt wie ein Gold hervor;
Weg, was ihr im Wege steht,
Machet Raum da, wo sie geht!

Sie träget in der Hand die heiße Kerzen,
Ihr kleines Volk ist wach
Und führet ihr der Küsse Thun, das Herzen,
Bald auf der Fersen nach;
Diesem folgt der Liebessieg,
Dann auch Fried' und gutes Glück.

Nehmt euch in Acht, ihr Jungfraun und Gesellen!
Ihr Kind, das spät und früh
Durch seine Kraft sich uns bemüht zu fällen,
Ist auch mit ihr allhie,
Geht im Saal herum und schaut
Auf den Bräut'gam und die Braut.

Inmittelst was er kann und mag erreichen,
Das macht er eilends wund.
Wer ihn nicht kennt, der merk' ihm diese Zeichen:
Sehr freundlich ist sein Mund,
Purpurfarb ist seine Tracht,
Pfeil und Bogen seine Macht.

Er wird im Tanz am meisten sein zu spüren,
Bald geht er mitten ein,
Bald wird er selbst verdeckt den Reihen führen,
Bald gar der letzte sein;
Scherz und List, die uns bethört,
Ist, was sonst ihn kennen lehrt.

Die Augen sind ihm beide zugebunden.
Doch scheut ihn nicht zu viel
Er trifft uns zwar, jedoch mit süßen Wunden,
Durch ein gewüschtes Spiel,
Wunden, die das Sterben fliehn
Und das Leben auf sich ziehn.

Ich weiß, daß sich jetzt Braut und Bräut'gam freuen
Nur über seiner List,
Die ihnen nun zum Leben soll gedeihen
Und recht das Mittel ist,
Daß ihr Nam' in dieser Welt
Nach dem Tode Raum behält.

Schaut, wie sie schon einander freundlich winken,
Die Flamme steigt empor,
Die Augen sind wie wann die Sterne blinken!
Geht, laßt die Braut hervor;
Venus will nicht länger stehn,
Sagt, sie soll zu Bette gehn.

Nun, kömmt sie? Ja, der Venus Völker springen
Und jauchzen vor ihr her,
Ich sehe Gott viel Segen auf sie bringen,
Das Horn ist voll und schwer,
Schwer von Glück und Segens voll,
Das sie überschütten soll.


Hochzeitslied

(1638. Auf Alex. Buhlbeck's und Elisabeth Grossen Hochzeit.)

Lachen jetzt der Sonne Wangen
Durch die Luft uns freundlich zu,
Liegt des Westes Sturm gefangen,
Ist die stolze See in Ruh,
Zeigen sich die Felder gütig,
Stehn die Saaten übermüthig:
Denket, ob es lang' auch hin,
Daß die Zier der Luft und Erden
Soll nur Leid und Grauen werden
Durch des Herbstes Eigensinn.

Warum soll man nun versäumen
Was die liebe Zeit uns gönnt?
Trollt euch, die ihr nichts als träumen,
Nichts als sauer sehen könnt.
Laß uns wo in einem Garten
Unsers frischen Leibes warten,
Oder um der Bäche Rand
In ein weiches Gras uns strecken,
Wo die Rosen uns bedecken
Für der heißen Sonne Brand!

Jungen, gebt das Flaschenfutter!
Ei, nicht dieses, dort den Wein!
Sagt beileibe nicht der Mutter,
Daß wir jetzund fröhlich sein.
Ihr, scherzhafte Quellen, spielet,
Klunkert hin auf euren Zweck,
Keine Rückfahrt könnt ihr halten;
Wenn auch wir einmal erkalten,
Sind und bleiben wir schon weg.

Komm, du meiner Seele Leben,
Du mein Trost, den Gott mir schenkt,
Komm, du kannst vollauf mir geben
Alles, was mein Herz gedenkt.

Weil wir ja dann mit den Jahren
Zu dem Tode müßen fahren,
Laß es immerhin geschehn,
Wenn wir uns und unsern Namen
In gewünschtem Heiratssamen
Nur zuvor erstattet sehn.


Der Bräutigam an seine herzgeliebte Braut,
als ihn dieselbe zum ersten mal in seiner Behausung besuchte.


(1638. Auf Cölestin Mislenta und Regine Winter.)

Seid mir tausendmal willkommen,
Ihr mein Trost und Sonnenschein!
Ach, was Segen, Heil und Frommen
Kommt mit euch, mein Licht, herein!
Welch ein Glanz bricht durch mein Haus
Jetzt mit güldnen Strahlen aus!

Alles beut euch dar die Hände,
Nichts bei mir ist so erstarrt,
Das nicht lächle; ja die Wände
Merken eure Gegenwart,
Eure, die ihr sie in Gold
Bald hernach verkehren sollt.

Schaut, wie alles Einsamleben,
Nun ihr hie seid, auf die Flucht
Sich im Kurzen zu begeben
Schon sein Thun zusammen sucht,
Dessen Stelle Scherz und Spiel
Süßer Lieb' ersetzen will.

Hieher werdet ihr entbinden
Eures Muthes edeln Geist,
Hie soll eure Seele finden
Was sie sucht, doch allermeist
Wird mein Herz, mein Freudenschein,
Euer Haus und Ruhstatt sein.


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