Ehegedichte



Ehe

Ich will Ich sein,
Du sollst Du sein,
Jeder allein
Und doch Zwei-Ein.
Jeder soll wachsen nach seinen Gesetzen,
Keiner des andern Wachsen verletzen.
Nur das Ziel ist gemein:
Wir wollen beide zu Gott hinein.

Christians


Eheglück

Das Leben war so schön und so licht,
Lenzsonne strahlte darüber,
Als wir mit glühendem Angesicht
Uns standen gegenüber,
Als wir beim knospenden Rosenstrauch
Die ganze Welt vergaßen,
Und du mir gestandest, daß du auch
Mich liebtest über die Maßen.

Das Leben war so schön und so licht,
Die Erde blühte in Sprossen,
Als du mit glühendem Angesicht
Mir süße Kund' erschlossen;
Und als nun fröhlich in Kraft und Trieb
Die Kinder uns umsprangen,
Da ist uns die echte, die rechte Lieb'
Im Herzen aufgegangen.

Das Leben ist so schön und so licht
Und liegt verklärt mir zu Füßen,
Wenn deine Augen im treuen Gesicht
Mich noch wie vordem grüßen.
Wir sind an der Liebe Wanderstab
Den Berg hinaufgeklommen;
Die Liebe hilft uns auch wieder hinab,
Bis wir zur Ruhe kommen.

Adolf Ey


Heilige Ehe ...

Heilige Ehe,
Wie ich sie verstehe:
Ein Bund von Zweien,
Sich zu befreien
In Liebeslanden
Von Selbstsuchtsbanden.

Aufzulösen
Das Joch des Bösen,
Des Eng-Gemeinen,
Im Strebend-Reinen.
Im Kusse geben
Sein tiefstes Leben,

Im Lustgeniessen
Sein Selbst erschliessen
Und ganz vermählen
Die wahren Seelen.
Nicht Pflichtgewöhnung
Starrer Pakte,
Nein, Lebenskrönung
Im Liebestakte.

Nicht herrschen wollen
Noch unterthanen,
Nein, Schätzung zollen
Und Freiheit bahnen:
Was als sein Höchstes
Der Mensch erkannt,
Erfüllt als Nächstes
Und Hand in Hand.

Karl Henckell


Die Schönste

Schlank warst du wie ein Reh, mein Kind,
Und jung und morgenschön,
Dein Hals war wie der Schnee, mein Kind,
Wie Schnee auf Alpenhöhn,
Und deine Augen schauten klar
Wie stiller Sterne Licht,
Und reich umwallte blondes Haar
Dein lieblich Angesicht.

Der Liebesmai zerrann, mein Kind,
Wir sind nun welk und grau;
Ich bin dein alter Mann, mein Kind,
Du meine alte Frau.
Das Leben hat uns arg entstellt,
Und doch - ich schwör's dir zu:
Für mich ist keine auf der Welt
So schön, mein Kind, wie du!

Adolf Ey


Meiner Frau

Bekleidet mit der reifen Köstlichkeit
des Alters, das noch Tanz und Spiele liebt,
mit einer Seele, die nur gibt und gibt,
gehst du an meiner Seite schon so weit,

doch ohne Spur von schwerer Lebenslast,
die rings die Wanderer zu Boden drückt -
Stolz gehst du neben mir, noch ungebückt
und bietest mir den Arm zur guten Rast.

Was wüßte ich von dieses Daseins Glanz?
Du bist es, die mir Sinn und Auge richtet
auf alles Schöne, mich verstehen läßt
das Erdenkreisen und den Sternentanz -
und selbst das feinste Staubkorn wirkt und dichtet
an uns'rem wundervollen Ehefest.

Alfons Petzold


Meine Frau und ich

Wie du in Lilien dort und wildem Mohn
Sitzt bei der Arbeit auf dem Fensterthron,
Umspinnt der Abendsonne letzter Schimmer
Das liebe graue Haar mit Goldgeflimmer.
Das ist so zart und fein wie Filigran.
Das kräuselt sich noch grad so, wie's getan,
Als nach der Hochzeit in den Reisewagen
Ich fröhlich dich auf meinem Arm getragen.
Und sachte streicht das warme Sonnenlicht
Die Fältchen dir vom freundlichen Gesicht,
Und wieder seh' ich auf den weichen Wangen
Die kleinen Kühlchen, die mich einst gefangen.
Du lächelst in Gedanken für dich hin.
Da tret ich näher, hebe sanft dein Kinn
Und küsse dich; doch du drohst mit dem Finger.
Ja, liebe Alte, wie ich dich so sah,
Die Sonn', das krause Haar, die Kühlchen da,
Ich dacht', wir wären vierzig Jahre jünger.

Adolf Ey


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