Gedichte zum Junggesellenabschied



Ein Stiefelputzer

Ich bringe Schuh und Stiefel, leicht zum Tanze,
Und blank geputzt -
Allein, Potz Blitz! steh' vom Lichterglanze -
Beinah' verdutzt.
Man feiert wohl gar eine Hochzeit allhier?
Nun gut! ich ergreife das Hasenpanier.

(Er will sich entfernen, besinnt sich aber.)

Doch halt! - Ich bin doch sonst beim Stiefelputzen
Kein dummer Tropf;
Vielleicht gewähr' ich hier noch ein'gen Nutzen
Mit meinem Kopf.
Ich hab' ja in eigenen Ehestandsjahren
So Manches erlebt und so Manches erfahren.

(Er nimmt ein Paar Schuhe und hält sie empor.)

So wie zu einem Paar dasselbe Leder
Der Schuster nimmt,
So findet auch ein treues Herz ein Jeder,
Ihm gleich gestimmt.
Gott schaffet das Paar sich beglückender Seelen,
Damit sie vereint ihren Zweck nicht verfehlen.

Doch wie den Schuhen muss die Wichse geben
Den schönsten Glanz,
So wäre ohne Liebe auch das Leben
Ein Dornentanz.
D'rum hab' ich ein Sprüchlein für zärtliche Triebe:
Den Schuhen die Wichse, dem Leben die Liebe!

Erlaubt, bevor ich mich von euch nun trenne
Brav ausgelacht,
Dass ich die Wichse und die Weise nenne,
Wie man sie macht.
Ich bitte zum Hören die Ohren zu spitzen;
Ein solches Rezeptchen kann Manchem wohl nützen.

Ihr mischt gesunden Sinn und Mut und Frieden
In's Töpfchen ein,
Und lasst am Feuer des Vertraun's es sieden,
Hübsch klar und rein;
Die Sonne der Liebe - um nichts zu verlieren -
Muss endlich das Ganze noch gut destillieren.

Wer dann in Frömmigkeit und Tugend findet
Den schönsten Lohn,
Dem ist ein Paradiesesglück begründet
Im Leben schon.
Den Spruch und das Mittelchen haltet in Ehren,
Sie werden den süßesten Trost Euch gewähren.

Universal-Gratulant, 1845


Ein Quacksalber

Ich bin der Doktor Hittentitt,
Und bringe viel Rezepte mit.
Besonders für das Eh'standsweh
Hab' ich manch' trefflich Rezepte.

Stellt nach der Flitterwochenzeit
Der Langeweile Herzeleid
Sich unvermutet bei Euch ein,
Wird die Mixtur hier heilsam sein.

Denn sie besteht aus Freudigkeit
Und göttlicher Zufriedenheit,
Wer sie braucht, zieht die Stirn nicht kraus,
Sucht kein Vergnügen außer'm Haus.

Wenn Eifersucht, Gott sei's geklagt,
Manch Ehepärchen oft wohl plagt,
So nehm' es diese Pillen ein.
Und Eifersucht wird fern ihm sein.

Die Pillen aber sind gemacht
Aus Lieb' und Treu' bei Tag u. Nacht,
Und aus Vertrau'n, was Probe hält,
Und was der Argwohn nicht entstellt.

Dem Eh'stand bringet großes Leid
Oft Jähzorn auch und Heftigkeit,
Da hab' ich denn ein Elixier
In dieser Flasche jetzt dafür.

Man nehm' es schnell in seinen Mund,
Gibt im Gemüht' der Zorn sich kund,
Und halt' es drin bis zu der Frist,
Wo aller Zorn verflogen ist.

Woraus besteht dies Elixier?
Aus klarem Wasser! Glaubt es mir,
Ihr Freunde, was bei heißem Blut'
Für große Dinge - Wasser tut.

Nun lebt recht wohl und denkt an mich,
Denn wer kuriert so gut als ich!
Und fehlt's an Eh'standsappetit,
Schickt nach dem Doktor Hittentitt.

Universal-Gratulant, 1845


Ein Nachtwächter

(Er tritt ein und pfeift.)

Welch ein Spektakel so spät in der Nacht!
In Kaffeehäusern und Tabakieen
Sieht man nicht eine Pfeife mehr glühen,
Und alle Schnapsladen sind zugemacht.
Was verführt Ihr hier noch solch ein Lärmen!
Hört Ihr nicht auf zu poltern und schwärmen,
So werket Ihr all' in die Wache gebracht. -

(Nach einer kleinen Pause.)

Potz tausend! was seh' ich? - Fein mit Bedacht! -
Hier kann man über die Schnur schon hauen,
Hier ist ein Polterabendschmaus,
Da geht es bunt über Eck' und kraus,
Ich muss das Pärchen jetzt näher beschauen.

(Er beleuchtet es mit der Latern.)

Das muss man sagen, schmuck sieht es aus. -
Ich muss ihm meine Reverenz auch machen.

(Er verneigt sich mit komischen Gebärden.)

Viel Glück zum Ehestand! Ich werde das Haus,
Bewaffnet mit Stange und Säbel, bewachen,
Zum Neujahr bitt' ein Geschenk ich mir aus,
Ihr werdet gewiss erklecklich es machen,
Ein Invalid' ist der Nachtwächter Klaus.
Es schlägt! ist Zeit, dass ich mich wieder entferne,
Schlaft wohl!

(Zu den Andern.)

Ihr könnt' auch nach Hause nun gehn.

(Zu dem Brautpaar.)

Gin Nachtwächter muss auf den Pfiff sich versteh'n,
Drum schenk' ich Euch pfiffig hier meine Laterne.

Universal-Gratulant, 1845


Adam aus dem Dorf-Barbier

Bringt eine Windelschnur.

Lauf! sprach mein Herr, der Bader,
Zum Polterabendfest,
Wenn dort auch nicht zur Ader
Sich heut' ein Einz'ger lässt.
Bald kommen and're Zeiten,
Und ein Chirurgius
Hat viel dann zu bedeuten,
Man nichts versäumen muss.

Müsst' ich nicht Bärte schaben,
So würd' ich selber schon
Hin zu dem Brautpaar traben
Zur Gratulation.
Marsch fort und gratuliere,
Mach' auch zugleich bekannt.
Dass ich gar sanft barbiere
Mit einer leichten Hand.

Vergiss es nicht zu sagen,
Ich wäre sehr geübt
Im Schröpfen, Aderschlagen,
Zahnbrechen, wenn's beliebt.
Drauf lief ich her geschwinde,
Und wünsch' Euch tausend Glück!
Adieu! die Aderbinde
Lass ich für Euch zurück.

Universal-Gratulant, 1845


Spruch eines Freundes am Polterabend,

der als Schuhmacherbursche verkleidet, ein Paar Pantoffeln überreicht.

Guten Abend, Herr Bräutigam, guten Abend, Jungfer Braut!
Nicht wahr, Sie werden morgen getraut?
Hier habe ich ein Paar Pantoffeln gemacht;
Ich nahm zu Hilft dabei die Nacht.
Sie sind zu gebrauchen, das kann ich Euch sagen,
So zum Regieren und manchmal zum Schlagen!
Die Meisterin nennt sie ein wichtiges Stück,
Sie sagt: "sonst brächte die Ehe kein Glück!
"Denn, wenn die Pantoffeln zu spät gekommen,
"Haben die Männer die Herrschaft gewonnen.
"Das darf nicht sein, wo Ordnung gilt;
"Der Mann muss schweigen, wenn's Weibchen schilt;
"Hübsch fleißig, Du Schlingel!" - Da meinte sie mich,
"Sonst hol' ich den Knieriem, dann rühre Dich!
Kaum fertig, da sprach sie: "Nun trage sie 'rum.
"Bestell' Alles richtig und mach' es nicht dumm.
"Will die Frau sprechen, der Eh'mann nicht schweigen,
"So darf sie ihm den Pantoffel nur zeigen;
"Will er gar brummen, schmollen und zanken,
"Kann der Pantoffel schon etwas wanken;
"Blickt er liebäugelnd nach schönen Kindern,'
"So muss sie's durch sanfte Kläpschen verhindern,
"Will das noch nicht helfen und hält er nicht Ruh',
"Dann" - sagt die Meisterin - "schlag' sie derb zu!"
Nun, hab' ich die Sache nicht richtig bestellt?
Da sind die Pantoffeln - ich nehme kein Geld.
Am Jubelfest soll ich sie erst wiederholen,
Und tut es dann Not, sie noch einmal besohlen.

Universal-Gratulant, 1845


Bergleute

Glück auf! - Wir stiegen aus der Nacht
Der Unterwelt, aus tiefem Schacht
Heut' frohen Mut's hinauf.
Wir kommen mit Gesang und Spiel
Und bringen Euch der Wünsche viel:
Glück! edles Paar, Glück auf!

Wenn diese Nacht hernieder sinkt,
Geht, wenn sich neu der Tag verjüngt,
Euch Hymens Fackel auf!
Und jeder rufet dann entzückt,
Wenn man am Altar Euch erblickt,
Wie wir, Euch zu: Glück auf!

Einst ging, o Braut! zum ersten Mal
Der milden Sonne gold'ner Strahl
Für diese Welt Dir auf,
Und wer an Deine Wiege kam,
Und Dich in seine Arme nahm,
Rief segnend aus: Glück auf!

Dir ging, ein Liebling der Natur,
Wie Rosen auf der Blumenflur,
Der Kindheit Leben auf;
An Unschuld und an Sanftmut reich,
Der Lilie und dem Veilchen gleich,
Und Alles rief: Glück auf!

Als drauf Dein schöner Lenz begann.
Da warb um Dich ein edler Mann,
Ihm schloss Dein Herz sich auf.
Du gibst ihm freudig Herz und Hand,
Bald eint Euch Hymens Myrthen-Band,
Und Amor ruft: Glück auf!

Er segnet diesen Bund der Lust,
Bald ziehst Du nun an Mutterbrust
Die Söhn' und Töchter auf:
Und die einst diese Kleinen seh'n,
Wie ihre Eltern gut und schön,
Beseelt der Wunsch: Glück auf!

So schwinde froh Euch manches Jahr,
Und manches holde Enkelpaar
Streu' Blumen Eurem Lauf;
Schließt einst sich spät, zur Himmelsruh,
Verklaret Euer Auge zu,
So lächelt noch: Glück auf!

Universal-Gratulant, 1845


Der Portier

Um heute Euch ganz meine Dienste zu weihn,
Führ' ich Euch die munteren Gäste herein.
Sie haben verschied'nes zu melden und sagen
Von Täuschung der Liebe und Ehestandsplagen;
Und was sie verkünden, das merket Euch doch,
Denn, wahrlich, in Zukunft gebraucht Ihr es noch:
Weil, ähnlich der Rose, von Dornen umgeben,
Die eh'liche Liebe im irdischen Leben!

Nehmt, Brautleut! noch diese Tassen mit Tee
Als freundliche Gabe von einem Portier;
Sie werden in Zukunft mit Nektar gefüllet;
Der all' Eure Wünsche und Hoffnungen stillet;
Es möge sie füllen ein himmlischer Tee,
Als Heilmittel gegen das irdische Weh.
Dann werdet Ihr sie noch im Laufe von Jahren
Als schönste von all' Euern Tassen bewahren.

Poetische Bibliothekar, 1845


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