Hochzeitstagsgedichte



Gottes Segen

Es sei von Gottes ew'gen Segen
der Treue stilles Fest verklärt,
die sich auf steil und ebnen Wegen
durch Freud' und Sorge treu bewährt.

Wo Menschentreu sich echt gezeiget,
da fehlt auch Gottes Treue nicht,
sie sendet, wenn der Tag sich neiget
ein friedevolles Abendlicht.

Sie nehme, was sie Euch beschieden
in ihre segensvolle Hut,
dass ihr bekennt in Freud und Frieden:
wie's Gott gefügt, so wird es gut.

Ottilie Wildermuth


Der schönste Kranz

Doch Einer bleibt der schönste Kranz gewunden:
Die treu mit mir durch Höh'n und Tiefen ging,
Geschlossen in den heiligen Lebensring
Der lichtbeglänzten, schattendunklen Stunden.

Die mit mir teilte Wonneglück und Wunden,
Die stark die Weihen ihrer Wahl empfing,
Mit mir am Kreuz des Dichtertumes hing,
Mit mir den Weg zum Berg des Heils gefunden.

Die mich getröstet, wenn in Hohn und Hassen
Ich ganz allein auf hohem Posten stand,
Von Gunst und Ehre, Lohn und Ruhm verlassen.

Die mit der mutigen, geliebten Hand
Aus schwerem Zweifel, müdem Weltverzagen
Mein Licht entfacht zu neuem Zukunftswagen.

Karl Henckell


Meiner Frau

I.

Ich bin von einem Lied das erste Wort!
Wer kennt den Ton und seinen Schall?

Du singst die ganze Strophe fort
Und gibst mir guten Widerhall!

II.

Ich bin ein Baum.
Meine Blätter wiegen sich in dem Raum,
Der weit
Umspannt die stille Ewigkeit.
Du bist die Gärtnerin und pflegst die Erde,
Daß meinen Blättern Nahrung werde.

III.

Im Nebel schäumt der wilde Fluß.
Der Himmel wölbt sich grau im Guß.

Im Osten glänzt ein schmales Band -
Ich greife bang nach deiner Hand.

Ein Lächeln spielt um dein Gesicht -
Der ganze Himmel steht im Licht.

IV.

Deine Liebe ist ein Becher
Gefüllt mit edlem Wein.
Ich will der ewig trunkne Zecher
sein.

Ich trinke alle Nächte, alle Tage
Und halte einsam fröhliche Gelage.
Mein Mundschenk ist die Sehnsucht tief in mir
Nach dir!

V.

Dein Leben wölbt sich kühn wie eine Brücke,
Von meinem Elend zu dem späten Glücke.

Mit sichrer Hand hast du den Brückenbogen
Von einem End' zum anderen gezogen.

Schau ich vom Port zurück den grausen Pfad,
Dank ich dir tief, daß du mir bist genaht.

Alfons Petzold


An Antonie

Zu dieses Tages Feier
Erklingt, Du merkst es schon
Erklingt die alte Leier
Und gibt den alten Ton.

So wie ich einst Dich liebte,
So lieb' ich Dich noch heut,
Und werde dich, Geliebte,
Noch lieben alle Zeit.

Adelbert von Chamisso


Zu einer kupfernen Hochzeit

(Nach 12 1/2 jähriger Ehe.)

Hier, schönes Paar, nehmt dies Gefäß von Kupfer:
Seid aller Hindernisse Überhupfer,
Sind sie zu hoch zum Hupfen, seid Durchschlupfer.
Seid fremder Wunden heilende Betupfer.

Das Unglück geb' euch niemals einen Stupfer.
Der schwersten Sorgen seid behende Lupfer,
Bei Skat und Whist seid eurer Gegner Rupfer,
Bei Dahns des Weins stets hochwillkommne Supfer,
Nicht dieser Reime kritische Zerzupfer.
Gedenk' ich euer, thut mein Herz 'nen Hupfer
Und wünscht euch Glück zum Hochzeittag von Kupfer!

Felix Dahn


Jahrestag

1840.

An diesem Tag, der dich zuerst dem Leben,
Der Liebe dann und meinem Glück gebar,
Heut welche Geister fühl' ich mich umschweben
In luftbeseelter, unsichtbarer Schaar?
Ein Echo hör' ich in den Zweigen beben,
Das tönt so süß, das lockt so wunderbar,
Und singt und klingt und flüstert durch den Garten,
Wo meine Küsse wieder dich erwarten.

O komm' herab! Es ist dieselbe Stelle,
An diesem Ort einst saßen ich und du:
Wie damals braust fernher des Stromes Welle
Und wiegt das Herz in träumerische Ruh:
Wie damals nickt der redliche Geselle,
Der alte Nußbaum, seinen Gruß mir zu:
Jetzt nahst auch du, du Lieblichste der Bräute,
Und o, das Damals wandelt sich in Heute!

Ein Jahr verrann! - Verronnen, nicht verschwunden,
Ist dieses Jahres sel'ge Maienzeit!
Noch leben sie, die wonnevollen Stunden,
Noch ihr Gedächtniß macht das Herz mir weit,
Da dich zuerst mein kühner Arm umwunden,
Da meinen Mund dein erster Kuß geweiht -
Und nur, die doch dein Auge mußte nässen,
Die Thräne nur, nichts weiter, sei vergessen.

So bist du mein! So wirst du mir gehören,
Stern meiner Nächte, meiner Seele Licht!
Wie auch der Zeiten Fluth sich mag empören,
An unsrer Herzen Eiland schwillt sie nicht:
Du bleibst ja mein! Das klingt in tausend Chören,
Das sagt das Auge, das durch Thränen spricht:
"Denn wie nun fallen unsers Lebens Loose,
"Du bist nun mein, bleibst einzig meine Rose!"

Robert Eduard Prutz


Der Hochzeitstag

Heut ist's ein Jahr, daß wir ein Pärchen sind;
Früh gab es süße Thränen meines Weibchens,
Ich hört' ihr leises Schluchzen, Schlummer heuchelnd,
Da ich im Bette träumte; leise kam
Mein Süßes, Süßes an mein Bett geschlichen,
Und ihre Blicke, noch in Thränen schwimmend,
Fühlt ich auf meinem Antlitz selig ruhn;
Nun gab es Küsse, ungezählt und heiß,
Umarmungen und tausend Neckerein.
Dann saßen wir am straußgeschmückten Tisch
Beim frohen Frühstück; sie im Sommerkleid
- Es ist ein ganzer Sommertag für sich,
So zart und duftig, sonnig, märchenhell -
Kußhändchen werfend und von Zeit zu Zeit
Urplötzlich wieder einen Kuß verlangend.
Dann, wie besprochen, machten wir uns auf
Den ganzen Tag im Freien zu verbringen.
Mein Glück ging neben mir, schritt tapfer aus,
Vom Wegrand Blumen pflückend; und wir scherzten
Und waren närrisch heiter, wie zwei Kinder.
Im Dorf dann ein vergnüglicher Vormittag,
Ein Stündchen auf dem kleinen See, im Dunkel
Der Erlenbüsche, die in's Wasser tauchen;
Und dann im Wirtshausgarten auf dem blauen,
Großblumigen Tischtuch Hochzeitsschmaus: Die Wirtin,
Die drallen Arme unterm Busen kreuzend,
Mit ihrem hübschen Defreggergesicht
Lacht uns verliebten Leuten freundlich zu.
Dann tief im Walde auf dem Rasenteppich
Streckt' ich mich aus, mein Liebstes neben mir,
Mit Blumen mich bestreuend; ich entschlief
Im Schatten ihres breiten Sommerhuts,
Ihr weiches Händchen warm in meiner Hand.
Sie weckte mich, verschämt und wie ertappt,
Als durch die Bäume Städter sichtbar wurden;
Kreischende Flucht zum nahen Försterhaus.
Hier ein Diskurs mit einem Bauernburschen,
Der auf dem gelben Felde Ähren band
Und uns für Liebsleut' hielt.
Kaffee im Wirtshaus.
Mein Liebchen reicht mir zwischen jedem Schluck
Das rote Mündchen, das ich küssen darf.
Dann, da wir auf die Straße treten, lädt
Ein Rosselenker, der die Städter wohl
Herausgefahren, uns zur Mitfahrt ein.
"Wir gehn zu Fuß." Doch plötzlich stößt mich leis
Mein Weibchen in die Seite: "Sieh' ihn an".
Und, seltsam, aber wahr: es ist der Kutscher,
Der uns vor einem Jahr am Hochzeitstag
Zur Kirche führte. Er erkennt uns auch;
Nun Händedrücken, Fragen, frohe Scherze.
Mein Weibchen purpurrot, da er sie fragt,
Ob er nicht bald zur Taufe fahren dürfe.
Dann sitzen wir im Wagen, eng umschlungen,
Mein Schätzchen feierlich, wie Frauen sind,
Und glücklich ernst geworden durch den Zufall,
Der uns den Kutscher in den Weg geführt,
Mit dem einst unser tiefes Glück begann,
Den Zufall für was Gottgesandtes preisend.
Wir schauen träumend auf den breiten Rücken
Des Kutscherfreundes, der sich manchmal umkehrt
Uns zuzulächeln und sich mit uns freut.
Und auf dem breiten Rücken dieses Kutschers,
Der majestätisch auf dem Bocke thront,
Ziehn uns die Tage des vergangenen Jahrs
Wie Wandelbilder träumerisch vorüber:
Die Fahrt zur Kirche, unsre Hochzeitsreise,
Der blaue Himmel Roms, das weite Meer,
Die ersten Tage in der eignen Wohnung,
Die freudige Arbeit, wenn mein süßes Liebchen,
Mich küssend, über meine Achsel schaut.
Wir sind ganz still geworden, reines Glück
Füllt unsre dankerfüllten Kinderherzen.
Und plötzlich neigt sich weinend, außer sich
Mein Weib auf meine Hand, um sie zu küssen.
Wir sind zu Hause. Und im nächsten Jahr
Will ich am Hochzeitstag denselben Kutscher
In unser liebes, weißes Dorf bestellen -
Wenn ich ihn früher nicht zur Taufe brauch'!

Hugo Salus


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