Gedichte zur Hochzeit



Einem jungen Brautpaare

Zu neuem Leben ist die Welt erwacht,
Ihr Herz geht auf, ihr Sonnenauge glüht,
Balsamisch ist ihr Odem, und sie blüht
Wie eine Braut in jungfräulicher Pracht.

Euch öffnet sie der Wunder reichsten Schacht -
Nur für die Liebe ist der Lenz erblüht,
Mit süßer Ahnung füllt er das Gemüth
Von Liebeswonne und von Liebesmacht.

Erschließt ihm liebend Eure Herzen ganz!
Laßt seinen Hauch durch Euren Busen wehen,
Nachts wird in schönen Träumen auferstehen

Was Euch berauscht von Lenzesduft und Glanz -
Und was die schönen Träume Euch enthüllen,
Gott mög' es Euch im Leben ganz erfüllen!

Friedrich Bodenstedt


Das Lob Helenens

Am Tage ihrer Vermählung.

O Bräutigam! welch' eine Braut
Wird deinem Arm' zur Beute!
Bey meiner Leyer schwör' ich's laut:
Die Krone schöner Bräute!

Wer zweifelt, wandre hin und her,
Rings um die alten Gleichen!
Kein schön'res Fräulein findet er,
In allen Königreichen. -

Ihr Blick verheißt ein Paradies;
Die Wang' ist Morgenröthe;
Und ihre Stimme tönt so süß,
Wie König Friedrichs Flöte.

Noch mehr! Des Dichters Phantasey
Verräth es seiner Leyer,
Daß ihre Lippe süßer sey,
Als Honig und Tokaier.

Ihr schlanker Wuchs - Doch wie vermag
Ich jeden Reiz zu singen?
Kaum reicht' ein langer Sommertag,
Ihr Loblied zu vollbringen.

Sie weichet nicht in Griechenland
Der schönen Nahmensschwester;
Doch hält ihr Herz das goldne Band
Der Liebestreu' weit fester. -

Sie hätten in der Wunderzeit
Der Riesen und der Moren,
Die Paladine weit und breit
Zur Dame sich erkohren.

Ihr Nahme hätt' im Feldpanier
Den Rittern Muth geschimmert,
Und Schild' und Lanzen im Turnier
Zu tausenden zertrümmert.

Wär' sie gebohren auf der Flur,
In jenen goldnen Jahren,
Als ritterliche Lanzen nur
Noch Hirtenstäbe waren:

So hätt' um sie, in Flur und Hain,
Ein jedes Lied geworben.
Wohl mancher wär' in Liebespein,
Nach Schäferart gestorben. -

Sieh, solche Braut zieht deine Hand
Hinweg aus unsern Blicken.
Wie neiden wir das fremde Land,
Das Helena soll schmücken!

Ach! welche Nachbarin ersetzt
Sie unfern Nachbarsöhnen?
Und welche wird die Reigen jetzt,
Wie Helena, verschönen?

Du müßtest wohl mit blankem Speer
O Mann, sie erst erwerben,
Und billig schäferlich vorher
Ein paarmal für sie sterben! -

Doch wirft du künftig, ohne Leid,
Sie auf den Händen tragen,
Und immer, nach Verdienst, wie heut,
Ihr Honigwörtchen sagen:

So sey es d'rum! Wir lassen sie
In Frieden unsertwegen.
Die Liebe segne dich und sie,
Mit ihrem besten Segen!

Gottfried August Bürger


Ein armes Brautpaar

Du brauchst kein Kleid von Seide,
Und keinen Kranz ins Haar,
Wir treten dennoch beide
Vergnügt zum Traualtar.

Wir brauchen keine Wagen
Und keinen langen Zug,
Den Frieden heimzutragen,
Dazu sind wir genug.

Die stolzen Seligkeiten
Der Jugend sind verblüht,
Es ändern sich die Zeiten,
Doch nimmer das Gemüth.

Ein Röschen? Meinethalben,
Sonst nichts zum Hochzeitsfest!
Wir sind nur Kirchenschwalben,
Wir haben nur ein Nest.

Hermann von Lingg


Der Bräutigam an die Braut

Nimm hin den Ring der Treue,
Dies Bild der Ewigkeit!
O, dass Misstraun oder Neue
Seinen Anblick nie entweihe!
Dass es unsres Bundes Herzlichkeit
Jeden Morgen dir erneue!
Dass noch einst, durchströmt von Dankbarkeit,
Sich dein Herz der langen Reihe
Durchgeliebter Tage freue;
Wann, genagt vom Zahn der Zeit,
Dieses Ringes Schönheit schwindet.
Und, bei Sang und Spiel und Tanz,
Uns der Jubelfeier Kranz
Kind und Enkel windet.

Friedrich Wilhelm Gotter


Brautfeier

Wenn thaubeglänzt, versteckt in grünen Zweigen
Die erste Rose träumerisch erwacht,
Dann, sagt man, tönt in wundervollem Reigen
Ein lautes Festlied durch die stille Nacht:
Hilfreiche Genien sieht man niedersteigen.
Goldlock'ge Feen in zauberischer Tracht,
Und die der Rose dienen als Vasallen,
Die Lerchen jubeln und die Nachtigallen.

Und o wie lieblich klingt, was sie verkünden,
Wie süß das Schicksal, das sie prophezein?
Allüberall in blumenreichen Gründen
Soll Königin die holde Rose sein,
Soll tausend Herzen tausendfach entzünden
Zu süßer Qual, zu wonnevoller Pein:
So, was von fern viel leise Stimmen flöten,
Die Rose hört's mit lieblichem Erröthen.

Ganz solch ein Lied, von Geistern auch gesungen,
O Rose du in maienhafter Pracht!
Hat deine Wiege freundlich auch umklungen,
Da du zuerst das Leben angelacht.
Wohl war es tief dir in das Herz gedrungen,
Durchglühte dich mit ahnungsvoller Macht;
Doch gleich der Rose, horchtest du den Chören,
Und lächeltest und schienst sie kaum zu hören.

Nun ist die Knospe herrlich aufgebrochen,
Die schönste wohl der ganzen Blumenschaar,
Und was das Lied der Feen dir versprochen,
Schau um dich, Herz, o schau! es wurde wahr!
Kaum sah ich nur mit stillem Herzenspochen
Dein liebes Auge, lächelnd, sonnenklar,
Da fühlt' ich schon mit Hoffen und mit Zagen,
Daß eine Krone deine Schläfe tragen.

So, was dir klang in jener ersten Stunde,
Noch heute tönt es freundlich in dein Ohr:
Von Geistern nicht, sie haucht von meinem Munde,
Aus meinem Herzen flüstert sie empor,
Die süße Botschaft von dem holden Bunde,
Dem ewigen, den unser Herz beschwor!
Drum nicht die Lerche, nein, in deine Seele
Singt heut ihr Lied, ihr erstes, Philomele.

Und sieh', schon schwebt, wie damals, heute wieder,
Heut zu uns Beiden, nicht zu dir allein!
Im Morgenglanz ein Chor von Engeln nieder,
Und o wie süß, was heut sie prophezeihn!
Schon hör' ich tönen hochzeitliche Lieder,
Die Laube schließt, ein Brautgemach, uns ein,
Und wie nun fallen unsers Lebens Loose:
Du bist nun mein, bleibst einzig meine Rose.

Robert Eduard Prutz


Dem Brautpaar

(Die Geschwister des Bräutigams)

Er fliegt hinweg, dich zu umarmen,
und unsre Seele jauchzt ihm laut!
Mit innig heißerem Verlangen
flog nie der Bräutigam zur Braut.
O Schwester, willst du länger weilen?
Auf, bring uns doppelt ihn zurück!
Wir wollen alles mit dir teilen,
und unser Herz und unser Glück.

Die besten Eltern zu verlassen,
die Freunde, denen du verschwind'st,
ist traurig; doch, um dich zu fassen,
bedenke, was du wiederfind'st.
Dein Glück, o Freundin, wird nicht minder,
und unsers wird durch dich vermehrt:
Sieh, dich erwarten muntre Kinder,
die werten Eltern Gott beschert.

Komm zu dem täglich neuen Feste,
wo warme Liebe sich ergießt,
ringsum die brüderlichen Gäste,
da eins des andern Glück genießt.
Im lang erhofften Sommerregen
reicht Gott dem früchtevollen Land
Erquickung, tausendfält'gen Segen! -
reich du dem Bruder deine Hand!

Und mit der Hand ein künftig Glücke
für ihn und dich und uns zugleich;
dann werden alle Augenblicke
an neuen Lebensfreuden reich,
Ja, es sind wonnevolle Schmerzen,
was aus der Eltern Augen weint!
Sie sehen dich mit warmen Herzen,
mit deiner Schwester neu vereint.

Wie Freud und Tanz ihn dir ergeben
und Jugendwonne euch verknüpft:
So seht einst euer ganzes Leben
am schönen Abend hingeschlüpft!
Und war das Band, das euch verbunden,
gefühlvoll warm und heilig rein,
so laßt die letzte eurer Stunden,
wie eure erste, heiter sein!

Johann Wolfgang von Goethe


Den Hochzeitern

Tanzt, ihr Jünglinge, tanzt, ihr Schwestern!
Bald, was heute noch heißt, wird gestern!
Dumpf bald tönet die Mitternacht!
Braut und Bräutigam senken müde
Schon ihr Haupt in dem Tanz und Liede;
Bald uns geraubet,
Wird sie behaubet,
Unsre Braut, und zu Bett gebracht!

Morgen pranget sie schon im Häubchen,
Als bescheidenes Eheweibchen,
Nach dem Namen des Manns genannt!
Bald, mit Kisten und Topf und Pfanne,
Folgt sie, ehelich treu, dem Manne;
Gar vernünftig
Hänget sie künftig
Tag und Nacht an des Mannes Hand!

Sei dem Manne nun Trost und Freude!
Tu dem Schwesterchen nichts zu Leide,
Du glückseliger Bräutigam!
Stets gefällig und frohen Mutes,
Trägt sie Böses mit Dir und Gutes!
Töchter und Söhne
Blühen in Schöne
Und in Tugend dem edlen Stamm!

Johann Heinrich Voß


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