Gedicht zur Hochzeit



von C. F. Gellert (1715-1769)


Bey dem P. und K. Hochzeitfeste

1743. Elegie der Liebe an den Bräutigam

Getreuer hab ich es, mein Freund, nicht meynen können,
Als daß ich Dir das Herz den K ** zugelenkt.
Wer dies von mir erhält, dem muß ich Gutes gönnen,
Und wer dies Kind besitzt, dem hab ich viel geschenkt.
Erkenne Du daraus, wie werth Du mir gewesen,
Die Liebe legt Dir selbst, die beste Gattinn bey;
Ich hatte Dich für Sie, und Sie für Dich erlesen,
Eh Eure Brust gefühlt, was Glut und Liebe sey.
Ich kenne deren Werth, mit der ich Dich beglückt,
Ich habe sie mit Reiz und Unschuld aus geschmückt,
Und prägte Deiner Braut die Kraft in ihre Blicke,
Womit sie Dich besiegt, und siegend noch entzückt.
Sey stolz auf meine Gunst, und froh bey Deinem Kinde,
Was nur gefällig mächt, ist Deiner Braut gemein:
Wen ich des Lobes werth, des Beyfalls würdig finde,
Der muß es auch zugleich in aller Augen seyn.
Nicht Wangen nur allein, die voller Anmuth blühen,
Nicht holde Minen nur, voll Unschuld und voll Scherz,
O nein, mein P ***, ich hab ihr mehr verliehen,
Sie hat bey ihrem Reiz, auch noch ein zärtlich Herz.
Der Augen blaues Paar, der Augen feurig Spielen
Zeigt von der Zärtlichkeit, die ihre Brust bewegt.
Denn stündlich gegen Dich die reinste Glut zu fühlen,
Ward ihr ein süßer Zwang von mir ins Blut geprägt.
Mit seltner Zärtlichkeit verband ich seltne Treue,
Sie liebt Dich dauerhaft, Du bleibst ihr ewig hold.
So daß ihr ungetrennt und jeden Tag aufs neue,
Die Neigung stärker sehn, und stärker fühlen sollt.
Euch wird der Ehestand so viele Lust bereiten,
Als Herzen gleicher Art zu schmecken fähig sind.
Im Lieben werdet ihr stets um den Vorzug streiten,
Doch stets im Zweifel stehn, wer ihn von Euch gewinnt.
Der Enkel soll an Euch, in viel zufriednen Jahren,
Ein Beyspiel und ein Bild erwünschter Ehe sehn.
Und jedes, das Euch kennt, soll überzeugt erfahren,
Das Bündniß, das ihr schloßt, sey selbst durch mich geschehn.
Und fragst Du um den Grund von der besondern Güte,
Die Dir, mein P ***, von mir itzt wiederfährt,
So such ihn nur in Dir. Dein tugendhaft Gemüthe
War meiner Gütigkeit, und Deiner K** werth.
Ich sorge stets mit Lust für klug und edle Seelen,
Und lehre sie den Zug der Zärtlichkeit verstehn.
Und alle, welche treu nach meiner Vorschrift wählen,
Erlangen in der Wahl zugleich ihr Wohlergehn.
Doch denen bin ich feind, die, wenn sie Ehen schließen,
Die Mitgift ihrer Braut, nicht mich zu Rathe ziehn,
Und wenn sie Hand und Ja gezwungen geben müssen,
Im Herzen ungescheut schon vor einander fliehn.
Ein Paar, das ohne mich zu einem Bunde schreitet,
Ist schon bestraft genug, indem es mich vergißt;
Weil jeder Ehestand, den nicht mein Schutz begleitet,
Ein Name sonder Kraft bey den Verknüpften ist.
Doch Du, o Bräutigam, Du folgtest meinem Trick,
Ich gab Dir Deine Wahl durch ein Verlangen ein;
Auch folgte Deine Braut dem Zuge wahrer Liebe,
Und Liebe soll nunmehr auch die Belohnung seyn.
Der Ehe größtes Glück besteht, bey gleichen Sinnen
In Tugend und Verstand, und reiner Zärtlichkeit;
Und da ihr dies besitzt; so müßt ihr das gewinnen,
Was ihr von meiner Hand vor andern würdig seyd.


Bey dem K. und P. Hochzeitfeste

1743.

O Liebe, die der Kreis der Erden
Auf so viel tausend Opferheerden
Mit zärtlichem Gehorsam ehrt!
O würde doch, in dieser Stunde,
Zu Deinem Ruhm aus meinem Munde,
Ein ehrerbietig Lied gehört!

So viel auf unsern beyden Zonen
Geschlechter, bey Geschlechtern, wohnen;
So viel verehret Dein Geheis.
Und an dem Feuer Deiner Kerzen
Erwärmen sich mehr treue Herzen,
Als keine Zahl zu nennen weis.

Ein Wilder, welchen kein Gesetze,
Kein Glanz des Ruhms, kein Lohn der Schätze
Zu einem Menschen machen kann;
Ein Herz, das sonst nur Wüsteneyen,
Und Raub, und Mord, und Blut erfreuen,
Wird Dir doch willig unterthan.

Der Größte, dem auf Wink und Minen
Oft ganze Länder zitternd dienen,
Gehorcht mit Freuden Deiner Hand;
Und eh er dieses Glücke mißte,
Und nichts von Deiner Herrschaft wüßte,
Verlöhr er lieber Kron und Land.

Auch die Verachtesten von denen,
Die sich nach Deinen Labsal sehnen,
Erquickst Du mit Gewogenheit.
Und denen, die in Hütten stecken,
Giebst Du so viele Lust zu schmecken,
Als dem, der über sie gebeut.

Du theilest durch ein gütig Fügen
Den Menschen Dein erwünscht Vergnügen,
Stets mit gerechten Händen aus.
Bey Dir gilt weder Stand noch Schimmer,
Du dringest von des Fürsten Zimmer
Bis in das kleinste Hirtenhaus.

Beglückt sey der, nebst seinen Saiten,
Der einst von Deinen Zärtlichkeiten
Ein Loblied ohne gleichen spielt!
Er sey dem Nachruhm einverleibet,
Wofern er Dich so schön beschreibet,
Als man Dich in sich selber fühlt.

Ja Liebe, du, du bist es eben,
Die nach der Menschen kurzem Leben
Ein dauerhaft Vergnügen schenkt.
Dich kann kein Mund genug erhöhen;
Und dessen Spott muß nie vergehen,
Der deiner mit Verachtung denkt.

Dich preis ich, und die süßen Triebe,
Wodurch die Herrschaft deiner Liebe
Sich itzt ein Paar zu eigen macht.
Du knüpfst sie selbst vertraut zusammen,
Und giebst auf ihre reinen Flammen
Mit tausend holden Blicken acht.

Dein K*, erhält von deiner Güte
Ein zärtlich Herz, ein solch Gemüthe,
Das Tugend, Reiz und Anmuth schmückt.
Du hattest sie für ihn erkohren,
Und ihn allein für sie gebohren,
Und heute machst du sie beglückt.

Befiehl, o Liebe, dem Vergnügen,
Dies Paar so lange zu besiegen,
Als treue Zärtlichkeit verdient;
Und sorge du, daß jede Stunde
So vieles Glück in K ** Bunde,
Als wie in seiner Handlung, grünt.


Bey dem K. und W. Hochzeitfeste

für M. J. C. K. 1743.

Mit tausend freudigen Gebehrden
Sieht Dich Dein Bruder zärtlich werden,
Und in der Liebe glücklich seyn.
Er preist ein Dir geneigtes Fügen,
Und Dein so ungemein Vergnügen
Macht seine Lust auch ungemein.

Er lobt Dein männliches Entschließen,
Und wirds so lange loben müssen,
Als Klugheit in der Liebe gilt;
Als die Vernunft ein seichtes Wählen,
Ungleicher und erkaufter Seelen,
Im Lieben eine Thorheit schilt.

Und wäre mir es, Dich zu lieben,
Nicht von Geburt ins Blut geschrieben:
So liebt ich Dich um Deine Wahl.
Sie lehrt mich, Dich noch höher achten,
Und niemals kann ich sie betrachten:
So rührt ihr Werth mich tausendmal.

Ja, Bruder, glaube, Dein Vereinen,
Dein Bündniß ist nicht nur in meinen,
Nein auch in andrer Augen schön.
Denn was ich Dir itzo gestanden,
Wird jeder Deiner Anverwanden,
Und jeder Kluge Dir gestehn.

Du bietest einer Tugendhasten,
Der Geist und Sitten Ansehn schafsten,
Mit Deinem Herzen Deine Hand;
Du liebst in ihr den Schmuck der Jugend,
Noch stärker rührt Dich ihre Tugend,
Und bey der Tugend ihr Verstand.

Die Folgen solcher Zärtlichkeiten
Sind Früchte, die kein Raub der Zeiten
Der Liebe zu entziehn begehrt.
Ein edel und getreu Gemüthe
Bleibt nach vergangner Jugendblüthe
Doch allemal noch liebenswerth.

Dies alles, was Dich so vollkommen
An Deiner Braut hat eingenommen,
Nimmt künftig Dich auch zärtlich ein.
Laß vieler Jahre Zahl verfliegen,
Sie wird noch immer Dein Vergnügen,
Und Du wirst ihr Verlangen seyn.

In einem wohlgeschloßnen Bunde
Bleibt der Verlauf der letzten Stunde
Der ersten noch an Anmuth gleich;
In einer gleich und klugen Liebe
Sieht auch das Alter noch die Triebe
Getreuer Herzen feuerreich.

O laßt mich den Beweis erleben!
Auf, Werthe, bleibt euch stets ergeben,
Und liebt einander ungestöhrt;
Und zeugt durch euch, vertraute Beyde,
Ein Ehestand sey Glück und Freude,
In dem ein Paar sich liebt und ehrt.


Bey der S. und M. Eheverbindung

für die sämmtlichen Geschwister. 1744.

Sehr wenig müßten wir empfinden,
Wofern uns, Bruder, Dein Verbinden
Nicht tausend Freude fühlen lies.
Und wenig müßten wir Dich schätzen,
Wenn uns Dein Glück und Dein Ergötzen
Nicht unser eigen Glücke hies.

O siehe hier, in diesen Zügen,
Das allerredlichste Vergnügen
Bey Deinem Hochzeitfest entdeckt,
Und werde lebhaft überführet,
Wie unser Herz nichts stärker rühret,
Als was dem Deinem Lust erweckt.

Dich zärtlich und getreu zu lieben,
Hat die Natur uns vorgeschrieben,
Und uns Dein eigner Werth gelehrt.
Und eben Dich beglückt zu sehen,
Kann nie so oft und viel geschehen,
Als unser Herz und Wunsch begehrt.

Erfüllt die Liebe dies Verlangen,
So wirst Du heute das empfangen,
Was Ehen zum Vergnügen macht:
So sieht Dein Bund mehr Wohlergehen,
Als noch ein Dichter für die Ehen,
Für Lieb und Eintracht ausgedacht.

Die schöne Wahl, die Du getroffen,
Läßt uns mit Ueberzeugung hoffen,
Daß Du Dein größtes Glück erwählt;
Wer, eh er diese Wahl noch waget,
Die Klugheit und sein Herz befraget,
Der hat im Wählen nie gefehlt.

Der Werth der Braut, die holden Sitten,
Die sie bey Hohen selbst gelitten
Und Dir sie liebenswerth gemacht;
Dieß sind zu Deiner Gattinn Preise,
Die allerkräftigsten Beweise,
Wie schön die Liebe Dich bedacht.

Ihr liebreich Herz, voll edler Güte,
Ihr klug und tugendreich Gemüthe
Verspricht Dir Eintracht, Glück und Ruh;
Und bey der Gleichheit Eurer Triebe
Nimmt Euer Glück, wie Eure Liebe
Noch stets mit jedem Tage zu.

O Lust für die, so glücklich wählen!
Ein Wille herrscht in bey den Seelen,
Was sie vergnügt, muß ihn erfreun.
Sie lieben, ohne sich zu hüten,
Sie herrschen, ohne zu gebieten,
Und haben Lust und Schmerz gemein.

Genug gesagt zu unsrer Freude!
O führet, Ihr verbundnen Beyde,
Den angenehmsten Ehestand;
Und bleibet auf die längsten Jahre,
Ein Bild von einem solchen Paare,
Das Lieb und Tugend treu verband.


Bey der H. und S. Vermählung

für C. F. S. 1744.

Darf ichs, gepriesner Freyherr, wagen,
Dir durch die Dichtkunst vorzutragen,
Was Pflicht und Regung mir gebeut?
Ich wag es; doch mit vieler Schwäche,
Und selbst die Art, mit der ich spreche,
Verräth des Herzens Schüchternheit.

Doch nichts vermag mich abzuschrecken;
Die Ehrfurcht will sich Dir entdecken,
Sie will, und sie entdecke sich!
Da andre Dir sie heute zeigen,
Sollt ich den Trieb allein verschweigen,
Den keiner stärker fühlt, als ich?

Ich, der ich, durch ein hold Geschicke,
Den größten Theil von meinem Glücke
Durch Deines Hauses Schutz erlangt;
Durch Deines Vaters hohe Güte,
Dem mein erkenntliches Gemüthe
Rie gnug für so viel Gnade dankt.

Wer preißt nicht die vollkommnen Gaben,
Die zu der Hoheit ihn erhaben,
In der ihn Sachsen glänzen sieht!
Wer ist, der nicht aus seinem Wachen,
Den Staat in sich beglückt zu machen,
Zugleich den größten Vortheil zieht?

Ist nicht sein Leben eine Reyhe
Von Großmuth, Wohlthun, Huld und Treue,
Von Eifer, Fleiß und Wachsamkeit?
Und ehret nicht, bey seinem Namen,
Und bey dem Glück, Ihn nachzuahmen,
In ihm auch Dich zugleich die Zeit?

Du trittst schon rühmlichst auf die Stufen,
Die Dich zu gleicher Hoheit rufen,
In der Dein großer Vater steht;
Du schenkst die Dir verliehnen Kräfte
Schon der Verwaltung der Geschäffte,
Die auf des Landes Wohlseyn geht.

Ein jeder nennt es sein Ergötzen,
Nebst mir den Eifer hochzuschätzen,
Der siets in Deinen Thaten wohnt.
Die Liebe selbst folgt Deinem Glücke;
Mit holder Hand, mit frohem Blicke,
Wird Dein Verdienst von ihr belohnt.

Sie schenkt Dir, was man großes denket,
Weil ihre Hand ein Herz Dir schenket,
Das Deinem selbst am Werthe gleicht;
Die Liebe reicht Dir, Freyherr, heute,
Den Schmuck der Tugend und der Bräute,
Wie viel heißt dieses nicht gereicht?

Genieße dann, in langen Zeiten,
Der Unschuld, und der Zärtlichkeiten,
Womit die Liebe Dich beglückt!
Lebt höchst erwünscht, vermählte Seelen!
Nie muß dem Stamm ein Erbe fehlen,
Den Euer Ruhm und Name schmückt!


Bey der H. und S. Vermählung

für A. H. v. C. 1747.

So schenkst Du denn nun dem Dein Herze,
Den Dir, geliebte Braut, im Scherze
Die Liebe längstens prophezeyt?
So überläßt Du dich denn heute
Dem Schicksal aller lieben Bräute,
Mit freudiger Gelassenheit?

Doch soll Dich der Verlust nicht rühren,
Den Namen, Fräulein, zu verlieren?
Nein, so ein Unglück macht nicht grau.
Wem wird das Herz darüber brechen?
Will man nicht, gnädge Fräulein, sprechen:
So sagt man künftig, gnädge Frau.

Doch künftig darfst Du es nicht wagen,
Den schönen Brautkranz mehr zu tragen,
Auf den itzt so viel Augen sehn.
Recht gut! Laß Dir den Brautkranz nehmen.
Wer wird sich denn deswegen grämen?
Läßt eine Haube nicht auch schön?

Indem Du es für gut befindest,
Und durch die Ehe Dich verbindest,
Verlierst Du zwar die Freyheit früh.
Allein wer kann sie stets bewahren?
Laß doch die Freyheit ruhig fahren,
Ein Mann ist doch mehr werth, als sie.

Wer freyt, pflegt man euch zu erschrecken,
Wird manchen Kummer sich erwecken.
Allein was ist es denn nun mehr?
Die Ehe hat auch schöne Morgen.
Wer liebt, der stirbt nicht leicht von Sorgen;
Vor Liebe fühlt er sie nicht sehr.

Durch Liebe, heißt man euch erwägen,
Durch Liebe kömmt der Eheseegen
Mit vieler Unruh in das Haus.
Gut! laßt die kleinen Erben schreyen;
Denn wollte darum niemand freyen:
So stürbe ja der Erdkreis aus.

Die stärksten Zweifel sind gehoben.
Wer liebt, ist allemal zu loben;
Wer liebt, kann stets zufrieden seyn.
Und ohn erst den Caffee zu fragen,
Kann ich, o Braut, es sicher wagen,
Und tausend Glück Dir prophezeyhn.

Du wirst, an Deines H ** Seite,
Nach langen Zeiten noch, wie heute,
Dich zärtlich und zufrieden sehn,
Und aller Wünsche Kraft erfahren,
Die seit der Zeit, als Drucker waren,
In so viel Hochzeitliedern stehn.


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