Verlobungsgedichte



Mit dem Trauring

Ach geb' ein gold'nes Ringelein
Mein holdes Mädchen Dir,
Es soll der Treue Zeichen sein,
Und Bild von mir.

So wie das Gold am Ringelein,
So ist auch mein Gemüt,
Und wie das Gold die Liebe rein,
Die mich durchglüht.

Ein Ende suchst am Ringelein
Du wohl vergeblich auf;
So endlos ist die Liebe mein -
Die Hand darauf!

D'rum nimm mein gold'nes Ringelein
Du Mädchen zart und hold,
Du sollst mir wahrlich lieber sein,
Als Gut und Gold! -

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Zur Verlobung

Lustig tanzen muntre Jugendschiffe
Auf des Lebens Ozeane; frei,
Leicht und glücklich führt an jedem Riffe
Sie der Jugend goldner Wahn vorbei.

Dennoch sieht man sie zum Hafen steuern;
"Landen, Landen!" ist das Losungswort;
Herzen jubeln, wenn die Schlünde feuern
Das "Willkommen!" im willkommnen Port.

Wohl Euch Glücklichen! Ihr seid geborgen!
Schon winkt Euch der Leuchtturm aus der Fern,
Und vergessen sind die Liebessorgen,
Golden blinket schon der Hochzeitsstern!

Landet Ihr nun in dem Port der Freude
Lasset mich dann nicht an Bord allein!
Nein, lasst mich zu Lande auch, Ihr Leute,
Euern treuesten Begleiter sein!

Poetische Bibliothekar, 1845


An das Brautpaar

Manch frommer Wunsch, der mir im Herzen bebet,
Du, gutes Brautpaar! für Dein Erdenglück,
Nicht länger hält die Brust ihn, und er schwebet
Zum Himmel an und fleht für Dein Geschick.
Wer wollt' auch heute am Verlobungsfeste
Für Euch erflehen nicht der Gaben beste!

Denn welche Jungfrau schmücket, wie Dich, Holde!
Mehr Sinn für Tugend und für Häuslichkeit;
Ein Diadem, gefasst in reinem Golde:
Das ist ein Bild von Deiner Lieblichkeit!
Wo solche Tugenden im Herzen wohnen,
Da kann sie treue Liebe nur belohnen.

Und diesen Lohn, den möge Gott Dir spenden
Von diesem festlich schönen Tage an.
Der Liebe Höchstes wird er stets Dir spenden,
Der sich mit Dir verlobt, der edle Mann:
Er wird voll Sorgfalt zärtlich Dir erziehen
Der Treue Blümlein, die so freundlich blühen.

Dich aber, biederster der Erdensöhne!
Begrüßet heut' ein namenloses Glück,
Des Lebens Höchstes, alles Große, Schöne
Erhebt sich heut' vor deinem trunknen Blick:
Was Elternliebe wusste zu entfalten
So reich und schön, wirst Du fortan verwalten.

Bald naht der Tag, bald steht Ihr an dem Ziele,
Wo Euch vereint für eine Ewigkeit
Des Priesters Hand; mit lohnendem Gefühle
Wird jeder dann durch Euer Glück erfreut,
Und liebend tönt der biedern Eltern Segen
Am Traualtar freudig Euch entgegen.

Poetische Bibliothekar, 1845


An die Verlobten

Am Händchen der Liebe, da geht sich's so gut:
Er drückt es, Sie lächelt ihm Freude.
Es waltet in beiden ein fröhlicher Mut,
Ein Genius leitet sie beide.

Im Arme der Liebe, da hält man so gern
Einander mit Wonne umfangen;
Da schwinden die Wolken des Lebens so fern
Und röter erglühen die Wangen.

Im Busen der Liebe, da ruht sich's so schön:
Entzücken durchströmet die Seelen.
Wo pochende Herzen einander versteh'n,
Wie könnte der Himmel das fehlen!

Ihr, teuren Geliebten! wir zeichnen ein Bild
Und jauchzen: getroffen, getroffen!
Ein Mädchen, das lieblich und freundlich und mild,
Ein Mann, der so bieder und offen!

Das wird nun ein Pärchen, so wacker wie eins,
Beschützt von Hymen, dem Treuen.
O, selige Tage des künftigen Seins,
Wenn unsere Wünsche gedeihen.

Poetische Bibliothekar, 1845


An die Braut eines Dichters

Wie konntest Du, Verehrte! doch
An diesen Mann dich hängen,
Mit ihm ins harte Eh'standsjoch
Dich unbesonnen drängen? -
Ach! er, für den Dein Herz entflammt,
Ist Dichter - und die sind verdammt.

Tät' er auch Dir galant und schön,
Und schwüre treue Minne,
So hat er aus Arkadien
Ein Mädchen in dem Sinne;
Der Holden aus der Schäferreich
Schwört er sodann mit Dir zugleich.

Auch schläft er nachts, ganz sicherlich,
Nicht fromm an Deiner Seite;
Da schleicht sein Geist verstohlen sich
Hinweg, zieht im Geleite
Von schönen Mädchen um die Welt,
Die man für feile Dirnen hält.

Man heißt sie Musen, liebes Kind!
Und sie sind gut empfohlen
Bei jungen Männern, denn sie sind,
Vom Kopf bis auf die Sohlen,
Ganz nackend; und ein Jüngling ist
Verloren, wie ihr Weibchen wisst.

Da zieht er dann mit trunknem Sinn,
In dem verliebten Kreise,
Nach ihrem Lorbeerwäldchen hin
Und sie entschlüpfen leise
Hinein - und, weiß der Himmel nun,
Was sie im dunklen Wäldchen tun!

"Ach! dies ist ja nicht auszusteh'n!"
Hör' ich dich , Beste! sagen,
Ja, freilich ist das Ding nicht schön;
Allein, wo willst Du klagen?
Belangst Du ihn beim Eh'gericht, -
Es frisst ein Wolf den andern nicht.

Poetische Bibliothekar, 1845


Bei Übersendung eines Vergissmeinnichts

Bräutchen', nur für Dich entsprossen
War dies Blümchen unsrer Flur;
Ihrem Liebling aufgeschlossen
Hatt' es gütig die Natur.

Alles schwieg; der Morgen taute
Und ich dachte schnell an Dich,
Denn am Wiesengrund erschaute
Ich ein Bildnis, das Dir glich.

Sieh'! da stand zu meinen Füßen
Dieses Blümchen; o! so schön
Hatte, seit sich Freunde grüßen,
Nie der Frühling eins geseh'n.

Nimm es, Teure, hin als Gabe,
Die dem Geber Lohn verspricht,
Wenn er, tief gebückt am Stäbe,
Innig sieht: - Vergissmeinnicht!" -

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Mit dem Verlobungsring

Rund ist die Lebenslinie der Natur,
Des Himmels Sphärenbild, die Welt.
Im Kreise liegt der Punkt, wo jede Spur
Von End' und Anfang schweigt - zusammenfällt.
Und rund ist auch der Ring, den Dir die Liebe beut.
Sein erster Sinn: der Liebe Unermesslichkeit!

Der Schlange gleich, die - in sich selbst gekrümmt, -
Der Ewigkeit symbolisch Zeichen ist;
Der große Reif, worin der Funke glimmt
Und stirbt und um erwacht nach kurzer Frist:
So ist der Ring geformt, den Dir die Liebe beut.
Sein zweites Sinnbild heißt: der Treue Ewigkeit.

Gold ist an Wert das edelste Metall,
Der reinste Stoff, den uns die Erde gab,
Dem Weisen rein; doch übertönt sein Schall
Der Tugend Stimme, - auch ihr sichres Grab.
Und golden ist der Ring, den Dir die Liebe beut.
Sein drittes Sinnbild beißt: der Liebe Lauterkeit!

Fest ist das Gold und weich in Künstlerhand:
Gestalt und Form gibt ihm der Kluge leicht,
Des Mannes Mut, der fest im Sturme stand,
Stets doch sein Haupt vor Frauenmilde beugt.
Fest ist der Ring, den Dir die treue Liebe beut,
Sein schönstes Sinnbild heißt: des Bundes Einigkeit.

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


Bei einer Verlobung

Wo Herz zum Herzen sich gefunden
Durch treuer Liebe Allgewalt,
Da ist des Glückes Kranz gewunden
In vollster, blühender Gestalt.
Zwei solche Herzen haben heute
Sich frei einander zuerkannt,
In einem Strom von sel'ger Freude
Sich als verlobt gereicht die Hand.

Vivat, 1854