Gedichte zur Goldhochzeit



Zur goldnen Hochzeit

des edlen Ehepaares Joseph und Antonie von Maffei.

Ein Sinnbild alles Köstlichen ist Gold;
Nicht deßhalb, weil Genüsse dieser Erde
So vielfach steh'n in seinem reichen Sold;

Nein, weil in sich es durch des Schöpfers Werde
So köstlich ward gestaltet und so rein,
Daß es ein Bild von jenem Flammenherde,

Der selbst mit seinem goldnen Stralenschein
Als Sinnbild schwebt der ew'gen Geistersonne.
Was immer edel soll und lauter sein,

Der Opferkelch, dein Weihering, o Nonne,
Der Königsschmuck und auch das traute Pfand,
Drin sich besigelt junge Gattenwonne,

Gold ist der Stoff. Und was in Meer und Land,
In der Begriffe Reich, in Geist und Sitte
Wertvoll und lauter, golden wird's genannt.

Goldhaar, goldheller Wein, die goldne Mitte,
Der goldne Tag und ach ein goldnes Herz,
Das Not und Tod für Treu' und Wahrheit litte.

O grimme Feuerprobe, heiliger Schmerz!
Das ist des Goldes Adel und Bewährung,
Drum holt man es vom Schachte sonnenwärts:

Es kennet Läut'rungsgluten, nicht Versehrung;
Scheint golden auch der Jugend Hochzeitstag,
Weit höher stralt des Alters Goldverklärung.

Emilie Ringseis


Zur goldnen Hochzeit

des sehr verehrlichen Jubelpaares Georg und Theresia Schmid, Schmiedmeisters-Ehleute zu Pähl.

Geschmiedet hast du Jahr um Jahr,
Herr Schmied, so ehrenwert,
Und du Frau Schmiedin, immerdar
Geschafft im Haus, am Herd;
Ein andrer Schmied, gar künstereich,
Der schmiedete mit euch zugleich.

Ein goldnes Ringlein schuf der Schmied,
Das leuchtet hehr und hold:
Doch wer es richtig unterschied',
Der säh' wol in das gold
Vielfachen Stoff geschmelzet ein
Und prangend manchen Edelstein.

Des Lebens Leid, des Lebens Freud,
Frommheit in Werk und Sinn,
Die leuchten aus dem Ringlein heut,
Ein köstlicher Gewinn!
Der große Goldschmied nichts verlor;
Was gut und schön, das glänzt hervor.

So sei gegrüßt, du Jubelpaar,
Sei deines Ringleins froh
Heut und so manch ein gutes Jahr!
O Goldschmied, füg es so
Und gib uns nach vollbrachter Zeit
Die goldne Jubelewigkeit!

Emilie Ringseis


Meine Muse

Eine Rhapsodie ihren Strasburger Freunden gewidmet.
1805


Ey, gutes Mütterchen! wie festlich siehst du aus!
Ein frischer Lorbeerzweig schmückt deine grauen Haare,
Und deine Leyer krönt ein Rosenstrauß.
So steht die Braut vor Hymens Bunds - Altare.

Das bin ich auch; mit holder Emsigkeit
Hat mich ein Freunde - Chor zur Braut geweiht.
Wir zählten heute fünfzig Jahre
Seit Phöbus mich mit dir in seinem Hayn vermählt.
So sagten sie - du weißt, wir hatten nie gezählt -
Genug sie schmückten meine Leyer
Und mich zur goldnen Hochzeitsfeyer,
Und sangen mir ein Lied.... noch glühet mein Gesicht
Von süßer Schaam; ich wiederhol' es nicht,
Sie haben es auf dieses Blatt geschrieben;
Und wenn mein Saitenspiel in deiner Hand erschlafft,
Wenn das Verhängniß mich von deiner Seite rafft,
Mich, die so lang dir treu geblieben.
So wird es dir den stolzen Trost verleihn:
Daß sie den Sänger nicht allein,
Daß sie den Freund noch wärmer lieben.

Ah gutes Mütterchen! deckt einst der Friedenshayn
Mit seinen Schatten meine Hülle,
Und es besucht (dieß ist der letzte Wille
Des alten Belisars, den du erfüllen mußt)
Der Edlen einer mich im stillen Heiligthume,
So brich von meinem Grab die schönste Wiesenblume
Und stecke sie an seine Brust.

Gottlieb Konrad Pfeffel


Zur goldenen Hochzeit

meiner verehrten Tante der Gräfin Tauffkirchen am 21. Iuni 1852.

Heil dir, Tag der reinsten Wonne,
Der dem Ortenburger Haus
Aufgeht, eine goldne Sonne,
Rings Verklärung strahlend aus!

Fünfzig Jahr' sind's, daß den Morgen
Grüßet ein Hochzeitlich Paar:
Wie die Sanftmuth da geborgen
An der Stärke Seite war!

Nicht in ferne, fremde Gaue
Braucht zu ziehn die edle Braut:
Nah' der väterlichen Aue
Steht das Schloß des Gatten traut.

Drum nicht Abschiedsthränen flossen
An dem schönen Hochzeitstag,
Als Geschwister sie umschlossen,
Als am Mutterherz sie lag.

Rosig schienen alle Stunden,
Nichts fehlt ihrer Seligkeit:
Doch wie bist du schnell entschwunden,
Ungetrübte, gold'ne Zeit!

In des Glückes Harmonieen
Dringt der erste Mißton ein,
In die Ferne müssen ziehen
Ihre Lieben, und allein

Bleibt sie an des Gatten Seite:
Enger schließt sie ihm sich an;
Da ruft ab zum heil'gen Streite
Kriegerpflicht den theuern Mann!

O, wie sie mit treuem Flehen
Folgt im Geist dem, den sie liebt,
Bis ein glücklich Wiedersehen
Ihn ihr, ruhmgekrönet, giebt!

Zwar noch treffen schwere Stunden
Sie, die neu vereinigt sind.
Balsam doch in alle Wunden
Gießet treue Liebe lind.

Lieb' ist's, die im Leid bestehet,
Schwingt sich höher d'raus empor;
Wie das Gold aus Feuer gehet
Schöner, reiner nur hervor.

Wechselt Alles drum hienieden,
Ändert sich der Welt Geschick,
Bleibet doch der Seele Frieden,
Bleibt doch edler Herzen Glück.

Ob dahin auch fünfzig Jahre,
Seit du, edles Paar, getraut,
Steht noch heute am Altare
Liebend Bräutigam und Braut!

Drum, was Schicksal auch entrissen,
Viel noch hat's gelassen dir;
Denn es hat dir lassen müssen
Innern Frieden für und für!

Reinste Freude, reichsten Segen
Spend' dir, edles Jubelpaar,
Bis zu fernsten Lebenswegen,
Gott im Himmel immerdar!

Juli Gräfin zu Ortenburg


Auf eine goldene Hochzeit

Kennt ihr sie nicht, des Nordens alte Sage:
Von jenem Wunder an der Grönlandsküste,
Vom Lenz, den rings umstarrt die bleiche Wüste,
Des eis'gen Todes nie gelöste Klage?

Durch eines ruhenden Vulkanes Spalten
War dort ein warmer Quell hervorgesprungen,
War aus der Tief' ein Lebenshauch gedrungen,
Die nördliche Oase zu erhalten.

Dort war ein Kloster, grüne Lämmerweide,
Ein Garten prangte frisch mit Blumen, Früchten,
Und singend kamen Vögel, hinzuflüchten
In ein Asyl vor winterlichem Leide.

Im Kloster wohnte friedlich die Gemeine;
Sie führten ihre treue warme Quelle,
Die milde Freundin, traut durch jede Zelle,
Durch Wies' und Feld und durch die grünen Haine.

War Winter auch ringsum in alle Ferne,
Aus dieses Klosters frohen Paradiesen
War durch den Quell der rauhe Gast verwiesen;
Nur heller strahlten dann bei Nacht die Sterne.

Zur Wehmuth führen gerne solche Kunden
Auf des entflohnen Glückes dunklen Fährten;
Begrub das Eis nicht längst die schönen Gärten?
Sind Quell' und Kloster nicht schon längst verschwunden?

Sie sind es nicht! kein Winter wird sie morden;
Ob äußres Leben auch im Frost zerstiebe,
Im Innern die Oase schützt die Liebe,
Die warme Quelle in des Alters Norden.

Das Kloster ist das Bündniß guter Herzen,
Dies mag getrost die strenge Zeit erwarten,
Umrankt von einem immergrünen Garten,
Wo Blumen blühn und Frühlingslieder scherzen.

Nicolaus Lenau


An Carl und Wilhelmine Pistor zur goldenen Hochzeit

(Toast gesprochen von Julie Rettich.)

Dem Brautpaar Heil! Ich ruf' es froh und laut!
Dem Brautpaar Heil, das heut vor fünfzig Jahren
Dem Kahn der liebe hoffend sich vertraut,
Die wilde Fluth des Lebens zu befahren;
Dem Brautpaar Heil, um das sich froh bewegt
Heut Söhne, Töchter, Enkel, Freunde schaaren,
Und das noch unverwelkt in grauen Haaren
Den Myrthenkranz der alten Liebe trägt!
Ich bring' euch's zu und rufe froh und laut:
Dem Brautpaar Heil! Hoch Bräutigam und Braut!

Vor Allem dir ertönt mein schlichtes Wort
Denn Frauenschicksal fassen nur die Frauen
Dir, die entführt der Heimath stillem Port
Sich in der Fremde mußt' ihr Nest erbauen;
Dir Trösterin im allgemeinen Leid,
Die stumm und still das eigne stets getragen,
Dir Hausfrau, Mutter, Heldin im Entsagen,
In jedem Drangsal rath= und thatbereit,
Dir bring' ich's zu, die fünfzig lange Jahr'
Des Gatten Glück, des Hauses Seele war!

Und dich nun grüßt mein froher Jubelruf,
Der liebevoll mit männlich treuem Sorgen
Ein würdig Dasein all den Seinen schuf,
Und schützend sie an seiner Brust geborgen;
Dir würd'gem Mann, im Musendienst ergraut,
Dem hoch und heilig stets die Kunst geblieben,
Der Wucher nie im Tempelbau getrieben,
Stets wahr und schlicht dem innern Drang vertraut,
Dir bring' ich's zu! Du bliebst durch fünfzig Jahr'
Der Liebe treu, die deine erste war!

Und blickt an diesem Tage ihr umher
Im Kreis der Theuren, die euch froh umgeben,
O zagt nicht, seht ihr manche Stelle leer,
Und fühlt, daß sel'ge Geifter euch umschweben;
Sie lächeln euch, und theilen eure Lust!
O laßt nicht Trauer euren Sinn beschleichen;
Ihr, die erreicht, was wenige erreichen,
Fühlt heut nur Eins in eurer tiefsten Bruft:
Was Gott auch nahm, ein halb Jahrhundert schwand,
Und ihr, beglückte, geht noch Hand in Hand.

Drum Heil dem Brautpaar! ruf' ich froh und laut,
Heil dieses gold'nen Festes frohem Prangen,
Da wieder am Altar ihr, still und traut,
Wie einft vor fünfzig Jahren euch umfangen!
Und golden wahrlich heißt dieß Fest mit Recht,
Denn oft durchglüht vom Brande heißer Schmerzen,
Geprüft in Thränen wurden eure Herzen,
Und hielten Probe und das Gold war ächt;
Drum, gold'ne Herzen, ruf' ich froh und laut:
Dem Brautpaar Heil! Hoch Bräutigam und Braut!

Friedrich Halm


Zur Feier eines goldnen Vermählungsfestes

1.

Was stimmt das Herz zu freudigem Entzücken?
Was hebt mit Einem Sinn' uns all' empor?
Was heißt der Theuern Haus uns bräutlich schmücken?
Was ruft den Tag so heilig uns hervor?
O goldnes Fest der hochgeliebten Greise,
Gesegnet sei dem häuslich frohen Kreise!
Verehrte, preis't mit uns den Ewignahen!
Nach funfzig Herbsten feiert Hand in Hand!
Was Viele suchten, Wenige nur sahen,
Was unter Tausenden nicht Einer fand,
Habt ihr beglückt, beglückend nun errungen.
O seid von Kindern, Enkeln froh umschlungen!

Von allen Lippen tönt euch Dank entgegen,
Und alle Seelen flehen himmelwärts.
War unser Glück nicht euer Werk und Segen,
War unser Schmerz nicht eurer Liebe Schmerz?
Laßt mehr, als Worte, Blick und Thräne sagen,
Wie kindlich treu für euch die Herzen schlagen!
Ihr Würdigen, das graue Haupt noch kränze
Euch Liebe, Frohsinn, ewig hold und jung!
Die lange Bahn, die Gott euch führte, glänze
Verschönt in seliger Erinnerung!
Es glänze hell euch der Vermählung Stunde,
Als Andacht rief: "Gott sei mit eurem Bunde!

O lebt beglückt! Wie Eines Vaters Sonne
Theilt liebend Ein Geschick, wie Er es giebt,
Der ungemischt nicht hier den Kelch der Wonne
Den Seinen schenkt, doch prüfend selbst sie liebt." -
So habt ihr es erfüllt, es froh erfahren:
Gott war mit uns in allen Bundesjahren.
Die seltne Feier hat Er uns beschieden. -
Empfangt, was kindlich euch die Liebe weih't!
Euch segne lange noch bei uns hienieden
Gesundheit, Liebe, Friede, Häuslichkeit.
O Geist des Lebens, lange laß auf Erden
Des Guten Fülle du den Guten werden!

2.

Nun danket alle Gott!
Lobsingt zu seinem Preise!
Erhalten hat Er uns
Die vielgeliebten Greise.
Ihn pries der Treue Ring,
Geweih't am Brautaltar;
Ihn preis't am Jubelfest
Der Greise Silberhaar.

Er hat gewacht. Erhebt
Beglückt den Ewighohen!
Sie stehn, durch ihn vereint,
Ob funfzig Herbste flohen.
Zu goldner Feier schlingt
So selten sich der Kranz,
Und Millionen schau'n
Nicht dieses Tages Glanz.

Geliebte, laßt für euch
Den Kranz uns segnend schlingen,
Der Kinder, Enkel Mund
Des Herzens Wonne singen!
Erhalter, Vater! Sei
Ihr Lebensabend mild,
Der späten Enkel Lust,
Der späten Sonne Bild!

Wilhelm Nicolaus Freudentheil


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