Ehegedichte



Die Eheleute

Auf deinem Bilde lag ein Blatt,
Und so hat sich's ereignet,
Daß leiser Druck allmählich hat
Die Züge nachgezeichnet.

Das Blatt bin ich, du bist in mir!
Bei unserem Wanderleben
Hast meiner Seele für und für
Du Züge abgegeben.

Jakob Boßhart


Der lustige Ehemann

(Fräulein Bozena Bradsky zugeeignet)

Ringelringelrosenkranz,
Ich tanz mit meiner Frau,
Wir tanzen um den Rosenbusch,
Klingklanggloribusch,
Ich dreh mich wie ein Pfau.

Zwar hab ich kein so schönes Rad,
Doch bin ich sehr verliebt,
Und springe wie ein Firlefink,
Dieweil es gar kein lieber Ding
Als wie die Meine giebt.

Die Welt, die ist da draußen wo,
Mag auf dem Kopf sie stehn!
Sie intressiert uns gar nicht sehr,
Und wenn sie nicht vorhanden wär
Würd's auch noch weiter gehn

Ringelringelrosenkranz,
Ich tanz mit meiner Frau,
Wir tanzen um den Rosenbusch,
Klingklanggloribusch,
Ich dreh mich wie ein Pfau.

Otto Julius Bierbaum


Eheduett

Er:
Du und ich, wir zwei Beiden,
Wir wissen, was leiden,
Wir wissen, was lieben und leiden heißt.
Wir habens erfahren:
Mit Haut und mit Haaren
Hätte gern uns die Liebe der Andern verspeist.

Sie:
Nun wir uns gerettet,
Nun wir uns gebettet
In Ruhe weitab vom Gelärme der Welt,
Nun wollen wir warten
Den blühenden Garten,
Den Lieben und Lachen in Früchten erhält.

Otto Julius Bierbaum


Ehe

Die Welt steht in Blüten. - In dumpfer Kammer
Schluchzt ein junges Weib in verzweifeltem Jammer:
"Wie die Sonne funkelt und lacht, -
und die Rosen blühen so rot! -
Ich möchte sie alle zerschlagen! - Du bist tot. -
Vor einem Jahre, da gingen wir zu zwein,
Gingen mit Lachen und Singen in das Leben hinein.
Jetzt liegst Du in kalter Erde und hörst mich nicht. -
Wie ich das Leben hasse, wie ich es hasse das Licht.
Wo ich gehe und stehe, - Du bist nicht da!
Keiner ward größerer Jammer, wie mir geschah."

Leise legt ihr die Mutter die Hand auf's Haupt:
"Dir hat der Tod den Gatten,
mir hat ihn das Leben geraubt.
Ach Kind, es ist nicht das Schwerste, was der Tod uns tut;
Aber die Lebenswunden - die kosten Herzensblut.
Seine Liebe, die er Dir schenkte, bleibt ewig Dein,
Ewig bleibt Dir sein Bildnis im Herzen rein.
Wo Du gehst und wo Du stehst, - er geht mit Dir.
Schwer ist der Tod, doch das Leben viel schwerer,
das glaube mir.
Wenn das zerfällt und zerbricht, was so stark gebaut,
Wenn das Herz in Zweifeln ringt, das so fest vertraut,
Wenn die suchenden Seelen sich nicht mehr verstehn,
Wenn die süßen Liebesrosen im Staub verwehn.
Und geht man seinen Weg auch noch immer zu zwein
Seite an Seite, - man geht doch allein.
Nicht das Sterben, Kind, schafft dem Herzen die bitterste Not,
Die wir an das Leben verlieren, die sind uns wahrhaft tot."

An der Spindel sitzt die Alte, die Greisin, und spinnt
Wie die kluge Parze, die Schicksal sinnt.
"Noch steht Ihr tief im Leben,
Ihr kennt das Ende noch nicht;
Leben und Tod gibt wieder, was Tod und Leben zerbricht.
Kind, und hat Dir ein Stürmen
den Blütenkranz zerpflückt, -
Es folgt dem Lenz ein Sommer, der neu Dich schmückt.
Was Dir der Tod genommen, - das Leben gibt es zurück;
Man scheidet mit zwanzig Jahren
nicht für immer vom Glück. -
Und nahm Dir das Leben den Gatten -
das Leben geht einmal zur Ruh,
Dann neigen die lange Getrennten sich wieder einander zu.
Dunkel werden die Steige. - Fern im Abendrot
Singt auf seiner Geige das große Lied der Tod.
Der Gipfel ist überschritten, -
bergabwärts senkt sich der Pfad.
Da fühlst Du die Hand Dir nahen
die Dir so lang nicht genaht.
Nicht den Mann und nicht den Liebsten -
wie Du ihn früher gesehn -
Nur einen einsamen Menschen siehst Du neben Dir gehn.
Was ihr so lange getragen an Hoffen, Not und Glück, -
Hinter Euch im Nebel bleibt es alles zurück.
Aller Kampf ist verklungen, heilige Stille im Rund,
Nur die dunklen Lieder tönen tief im Grund. -
Dann kommt das Letzte und Höchste: Hand in Hand
Schreiten zwei müde Pilger hinein in das ewige Land.
Tausend Bäche rinnen vom Berg in wildem Spiel,
Alle die tausend Bäche finden ein einziges Ziel.

Sophie Kloerss


Eheleben

Junge Ehe.

Er zog mit dem Salonrock
Die feinen Formen aus
Und zeigt als urgewöhnlich
Sich in dem eig'nen Haus;

Sie zog mit ihrem Schlafrock
Die alten Launen an
Und zeigt in scharfen Worten
Gewachsen sich dem Mann.

Doch sind sie sehr vernünftig
Und finden sich darin,
Denn vor der Welt zu glänzen,
Das einigt Beider Sinn.

Sie geben grosse Feste,
Am Gelde fehlt es nicht,
Was Wunder denn, dass Jeder
Von ihrem Glücke spricht!

Helene Migerka


Die drei Reiche der Ehe

Naturhistorischer Vortrag.

Von jeher hat man's natürlich gefunden,
Daß Männlein und Fräulein sich eh'lich verbunden:
Drum vergleich' ich die Ehe, ihr Damen und Herrn,
Mit der ganzen großen Natur so gern!
Denn bekanntlich hat die Natur drei Reiche!
Nun hört! in der Ehe find' ich das Gleiche.

Die Erde hat mineralischen Kern;
Den zeigt uns die Ehe als Mann und Herrn!
Der fühlt sich ja immer so fest und groß!
Ist doch, wie einst Adam, ein - Erdenkloß!
Ja sei, mein Lieber, wie Fels so stark,
Wie Metall sei gediegen dein inneres Mark,
Gedanke und Wort wie Silber fein
Und deine Thaten wie Gold so rein!
Ist die Hand nur von Eisen, dann kaum es genirt,
Wenn etwas Kupfer die Nase dir ziert!

Wie der Quell aus dem Fels, so sprudle dein Geist, -
Doch sorg', Mineral-Mann, zu allermeist,
Daß die Stelle der Brust, wo das Herz dir schlägt,
Nicht drauf, nein! darin einen Demant trägt! -
Erdbeben giebt es, selbst unverhofft!
Um gründlich zu kommen, komm' es nicht oft!
Und speit dein Vesuv auch mal Feuer aus,
So - back' daran Brod für Familie und Haus! -

Das zweite das liebliche Pflanzenreich!
Damit grüß' ich, holdselige Frauen, Euch!
Ihr seid ja der Erde gründuftende Zier!
Mineralisches Herz, o wie klopfst du mir!
Ich grüße dich Gräslein auf sammtenen Socken!
Dich Jungfrau Birke mit wallenden Locken!
Die säuselnde Linde will lieb mich umfassen -
Doch die plaudernde Espe kann's Klatschen nicht lassen.

Alte Jungfern sind ganz wie das Nadelholz!
Stechen spitz mit den Zungen und tragen sich stolz;
Doch giebt's auch manche, die, wie mir scheint,
Wie die Weide am Wasser nur wimmert und weint.

Da lob' ich die Blumen, die blühenden, mir!
Das seid, o Ehefrauen, nur Ihr!
Ihr duftet wie Rosen, Ihr glühet wie Nelken!
Natürlich, sollt Ihr nicht vorschnell welken,
So merkt, daß der Gärtner es weise beschließt,
Wenn er Euch - und sich selbst mal die Nase - begießt!

Was könnt' ich noch singen, was könnt' ich noch sagen
Von den Pflanzen, die herrliche Früchte tragen!
Von der süßen Birne, der weichen Pflaume,
Von dem Purpurbeerlein im Waldestraume;
Selbst von den Gemüsen, die gut für's Haus:
Kartoffel, geh' uns bei Leibe nicht aus!
Kartoffel - Pantoffel - wie paßt das so niedlich!
Auch Sauerkraut macht sich zuweilen gemüthlich,
Wenn daneben, sprechend das Tischgebet,
Die heilige Petersilie steht! -
Was weiter, Ihr Herrn! kurz ist die Moral:
Die Pflanze gilt mehr als jedwed Mineral!
Sie giebt uns die Nahrung, den Duft und den Schatten,
Macht warm - selbst dem Ofen, dem kältesten Gatten!

Nun drittens kommt's animalische Reich!
Wo find' ich die lieben Thierchen denn gleich?
Natürlich! der kribbelnden, krabbelnden Schaar
Der gleichen die Kinder ja auf ein Haar!
Ein Eichhörnchen klettert auf Stühlen und Tischen!
Ein Eidechslein roschelt den Beinen dazwischen!
Gallopirt nicht ein Füllen durch all' meine Stuben?
An's Schweinchen erinnert die Nase des Buben!
Das summt wie Insecten den ganzen Tag,
Nacht bienengleich Honig, wo's finden ihn mag! -
So laß sie nur naschen! 's ist doch eine Wonne,
Wenn die Lerchen steigen zur Morgensonne,
Wenn die Schwalben sich schwingen so schnell und frisch,
Wenn zappelt im Teich so'n gesunder Fisch,

So'n fetter Brachsen, wie grad' mein Junge!
- Meine kleine Forelle hat freilich viel Lunge! -
Ja, Thierchen beleben Natur und Haus;
Oft sieht's wohl am Tag' zum Erstaunen aus!
Und kaum, daß ich Nachts nun schlafe und liege,
Da schlüpft so ein Mäuschen mir flugs - in die Wiege!
Und daneben schmettert auf jeden Fall
Mir wenigstens eine Klein-Nachtigall! -

Doch giebt's Elephanten und Rosse nicht minder;
Was ist da zu machen? sind große Kinder!
Ein wahrer, einfältiger Kindessinn
Bleibt auch im Alter ein Hochgewinn! -
Nur auf Kinder-Unart muß folgen Strafe:
So hetzt man ja Hasen, scheert Köpfe der Schafe!
Drum wo ich so'n rechtes Rhinoceros find',
Behandle ich's immer, als wär' es ein Kind! -

So fand ich im Eh'stand der Reiche drei, -
Trotz ganz animalischem Kindergeschrei!
Und konnt' ich damit nicht die Steine erweichen,
Soll meine Frau Pflanze - den Lohn mir verreichen!

Alexis Adolphi


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