Gedichte zur Silberhochzeit



Zu silberner Hochzeit

An Lebensbächen, die von droben rinnen,
Wuchs schön ein Baum in heil'gen Paradiesen;
Der Mensch, in bittres Elend ausgewiesen,
Nahm doch ein Reis des Baumes mit von hinnen.

Des Baums der Lieb', und noch, wo treu in Minnen
Zu ew'gem Bund zwei Herzen sich erkiesen,
Da immer wächst er neu, da zwischen diesen
Will Wurzel er und Laub und Blatt gewinnen.

Auch zwischen euch! Ich sah ein Laub geründet
Zum Kranz der Braut, und heut, durch Gottes Güte
Mit Blütensilber ist das Grün verbündet.

Und hier, o schaut, was hoffendem Gemüthe
Wahrsagend heut schon eine Frucht verkündet:
Zu edlem Gold noch reift die Silberblüte.

Wilhelm Wackernagel


Zur Stillingschen silbernen Hochzeitsfeier

Am 19. November 1815.

Licht und Recht strahlt weit und breit,
Vater Stilling sieht mit Wonne,
Wie nach schwerer Prüfungzeit
Glänzt die unbewölkte Sonne,
Die versöhnte Königin,
Auf des Lieblings Scheitel hin.

Wir singen unserm Herrn,
Wir Großen und wir Kleinen,
Der uns den hellen Stern
Am Himmel ließ erscheinen.
Er gab das ew'ge Licht,
Er sprach das ew'ge Wort,
Ist nah und fehlet nicht
In keinem Land und Ort.

Der jedem Kräfte gab,
Womit er wirk' und schaffe,
Er ist des Greisen Stab,
Des Schwachen Wehr und Waffe.
Er schenket Brot und Wein,
Ernähret Seel' und Leib
Und segnet selber ein
Den Bund von Mann und Weib.

Herr, salbe dieses Haus
Und heil'ge seine Schwelle,
Gieß deinen Segen aus,
Du rechte Lebensquelle!
Laß einen frischen Born
Des Wassers hier entstehn,
Und Kummer, Neid und Zorn
Von diesen Pforten gehn.

Wie klingst du doch so schön,
O Lied aus alten Tagen,
Auf Siegens alten Höhn,
Da wohnen treue Sagen,
Der Väter Wort und Lust,
Der Väter Sitt' und Art
Wird noch in frommer Brust
Ein Ehrenschatz bewahrt.

Du Stillings Silberhaar
Sollst lange dich noch kräuseln
Und Lüfte warm und klar
Um seine Schläfe säuseln;
Er liebet Feld und Baum
Und Weib und Kind und Herd
Und diesen Erdentraum,
Den Gott einst schön verklärt.

So wandle fort, o Paar,
In Liebe, Fried' und Segen!
Du, die nie müde war,
Zu schaffen und zu pflegen,
O Gattin, treu und mild,
Begleite Stillings Fahrt,
So bleibt sein Haus ein Bild
Von alter deutscher Art.

Mit Gott! mit Gott! fortan
Gefragt nicht, noch verwundert;
Ein Tropfen Zeit verrann,
Ein Viertel vom Jahrhundert.
Heil ihm! Heil dem, was kommt!
Wie sich die Wege drehn,
Wir wissen, daß uns frommt,
Was ist und wird geschehn!

Max Schenkendorf


Zusammen!

Zur silbernen Hochzeit.

Ich kenn' ein Wort: ihr kennt es auch,
Ein deutsches Wort in stetem Brauch,
Ein Wort, besungen wohl noch nie,
Und doch voll hoher Poesie,
Voll trauten Dufts, voll heller Flammen;
Das schlichte Wörtlein heißt: "Zusammen."

Einst wandelte in ernstem Sinn
Ein Jüngling einsam vor sich hin;
Und einsam eine Jungfrau stand,
Legt' fest ihr Herz in Gottes Hand.
Und siehe! Seine treue Pflege,
Sie fügt zusammen ihre Wege.
Zusammen vor des Herrn Altar
Stand still und froh Das teure Paar.
Die Sonne strahlte hell und schön,
Es glänzten Feld und Wald und Höh'n;
Ob je sie wohl so lieblich waren,
Wie heut' vor fünfundzwanzig Jahren?

Und zweisam nun an Gottes Hand
Ging's Tag für Tag durchs Erdenland;
Gab seine Huld der Freuden Trank,
Zusammen nahm man ihn mit Dank;
Zusammen blickte man zur Sonne:
Geteilte Wonn' ist doppelt Wonne!
Zusammen ! Ach, es kam auch Schmerz;
Wie bebte da das schwache Herz!
Doch eines sprach dem andern zu
Und flehte: Vater, tröste Du!
Eins hoffte, wollt' das andre zagen,
Geteiltes weh ist halb getragen!

Zusammen, Freunde, welche Gnad',
Zusammen auf dem schmalen Pfad,
Zusammen in dem Dienst des Herrn,
Zusammen folgend einem Stern!
Zusammen auf das Ziel, das Eine
Geht euer Blick: Er ist's alleine!
Zusammen, o noch manches Jahr
Erhalt' dich Gott, geliebtes Paar!
Zusammen wallt durch Berg und Tal,
Bis Er euch ruft im Abendstrahl
Ins Vaterhaus, woher wir stammen,
In alle Ewigkeit zusammen!

Dora Rappart


Albrecht und Luise Wolters zur silbernen Hochzeit

Mit einem gefüllten Blumentisch.

Silber und Gold - das hab' ich nicht;
Bin nur ein leichtbeschwingtes Gedicht;
Preise das blinkende Silber im Haar,
Preise das silberne Jubeljahr.

Grünende Hochzeit - wonnige Zeit;
Liebliche Jugend, wie liegst du so weit!
Da die Rosen blühten, Nachtigall sang; -
Es war nur einmal für Lebenlang.

Doch auch der Sommer hat seinen Preis;
Statt rother Rosen die Felder weiß;
Rastlos wirket der Tage Flucht;
Fallen die Blüthen, so reift die Frucht.

Es windet reich sich der Erndtekranz
Um Eurer Haare silbernen Glanz:
Reiches Gedenken ohne Harm,
Blühender Kinder vollzähliger Schwarm;

Vollbewährte Lieb' und Treu,
Traute Gemeinschaft, tagtäglich neu,
Gunst und Ehren von Nah und Fern, -
Ueber alles die Gnade des Herrn!

Darum so freut Euch der Garben jetzt,
Ob auch beim Sammeln sie Thränen genetzt,
Und nehmt von Freundschaft, was sie vermag -
Einen Blüthenstrauß zum Erndtetag. -

Willibald Beyschlag


Zur silbernen Hochzeit lieber Freunde

Vorgetragen von der Verfasserin.

Es war einmal - so möcht ich heut beginnen -
Es war in meines Lebens Frühlingszeit!
Da hab' ich Euch mein Denken und mein Sinnen,
Verehrtes Jubelpaar, so gern geweiht.

Als einst mein Aug', das junge, kindlich helle,
In eine neue, fremde Welt geschaut,
Da tratet Ihr, die ersten auf der Schwelle,
Entgegen mir als Bräutigam und Braut.

Da hab' ich Euch von Herzen lieb gewonnen,
Voll Ehrfurcht blickte ich zu Euch empor:
Und wie viel Jahre auch seitdem verronnen,
Hell schwebt die Zeit noch meinem Geiste vor.

Dann sah ich Euch den schönen Tag begehen,
Geliebtes Paar, der ewig Euch verband:
Ich sah geschmückt Euch am Altare stehen,
Als Ihr fürs Leben reichtet Euch die Hand.

Ich freute mich an Eures Glückes Blühen,
Als Ihr nun gründetet den eignen Herd.
Mit Segen sah gekrönt ich Euer Mühen
Und liebe, gute Kinder Euch beschert.

Hat auch das Auge Thränen oft geweinet,
Das Herz getragen Sorgen mancher Art,
Der treue Gott hat's gut mit Euch gemeinet
Und vor zu schwerer Prüfung Euch bewahrt.

Hat fern gehalten stets von Euren Lippen
Des schweren, bittern Leidenskelches Rand
Und an des Lebens allerschärfsten Klippen
Vorbeigeführet Euch mit sichrer Hand.

Er ließ Euch nie in dunkeln Abgrund blicken
Und sandte keine rauhen Stürme her,
Die schönsten Blüten jäh Euch abzuknicken, -
Des Lebens Bürde ward Euch nie zu schwer.

So blickt Ihr denn mit dankerfülltem Herzen
Auf die vergangnen Jahre heut' zurück.
Der helle Glanz der Silberhochzeitskerzen,
Er spiegelt sich in Eurer Kinder Blick.

Und auch die Freunde kamen, all die treuen,
Die Euch geliebt, gekannt so manches Jahr,
Um dieses Tages sich mit Euch zu freuen
Und brachten freudig Wunsch und Gabe dar.

Auch ich tret' vor Euch hin mit kleiner Gabe.
Kein glänzendes Geschenk trug ich ins Haus:
Mein schlichtes Lied ist alles, was ich habe,
Und dieser kleine, duft'ge Blumenstrauß.

Die Blumen werden welken und sich neigen,
Sie sind der schönen Gegenwart geweiht.
Das Lied verweht, doch aus den Tönen steigen
Die Bilder seliger Vergangenheit.

Und für die Zukunft wünsch ich Euch das Beste:
Erhelle sie der Liebe Silberstrahl! -
Bis es dereinst am goldnen Hochzeitsfeste
Von diesem Tage heißt: Es war einmal!

Stine Andresen


An Luise, zur silbernen Hochzeit

26. December 1846.

Dir schenk' ich, was du mir geschenkt;
Was ich dir schenkte, schenk' ich wieder:
Mein Herz wird jung, so oft es denkt
Der dir gesung'nen Jugendlieder.

Wir alterten, sie blieben jung,
Und werden jung auf ewig bleiben;
Erfreue dich der Huldigung,
Daß sie von dir, von dir sich schreiben.

Merk' auf ihr schmeichelndes Getön,
Blick' in den Spiegel dieser Lieder!
Du siehst dich ewig jung und schön,
Und schlägst beschämt die Augen nieder.

27. December 1846.

Hätt' ich heut vor fünf und zwanzig Jahren,
Soviel Grau gehabt in meinen Haaren,
Nicht genommen hätt'st du mich, ich wette;
Und wenn Rosen damals auf der Wange
Du nicht hättest mehr gehabt, ich bange,
Ob ich selber dich genommen hätte.

Dennoch ist es glücklich so gekommen,
Und nicht reut mich's, daß ich dich genommen,
Und am Ende darf dich's auch nicht reuen.
Danken wir's den Lockungen der Rosen
Und der Locken, ohn' uns zu erbosen,
Daß sie Winterreife jetzt bestreuen.

O Natur, Allmutter deiner Kinder,
Weise lockest du durch solchen Flinder
Zweie, die du für einander freiest,
Die, wenn fein sie mit einander wallen,
Merken, wenn die äußern Flitter fallen,
Daß Du sie für Höh'res Inn'res weihest.

Friedrich Rückert


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