Gedichte für die Silberne Hochzeit



Zur Silbernen Hochzeit der Eltern

Heil! ein Tag ist aufgegangen,
Dessen Weihe uns entzückt;
Unser innigstes Verlangen
Hat der Himmel mild beglückt.

Frohe, heit're Jubelstunde
Einet uns zum Festgenuss,
Elterlichem Silberbunde
Töne kindlich frommer Gruß.

Vater - Mutter - seid willkommen:
Segne Gott das treue Paar!
Von der Freude sanft beklommen,
Bringen wir Gelübde dar.

Stürme mäh'n im Menschenleben
Jugendliche Blüten ab,
Wohlgereifte Saaten beben,
Sinken matt in's kühle Grab.

Euch ward schön'res Loos beschieden,
Kinder, Enkel sahet Ihr,
Und der Seele stillen Frieden
Wünschen, All' vereinet, wir.

Süße Hochgefühle regen
Unsre Herzen auf, es weh'
Eurer Liebe Dank entgegen,
Euer Alter sanft vergeh'!

Möget Ihr noch lange weilen
Unter uns, der Kinder Lust,
Oft mit uns noch Freuden teilen,
Segnend ruh'n an uns'rer Brust.

Gute Gabe kommt von oben,
Wo der große Vater wohnt,
Da wird Euch der Kranz gewoben,
Der die Tugend einst belohnt.

Universal-Gratulant, 1845


Zur silbernen Hochzeit von einem Freunde dargebracht

Auf, und eilt in frohen Tanzen,
Dieses Jubelpaar zu kränzen;
Auf zum festlichen Gesang!
Feurig und mit heißen Schlägen
Wall' Euch jede Brust entgegen,
Hoch erschall' der Jubelklang!

Bei der Weste sanftem Kosen
Hat die Liebe Euch mit Rosen
Euren Pilgerpfad bestreut.
Liebe hat Euch süß umschlungen,
Und des Lebens Dämmerungen
Heitert Euch die Zärtlichkeit.

Ach. Euch winkt der Reiz des Lebens
Und die Freude nicht vergebens,
Nicht umsonst der Liebe Kuss!
Mit dem Gatten sich zu freuen!
Blumen pflücken, Blumen streuen,
Ist Euch seliger Genuss.

Teure, die ich innig liebe,
Mit der Freude Flammentriebe
Bring' ich dieses Wünschchen Euch!
Prunklos zwar ist meine Gabe,
Doch das Beste, was ich habe,
Und an trauter Liebe, reich.

Friede, Freude, Glück und Leben
Müssen lächelnd Euch umschweben,
Fern das Unglück von Euch flieh'n.
Lange seht, vereint als Gatten,
Noch des Frühlings Blumenmatten,
Und den Herbst vorüberziehn!

Ruhevoll und herzerlabend
Winke Euch ein schöner Abend
Nach des Tages Last und Müh'
Freude läch'le Euch auf immer
Uns'rer Freundschaft Harmonie!

Lebet lange, lebt zufrieden,
Lebet glücklich stets hienieden.
Bis die Totenglocke schallt!
Neue Lust und Seligkeiten
Werden Engel Euch bereiten,
Wenn Ihr einst hinüberwallt!

Universal-Gratulant, 1845


Zur Silbernen Hochzeit eines Wohltäters

Was so Viele sehnsuchtsvoll erharren,
Doch so Mancher nicht erreichen kann,
Winkt Euch heut' nach fünfundzwanzig Jahren
Auf der wechselhaften Lebensbahn:
Denn es kränzet Euren Bund der Treue
Dieser Tag im Silberglanz aufs Neue.

Ach so Viele auf den Lebenswegen
Kennen nicht dies segnende Gefühl, -
Vielen tritt die Zwietracht kalt entgegen,
Trennt das Band vor dem errung'nen Ziel;
Alle Bilder ihrer Lieb' und Treue
Sinken in den nackten Arm der Reue!

Viele, die den Bund der Eh' geschlossen,
Trennt des Todes allgewalt'ge Hand,
Und die Hoffnung, die so schön entsprossen,
Hüllt sich in ein düsteres Gewand.
Ja, ein Loos, wie's heute Euch gefallen,
Wird hier, ach! nur Wenigen von Allen.

Und so blickt Ihr, ohne Gram und Reue
Freudenvoll auf jenen Tag zurück,
Der Euch einst durch fromme Priesterweihe
Traulich einte zu der Liebe Glück;
Denn Ihr hieltet, was Ihr Euch versprochen,
War't Euch gut, habt nie die Treu' gebrochen.

Mächtig muss ein heilig Wesen walten
Über uns, das Lohn der Liebe gibt;
Möge es noch lange Euch erhalten,
Stets von Schmerz und Kummer ungetrübt,
Möge Euch noch fünfundzwanzig Jahre
Halten ferne von der Totenbahre.

O, ich danke Euch, seit ich Euch kenne,
Für so manchen heit'ren Augenblick!
Ihr nur seid es, die ich segnend nenne,
Ihr nur lindert fremdes Missgeschick;
Ihr nur sucht, wo Eure Nächsten weinen,
Tröstend schnell als Retter zu erscheinen.

Weilet dafür lange noch hienieden!
Und erscheint Euch einst der Engel Tod,
Nach dem Kampfe führend zu dem Frieden
Über Sternen, über Morgenrot,
O dann werde Euch vor Gottes Throne
Unnennbares hohes Glück zum Lohne.

Universal-Gratulant, 1845


Zur Silbernen Hochzeit des Bruders

Heil, lieber, bester Bruder Dir,
Dem einzigen auf Erden hier,
Des Bruderherz mich liebet!
Heil Dir und Deiner Gattin heut
Zum schönsten Fest, das Euch die Zeit
Zum Lohn der Treue gibet.

Ihr lebt nun fünfundzwanzig Jahr
Im Ehebunde! Keiner war
Vielleicht so schön hienieden!
War mancher Tag auch schwül und heiß -
Durch Eure Tätigkeit und Fleiß
Ward Euch viel Gut's beschieden.

Dies nahmt Ihr nicht für Euch allein,
Es flossen Dankestränen d'rein
Für Eure milden Taten:
So Mancher ruht im Grabe schon,
Der dies erfuhr, fleht dort um Lohn
Für Eures Wohltuns Saaten.

So habt Ihr denn auch jeden Tag,
Fern von des Lebens Ungemach,
Der Freuden viel gefunden,
Der Freundschaft Fittig schwebt um Euch,
Schuf diese Welt zum Himmelreich
Für viele Lebensstunden.

Mein Herz wünscht heute: Bleibt noch hier
Recht lange Bruder, Schwester mir,
Und gönnt mir Eure Liebe:
Dann fühlt mein Herz zu aller Zeit,
Voll Freude und voll Dankbarkeit,
Die seligsten der Triebe.

Nun - was ich wünsche, werde wahr;
Geht hin zum gold'nen Jubeljahr,
Gesundheit soll Euch leiten!
Wenn dann dies selt'ne Fest erscheint,
Dann werde ich, dann wird der Freund
Mehr Freuden Euch bereiten.

Universal-Gratulant, 1845


Zur Silbernen Hochzeit des Oheims und der Tante

Das Silber ist ein Bild der sanften Tugend,
Wenn es geläutert uns'ren Blick begrüßt,
Es schimmern dann aus seinem milden Glanze
Die Liebestreue und Bescheidenheit.
Drum wurde von den Vätern es erwählet
Zum Tugendlohne für ein edles Paar,
Das fünfundzwanzig wechselhafte Jahre
Durch's Erdenleben eilte Hand in Hand.

So schmückt der Kranz, aus Silberstoff gewoben,
Auch Deine Schläfe heut', verehrtes Paar!
Der Myrthenkranz, der einst die Braut gezieret.
Ist jetzt gereift und trägt die Silberfrucht.
Und schüchtern steh' ich nun in diesem Kreise
Und bringe Dir, getreues Ehepaar,
Die Wünsche Aller, die Du hier erblickest,
Mit Jubelgruß aus treuem Herzen dar.

Von meiner Mutter, die, geliebter Onkel,
Durch zartgewebte Bande der Natur
Mit Dir verschwistert für ein ew'ges Leben,
Ward mancher Wunsch mir freundlich mitgegeben,
Den heute sie von Gottes Gnad' erfleht
Für Dich und Deiner treuen Gattin Heil!

Wohl wendest Du zufrieden Deine Blicke
Auf jenen Pfad, den Du durchwandelt hast.
Ein kräft'ger Mann, stehst Du im Pilgetale
Und findest vierfach noch der Liebe Glück:
Denn Deine Mutter, die Dich einst geboren,
Sie nennt noch mit stolz Dich ihren Sohn,
Sie freuet noch mit Dir sich dieses Lebens,
Und reichet Dir das erste Liebesglück.

Dann stehet die Gefährtin Dir zur Seite,
Die, heute sind es fünfundzwanzig Jahr,
Als junge Braut Dir zum Altare folgte
Und Leid und Freude treu mit Dir geteilt,
Sie freuet sich des biederen Gefährten,
Und reichet Dir das zweite Liebesglück.

Das dritte lächelt Dir in Deinen Kindern,
Von denen achte heute Dich begrüßen
Und mit Dir feiern dieses Silberfest;
Die andern, fünfe, sind vorangegangen,
Um drüben in des Himmels Sonnengarten
Den Vater und die Mutter zu erwarten,
Und dort als Engel Euch einst zu empfangen.

Zuletzt noch lächeln Dich die lieben Kleinen,
Der Tochter Kinder, heute freundlich an.
"Großvater!" lispelt es von ihren Lippen,
Und zarte Neigung spricht aus ihrem Blick
Und reichet Dir das vierte Liebesglück.

So, teurer Onkel! so, geliebte Tante!
Seid lange noch auf dieser schönen Erde
Von treuer Liebe überall umringt;
So wandelt neue fünfundzwanzig Jahre,
Von jedem Kummer, jedem Schmerz befreit,
Zum neuen Feste der Vermählung hin.

Dann rausche Jubelgold um Eure Schläfe,
Und es begrüße Euch der Enkel Chor
In reicher Zahl, mit froher Herzensstimme,
Und möge es der Mitwelt laut verkünden,
Welch' schönen Lohn die edlen Menschen finden!

Universal-Gratulant, 1845


Zur Silberhochzeit der Tochter

Als ich vor fünfundzwanzig langen Jahren
Mit Euch am Altar segenwünschend stand,
Und in der Tochter schönen braunen Haaren
Dem Myrthenkranz, frisch grünend, blühend, fand,
Da fleht' ich: Herr! dein Wille soll geschehen,
Lass meine Kinder stets es wohl ergehen!

Und liebend zog, trotz mancher trüben Leiden,
Der Mann die Gattin zärtlich an die Brust;
Des Ehestandes Glück und süße Freuden
Sie machten Liebe Euch zur Götterlust;
In Eurer Kinder liebendem Vereine
Sah't Ihr der Ehe Glück im Glorienscheine.

Der Herr hat also mein Gebet erhöret,
Und wird auch ferner Euer Vater sein,
Hat Trübsalsnacht Euch manches Glück gestöret,
Die Liebe gab dann milden Sonnenschein.
Gott wird Euch ferner Glück und Segen schenken,
Er schützet gern, die seiner gläubig denken.

Ihr seid ja meine einz'ge ird'sche Habe;
D'rum liebet ferner mich; in Freud' und Leid
Bleib' ich Euch treu, bis einst dem kühlen Grabe
Mein Geist entschwebt zur ew'gen Seligkeit.
So nehmt als Schwanensang zur Silberfeier
Jetzt freundlich auf die Töne meiner Leier.

Universal-Gratulant, 1845


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