Gedicht zur Silberhochzeit
Seit ich, Teure, Dich in Lieb' errungen,
Seit ein Rosenband uns fest umschlungen,
Schwand im wilden Wechselstrom der Zeiten
Unsres Lebens schönster Teil;
Schwanden mit ihm viele holde Freuden,
Schwanden mit ihm viele herbe Leiden,
Manches Dulden, manches feste Streiten,
Mancher Unstern, manches Heil.
In des Lebens blumenreichem Lenze,
Wandelst freundlich Du mit Blumenkränze;
Und im Sturm, im düstern Missgeschicke
Bliebst Du mir ein milder Stern;
Teiltest liebend meines Lebens Frieden,
Auch was mir das Schicksal hart beschieden,
Dunkle Nacht und helle Sonnenblicke
Teiltest Du mit mir so gern.
Wenn des Lebens wechselnde Gestalten,
Wenn des Schicksals tief verborgnes Walten
Und das Treiben und das rege Sorgen
Schwarz umdüstert meinen Sinn,
Floh ich heim zu unsern Hausaltären,
Du nur konntest Ruhe mir gewähren
Und wie Nebel vor dem hellen Morgen
Schwand mir jeder Kummer hin.
Dank Dir, Teure, für Dein treues Lieben,
Dank, dass fest Du neben mir geblieben,
Das Du meiner Tage Last und Schwüle
Mutig mitgetragen hast!
Wäre doch, Gefährtin meines Lebens!
Meiner Liebe Wünsche nicht vergebens:
Möchtest Du der Freude noch recht viele
Mit mir teilen - lindernd Sorgenlast.
Möge stets Gesundheit Dich erfreuen,
Und der Kinder kräftiges Gedeihen,
Und in finstern freudelosen Tagen
Bleibe Dir Dein hoher Mut!
Wollest ferner liebend bei mir stehen
Bis ins bess're Land wir übergehen.
Noch im Sterben will ich's freudig sagen:
Du warst stets mein höchstes Gut!
Poetische Bibliothekar, 1845
Was so viele sehnsuchtsvoll erharren,
Doch so mancher nicht erreichen kann,
Winkt Euch heut nach fünfundzwanzig Jahren
Auf der wechselhaften Lebensbahn:
Denn es kränzet Euren Bund der Treue
Dieser Tag im Silberglanz auf neue.
Ach, so viele auf den Lebenswegen
Kennen nicht dies segnende Gefühl, -
Vielen tritt die Zwietracht kalt entgegen
Trennt das Band vor dem errungnen Ziel;
Alles Bilder ihrer Lieb' und Treue
Sinken in den nackten Arm der Reue!
Viele, die den Bund der Eh' geschlossen,
Trennt des Todes allgewalt'ge Hand,
Und die Hoffnung, die so schön entsprossen,
Hüllt sich in ein düsteres Gewand.
Ja, ein Los, wie's heute Euch gefallen,
Wird hier, ach! nur wenigen von allen.
Und so blickt Ihr ohne Gram und Reue
Freudenvoll auf jeden Tag zurück,
Der Euch einst durch fromme Priesterweihe
Traulich einte zu der Liebe Glück,
Denn Ihr hieltet, was Ihr Euch versprochen,
War't Euch gut, habt nie die Treu' gebrochen.
Mächtig muss ein heilig Wesen walten
Über uns den Lohn der Liebe gibt;
Möge es noch lange Euch erhalten,
Stets von Schmerz und Kummer ungetrübt,
Möge Euch noch fünfundzwanzig Jahre
Halten ferne von der Totenbahre.
O ich danke Euch, seit ich Euch kenne,
Für so manchen heitern Augenblick!
Ihr nur seid es, die ich segnend nenne
Ihr nur lindert fremdes Missgeschick;
Ihr nur sucht, wo Eure Nächte weinen,
Tröstend schnell als Retter zu erscheinen.
Weilet dafür lange noch hienieden!
Und erscheint Euch einst der Engel Tod,
Nach dem Kampfe führend zu dem Frieden
Über Sternen, über Morgenrot,
O dann werde Euch vor Gottes Throne
Unnennbares hohes Glück und Lohne.
Poetische Bibliothekar, 1845
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