Hochzeitlieder
Wir haben in froher Jugendzeit
Gar viele Blumen gefunden
In Wald und Garten weit und breit
Und haben draus zum Festeskleid
Uns manchen Kranz gewunden.
Und heute komm ich mit dem Kranz
Von blühenden Myrthenzweigen,
Dein Haupt zu schmücken im bräutlichen Glanz,
Wenn du dich dem Geliebten ganz
Für immer giebst zu eigen.
Meiner Jugend Freundin lieb und traut,
Nimm hin aus meinen Händen
Die Krone, die einmal das Auge schaut
Im Haar der jungfräulichen Braut,
Die Jugendzeit zu enden.
Vergiß sie nie deine Jugendzeit,
Nie deiner Jugend Gespielen,
Doch ziehe hin in der Engel Geleit,
Zum treuen Lieben und Schaffen bereit,
Ein reicher Segen vielen.
Gekrönt mit der Gnade hellem Strahl,
Sei selbst deines Hauses Krone,
Bis dir der Herr in des Himmels Saal
Die Lebenskrone giebt einmal
Zum selgen Gnadenlohne.
Eleonore Reuß
1.
Es steh'n in unserm Garten
Der blühenden Rosen genung, -
Dir blüht, noch schöner als Rosen,
Ein Mägdlein so frisch und so jung.
Ich habe mit Fleiß gewählet
Die schönsten Rosen zum Strauß, -
Du küssest die rosigen Lippen
Und lachst am Ende mich aus.
2.
Rosen in dem Maien,
Und der Liebe Fest!
Schwalben und die Lieben
Bauen sich ihr Nest.
Maienrosen, Lieder,
Schwalben, Liebe gar!
Und ich werde wieder
Jung im grauen Haar.
3.
Wer doch durch des Festes Hallen
Wallet mit dem Kranz im Haar?
Ach, die Beste ist's von Allen,
Sie, die uns die Liebste war.
Und wer tritt mit freud'ger Eile
Schön und stolz an ihrer Hand?
Hier schoß Amor gold'ne Pfeile,
Und sein Bruder knüpft das Band.
Und ich seh' die Götter niedersteigen
mit der Scherze Chor,
Und ich singe Glückeslieder,
Und ich blicke froh empor.
Liebeleben, Glückesbande,
Langes Leben, ew'ges Fest!
Tauben durch des Friedens Lande,
Viele Jungen in das Nest!
Immer froh und ohne Sorgen,
Alles, alles muß gedeih'n,
Und ihr sollt mit jedem Morgen
Glücklicher und jünger sein.
Albert von Chamisso
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