Hochzeitsgedicht



An Braut und Bräutigam

Die Ehe bringt Wehe! - Dies Sprichwort ist zwar
Schon alt; doch ist alles, was alt ist, auch wahr?
An Leiden ist freilich der Eh'stand nicht leer;
Doch glaubt mir, der Freuden - der Freuden sind mehr.

Der ist zu beklagen der herzlose Thor,
Der nimmer ein liebendes Weib sich erkor,
Das, küssend, zum Spiele die Arbeit ihm macht,
Mit Scherzen den Tag ihm versüßt und die Nacht.

Sie kochet, sie nähet, sie spinnet für ihn,
Für ihn ist ihr Sinnen, für ihn ihr Bemühn,
Und runzelt einmal seine Stirn sich - ein Wort,
Ein Küsschen von Liebchen - die Runzel ist fort.

Bricht Krankheit einmal übers Männchen herein,
Wie wartet sie sorgsam, wie pflegt sie ihn fein!
Wie wacht sie die traurigen Nächte entlang
So ängstlich am Lager des Dulders, so bang!

Nicht lange, so mehrt sich der Glücklichen Zahl,
Und wiegen muss bald nun der Ehegemahl;
Der Kleine wird größer, lallt Vater ihn schon,
Umschlingend den Hals ihm - welch herrlicher Lohn!

Oft küsst er dann dankend das Weibchen und schließt
Entzückt an den Busen die Holde; - so fließt,
Gleich lieblichen Stunden im blühenden Mai,
In Wonne der Frühling der Ehe vorbei.

So fliehen die Monden, so schwindet das Jahr,
Und Eintracht und Liebe beseligt das Paar;
So lenken das Schiffchen des Lebens in Ruh
Sie fröhlich dem Hafen, dem winkenden, zu.

Was spornt wohl den Jüngling zu Arbeit und Fleiß?
Was waffnet mit Mut ihn, zu ringen? Der Preis,
Nach welchem er eilet, was ist es? - Allein
Die Hoffnung, einst glücklicher Gatte zu sein. -

Wohlan denn, Ihr Lieben! das Ziel ist erstrebt!
Errungen die Palme! Seid glücklich, verlebt
Stets goldene Tage! - Und Du liebe Braut
Sei fruchtbar und mehre Dich! - Bist ja getraut!

Stoßt an nun, ihr Gäste, von nah und von fern,
Ihr Alten, ihr Jungen, ihr Damen und Herr'n!
Stoßt an nun und trinket, ruft herzlich und laut:
Hoch lebe der Bräut'gam, hoch lebe die Braut!

Poetische Bibliothekar, 1845


An das Hochzeitspaar

Durch Priesters Segen ist der Bund geschlossen,
Vereinigt wollt Ihr, traulich Hand in Hand,
In Freud' und Leid als liebende Genossen
Durchwandeln mutig dieses Pilgerland.
O segne Gott das Band, das Ihr geknüpfet,
Und sorge liebend, dass Euch, Teuren, nie
Ein Wort der Reue und des Gram's entschlüpfet,
Das stören könnte Eure Harmonie! -
Ein Rosenpfad sei Euch der Weg durch's Leben,
Erhellet von der Freude Sonnenlicht;
Und suchet einst die Freundschaft Ihr vergebens:
Dann sei dies Blatt Euch ein Vergissmeinnicht!

Poetische Bibliothekar, 1845


Zur Vermählung der Nichte

Es ist geschehn, das Bündnis ist geschlossen,
Dass Euch nun knüpft für eine Ewigkeit!
Ihr habt gelobt, als liebende Genossen
Zu wandeln durch der Erde Pilgerzeit,
Zu teilen jedes Glückes schöne Gabe,
Zu teilen auch dem Schmerz, der kommen kann -
Euch treu zu bleiben bis zum kühlen Grabe.
Ihr, Neuvermählten, denket oft daran!

Es ist das Leben zwar ein Blumengarten,
Wo manches Blümlein so hold gedeiht;
Doch muss man sorgsam diese Blümlein warten:
Durch Fleiß, durch Treue und Zufriedenheit. -
Denn, ach! es keimen auch der Dornen viele
Den Wanderer auf seiner Pilgerbahn,
Eh' er gelangt zu dem erwünschten Ziele,
Wo er der Rosen sich erfreuen kann.

Hoffnung und Glaube sind die heil'gen Kerzen
Die uns bewahren vor der Reue Qual,
Sie strahlen mild in unsre wunden Herzen
Und leuchten sanft uns durch das Dornental.
Bei ihnen bleibet! Auch in weit'ster Ferne
Verlasst sie nicht! Sie werden freundlich dann
Euch schimmern noch als sanfte Tröstungssterne
Im Abendrot, am Ausgang' Eurer Bahn.

Ihr pflücket heute von dem Myrthenbaume
Der jungen Liebe Blüten, rein und zart
Und hoffet wohl in Eurem Morgentraume
Auf eine Zukunft gleich der Gegenwart;
Ach, aber auf der Erde Schlangenwegen
Tritt die Versuchung, lockend uns in Wahn,
Mit einer Engelsmaske uns entgegen
Und süßem Gifte - Denket oft daran!

Wollt Ihr die Liebe dauernd Euch erhalten
Und wandeln stets auf ihrer Blumenflur,
Dann müsst Ihr sie zur Freundschaft umgestalten,
Denn zarte Freundschaft die erhält sie nur.
Die Frau muss trösten und zum Besten raten,
Dem guten Rat folgt gern der weise Mann,
Der sparsam ist, doch nicht zu edlen Taten.
So werdet glücklich. - Denket oft daran!

Dich, holde Braut! in unserm Kreis' erzogen,
Begleitet zärtlich mein getreuer Blick;
Auch für die Zukunft bleib' ich Dir gewogen,
Und wünsche Dir das höchste Erdenglück!
Ja, gutes Paar! entfernt von jeder Klage
Und reich an Segen wandle Deine Bahn,
Dass Deinen Bund, geweiht an diesem Tage,
Von Gott geschlossen jeder nennen kann!

Poetische Bibliothekar, 1845


Zu Vermählung der Schwester

Wer jubelt nicht mit uns im Hochzeitssaale,
O wessen Herz schlägt hier nicht hochbeglückt.
Weil feierlich beim freudenvollen Mahle
Die Myrthe Dir die freie Stirne schmückt;
Weil, gleich der Frühlingssonne mildem Strahle,
Die Freude heut' aus Deinen Augen blickt!
Doch Wehmut trüb der Unschuld reine Freuden,
Gedenken wir, dass jetzt von Dir wir scheiden.

Wir sollen ohne Dich nach Hause kehren,
Wo jeder Ort durch Dich uns teuer ist;
Wir sollen Deine Gegenwart entbehren,
Die uns so oft der Krankheit Schmerz versüßt;
Entbehren Deine schwesterlichen Lehren,
Die Du der lieben Eltern Freude bist!
Mit uns nicht nur der Jungend Frohsinn teiltest,
Getreu bei uns'rer Arbeit auch verweiltest.

Du warst ein Vorbild uns der Kindesliebe,
Die Eltern zu erfreuen stets bereit,
Erwecktest Du in uns die reinen Triebe
Für stille Tugend und für Frömmigkeit.
Oft wünschten wir, dass fern noch von uns bliebe
Die schönste Stunde Deiner Jugendzeit,
Die heute Dir so feierlich erscheinet,
Mit dem geliebten Gatten Dich vereinet.

Doch Dir zur Freude ist er ja erschienen
Der schöne Tag, ein Lichtblick himmelwärts!
Wir sehn für Dich der Liebe Myrthe grünen,
O dieses mildert uns der Trennung Schmerz.
Ja, wie es edle Seelen reich verdienen,
Ist hoch beglückt Dein liebevolles Herz,
Denn ein getreuer Gatte bleibt, wie heute,
Geliebte Schwester! immer Dir zur Seite.

O möchte immer Dich dies Glück umstrahlen!
Beseligend sich Dir der Frohsinn nahn,
Dein Fuß nur über Frühlingsblumen wallen,
Nie auf des Schmerzes dornenvoller Bahn.
Wie sich im See des Himmels Farben malen,
So zeigt die Erinn'rung Dir fortan
Der Seligkeit bekränzte heitre Stunden,
Die schnell im Arm der Freundschaft Dir entschwunden.

O möchte doch Dein Gatte uns vergönnen,
Recht oft die Zeugen Deines Glücks zu sein;
Wenn wir recht oft bei Dir verweilen können,
Der Jugend uns an Deiner Seit' erfreun,
Dann werden wir so schmerzlich uns nicht trennen.
Oft kehr' auch Du bei unsern Eltern ein,
Dann schwinden bei dem häuslich stillen Glücke
Geflügelt uns, wie sonst, die Augenblicke.

Poetische Bibliothekar, 1845


Wie des Lenzes Blumenhelle
Sanft in seinen Schoß uns zieht,
So zu dieser lieben Schwelle,
Lockt es mich aus stiller Zelle
Und der letzte Harm entflieht.
O wie schön ist diese Stelle,
Wo die Myrthe festlich blüht'.
Wo die Flamme heil'ger Triebe
Hell im Glanz beglückter Liebe
Auf den Hausaltären glüht.
Wie so lieblich, wie so süß
Lockt der Liebe Paradies.

O möchte doch des Himmels Glück und Frieden
Mit mir in dieses Hauses Räume zieh'n!
O wäre Euch es dauerhaft beschieden,
Was Viele seh'n als holden Traum entflieh'n!
Und könnt' ich Euch die seligsten der Stunden
Aus jenem Engelparadies ersteh'n,
Wo mit der Unschuld, wie mit Gott verbunden,
Sich Lieb' und Freundschaft treu zur Seite steh'n
Wo Licht und Lenz in ew'ger Feier walten,
Und sich die Stunden schöner stets gestalten.

Ja, den reichsten Blumenkranz
Schling' um Euch ein heit'res Leben!
Wie der Myrthe Himmelsglanz
Euch erfüllt mit süßem Beben,
Soll der Freude Licht und Leben,
Soll der Liebe Zauberschein,
Eures Lebens Leitstern sein.

Beglückt im Sein an des Geliebten Seite,
Sei Euer Sehnen ganz darin gestillt,
Und wie ein Bach durch Blumenauen quillt,
Umflötet von der Nachtigall, so gleite
Das Leben Euch in jedem höhern Sinn
Voll Harmonie in süßer Eintracht hin. -
Ja, freundlich walte überall die Liebe,
Wo Ihr auf immer Eins in Liebe weilt,
Und ob des Himmels Bläue sich auch trübe -
Es ist ein Schatten, der vorübereilt;
Und heller wird die Sonne wieder scheinen,
Wenn Glaube, Lieb' und Hoffnung Euch vereinen.

Blicket immer voll Vertrauen
Auf zum Himmel in Geduld -
Fester kann man nirgends bauen,
Als auf Gottes Vaterhuld!
Seine starke Rechte leite
Sicher Euch durch's Leben hin;
Und als Sieger steht im Streite
Für den ewigen Gewinn.

So nehmt noch einmal denn aus vollem Herzen
Den besten Wunsch für Euer Lebensglück!
Gebt Hand in Hand getreu in Freud' und Schmerzen,
Zum spät'sten Ziel, und schaut Ihr einst zurück
Auf Eure Bahn, so lächle Fried' und Segen
Euch überall mit Engelsblick entgegen.

Sammlung von Gelegenheitsgedichten, 1852


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