Hochzeitsgedichte



Zur Hochzeit eines Försters

O wie den Freund und den Dichter erfreut,
Was sich dem Auge, dem ahnenden, beut:
Junge verschwiegene Liebe -,
Seliges Wandeln im rauschenden Wald, -
Fröhliches Schreiten und schämiges Halt, -
Fern von der Menschen Getriebe.
Und wie ihr schreitet die Tannen entlang,
Sieh, aus den nickenden Büschen nicht bang
Äuget das Rehlein, das falbe:
Aber am Dach, wo an sonnigem First
Frühest das Eis in dem Lenze zerbirst,
Nistet euch zwitschernd die Schwalbe!

Felix Dahn


Zur Hochzeit eines Tonsetzers

Wohl einem großen Tonwerk gleicht das Leben,
Darin die Töne suchen sich und flieh'n:
Und welche sich zuletzt zum Einklang weben, -
Lang' wird sich das dem Lauschenden entziehn:
Bis endlich jene zu einander schweben,
Die vorbestimmt zu sel'gen Harmonien!
So ward, getrennt durch Berg und Thal, dies Paar
Zusammen doch geleitet wunderbar.

Was sie vereint hat, war die Macht der Töne.
Ein gutes Zeichen liegt in diesem Wort:
Verbunden sind sie durch das ewig Schöne
Zu innig unauflöslichem Accord.
Die Muse selbst, die göttliche Kamöne,
Bleibt Weiherin des Hauses fort und fort
Und in dem Wohlklang gleich gestimmter Seelen
Wird mit der Kraft das Zarte sich vermählen!

Felix Dahn


Zu meiner Schwester Ehrentage

So hat der frohe Tag begonnen,
Der euch in süße Bande schlägt,
Der zu dem Glück, das ihr gewonnen,
Des Lebens schönste Krone trägt -
Doch weiß ich kaum, in das Gedränge
Der Freud' und Lust, wie stimm' ich ein?
Ich seh' euch hier in froher Menge,
Und dennoch seh' ich euch allein.

Denn fast im Geist will mich's bedünken,
Als säh' ich hier die Freunde stehn,
Den letzten Gruß euch zuzuwinken
Vor langem Auseinandergehn;
Als säh' ich euch noch einmal kehren
Zum letzten Kusse tiefbewegt,
Und kaum der heißen Thräne wehren,
Da uns die Scheidestunde schlägt.

Drum nicht mit Scherz zu bunten Scherzen
Mag sich der stille Sänger nahn;
Er wendet sich an eure Herzen
Und eure Liebe spricht er an;
Und alle Lust, die je von dannen
Eu'r Herz im vollsten Schlage trug,
Er will sie drin auf ewig bannen
Durch seines Liedes Zauberspruch. -

O seht, das Leben ist ein Garten,
Vom höchsten Gärtner euch verliehn;
Drin sollt ihr seiner Blumen warten,
Und Früchte für den Himmel ziehn.
Und wie ihr's grünen, blühn und ranken
Und Wunder über Wunder schaut:
Dem Herrn der Erde wollet danken,
Daß er euch solch ein Gut vertraut.

Drum habet Acht mit Lust und Stärke
Und sorget emsig früh und spät,
Daß sich die Saat der guten Werke
Gedeihend mehre, die ihr sä't;
Den weitsten Raum in dem Gefilde,
Den besten Boden räumet ihr;
Sie sei in eures Lebens Bilde
Der feste Grund, die schönste Zier.

Und wie der Schmuck den Körper hebet,
Der schön und freundlich ihn umgiebt,
So auch der Felder Saum umgebet
Mit Blumen, die ihr ehrt und liebt.
Der Lilie wollt zuvörderst achten,
Des reinen Herzens Priesterin;
Als höchstes Kleinod sie betrachten
Durch allen Lebenswechsel hin.

Dann um die Rose wollet sorgen;
Sie ist die Königin der Welt,
Die in der tiefen Brust verborgen
Das Zauberwort des Lebens hält;
Sie dufte weithin durch die Auen
Und blühe voll und groß und schön,
Entzückend alle, die sie schauen,
Erquickend, die vorübergehn.

Und wo Reseda still zufrieden,
Wo fromme Glockenblumen blühn,
Wo ihr den schatt'gen Ort beschieden
Der festen Treue Immergrün:
Da wollt auch einen Platz bereiten
Dem Veilchen und Vergißmeinnich! -
Ihr wißt ja selbst, was sie bedeuten,
Drum nenn' ich ihre Namen nicht.

Doch eines Baum's muß ich gedenken,
Der ewig blüht und ewig trägt;
Er wird euch gold'ne Früchte schenken,
Wenn ihr vor allem seiner pflegt.
So zieht denn auf in hohen Ehren
Der wahren Weisheit Lebensbaum,
Und Glück und Ruh wird euch gewähren
Einst seiner Schatten kühler Raum.

So wollt mit Lust im Gärtchen walten,
Und ziehet mitten durch sein Grün,
Es ewig jung und frisch zu halten,
Des heit'ren Sinnes Bächlein hin;
Umgürtet's mit lebend'gen Hecken
Aus Glaube, Lieb' und Hoffnung dann,
Damit kein Unheil euch erschrecken,
Kein Feind euch überraschen kann.

Doch weil auch oft vom Himmel oben
Gewitterschwere Wolken droh'n,
Und grimme Feinde außen toben
Und Zweifel nah'n mit Spott und Hohn.
So wollt euch drin ein Haus ergründen,
Ein festes Haus aus Gottvertraun:
Dort könnt ihr sich're Zuflucht finden
Und fest dem Tod entgegenschaun.

Wohl steht ihr auf des Lebens Höhen
Und schaut in's weite Thal hinab,
Des Weges Ursprung zu erspähen,
Das Ziel für euren Wanderstab;
Es liegt des Lebens Keim und Ende
Vor eurem Auge doppelt klar:
So reicht euch hier die treuen Hände
Zum ewig schönen Bunde dar.

O daß dies Glück im heißen Drange
Der viel bewegten, ernsten Zeit
Kein Sturm euch raube auf dem Gange,
Den ihr zu gehn entschlossen seid.
Es sei des Baches ew'ge Quelle,
Die eures Lebens Au durchfließt;
Es sei das Licht, das wunderhelle
Der Zukunft Dunkel euch erschließt.

So wollt denn jeden Harms vergessen,
Da euch die schöne Stunde schlägt,
Die Lieb' und Freude ungemessen
In eure frohen Herzen trägt.
Und wenn das sel'ge Aug' im Glanze
Der reinsten Wonne überthaut,
Dann schmücke mit dem Myrtenkranze
Sie dir, o Freund, die holde Braut.

Wilhelm Oberdieck


Meiner Braut zum Hochzeitstage

Die Stunde naht, die hellen Glocken klingen
Und unsres Lebens schönster Morgen tagt,
Der Schleier fließt aus Deinen Lockenringen
Indeß auf reiner Stirn' die Myrthe ragt,
So laß' uns denn mit Gott den Gang vollbringen
Blick' auf zum Himmel, gläubig, unverzagt,
O weine nicht! ich steh' Dir treu zur Seite
Und bin fortan Dein Hort und Dein Geleite.

Du scheidest bang vom theuern Elternhause,
Wo Dich als Kind erfreut manch' heit'res Spiel,
Wo träumend sich, fern von der Welt Gebrause,
Im engen Kreis Dein ernster Sinn gefiel.
Du trittst hervor jetzt, wie aus stiller Klause,
Nahst schüchtern nur dem selbstgewählten Ziel,
Und Wehmuth drängt Dein Herz zu leisem Beben,
Da Du hinausziehst in ein neues Leben.

Doch sollte Dich dies Leben nicht beglücken?
Bin ich so fremd Dir, ist die Welt uns feind?
Wob Liebe nicht dahin die goldnen Brücken?
Ist's ihre Sonne nimmer, die uns scheint?
Und sind's nicht Rosen allwärts, die wir pflücken
Auf unserm Pfad: wir wandeln ihn vereint.
Auch wird die Zeit wohl Blüthen auf uns regnen,
Mit Palmen Dich und unser Bündniß segnen.

Drum reiche muthig mir die Hand zum Bunde,
Der für dies Dasein gelte, fest und klar,
Was still gereift in Beider Herzen Grunde,
Es werde laut und festlich offenbar.
Laß' uns in unsrer Jugend Weihestunde
Mit Ernst und Hoffnung treten zum Altar,
Und betend auf des Vaters Huld vertrauen,
Der jene nicht verläßt, die auf ihn bauen.

Leo Nagel


Hochzeit im Herbst

Graublaue Wolken,
tief hängend am Himmel,
vom Sturme geschleppt.
Rotbraune Blätter,
taumelnd müde
in regenfeuchten, windbewegten Lüften.
Schrilles, dünnes Läuten
vom roten Kirchlein
auf nebelumschwommner,
weißgrauer Höhe -
Freudiges Menschenbewegen
und Kindergetümmel im Städtchen.
Karossen durchjagen
die gelbbraunen Straßen;
auf dem silbernen Zaumzeug
glänzt wie flockiger Schnee der Schaum.
Mädchen staunen und flüstern
und wandern eilig zur Kirche.
Die Menge harrt
vor dem teppichbelegten,
tannengeschmückten Wege.
Kleine Mädchen,
wie Blüten rosig,
in lichten, duftigen Kleidern,
trippeln daher
und streuen Blumen,
Goldlack und Astern,
Spätrosen und Tulpen . . .
Und nun die Braut:

Am Arm des Geliebten,
im weißen Kleide,
in grünen Myrten,
zaghaft und ernst,
ein Heiligenbild,
eine selige Seele.
Stille umher,
so feierlich still,
als gehe der Heiland,
der Hirte der Herzen,
der Zaubrer von Kana,
geladen zur Hochzeit,
inmitten der Menge, -
als neigen sich alle,
die Alltagsseelen,
die lauten, geschwätzigen,
sorgenvollen,
im stillen Gebete
der keuschen Unschuld,
der himmlischen Schönheit,
dem Sakramente der heiligen Ehe . . .
Schrilles, dünnes Läuten
vom roten Kirchlein . . .
Goldgelbes Blätterfallen
Vergehen und Werden,
Blühen und Reifen . . .
O du heiliges,
unbegreifliches,
tiefes Mysterium der Weisheit! - -

Hans Bensmann


Zur Hochzeit

Was das für ein Gezwitscher ist!
Durch's Blau die Schwalben zucken
Und schrei'n: "sie haben sich geküßt!"
Vom Baum Rothkehlchen gucken.

Der Storch stolzirt von Bein zu Bein;
"Da muß ich fischen gehen -"
Der Abend wie im Traum darein
Schaut von den stillen Höhen.

Und wie im Traume von den Höhen
Seh' ich Nachts meiner Liebsten Haus,
Die Wolken darüber gehen
Und löschen die Sterne aus.

Joseph von Eichendorff


Die Braut

Aus deinem Auge quellen
Die Tränen süß und rein,
Das Herz mir zu erhellen,
Wie lichter Edelwein.

Und Liebesworte dringen
Aus deinem Rosenmund,
Wie wenn die Glocken klingen
Im tiefsten Meeresgrund.

Eduard Paulus


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