Hochzeit: Gedichte
O, lebt und liebt Euch, nach der Sitte
Der goldnen Zeit, als eine Hütte
Die Liebenden umschloss, die willige Natur
Aus ihrem Überfluss sie nährte,
Und ihnen Bach und Wald und Flur
Die Mittel der Zufriedenheit gewahrte!
Durch Euer Beispiel angereizt.
Bekehre sich, wer schon allmählich an der Küste
Des Hagestolzeneilands kreuzt.
Bekehre sich zu Hymens Altar, und gelüste
Nach eines Weibchens warmer Zärtlichkeit,
Die uns, aus öder Einsamkeit
Zum ersten Glücke der Geselligkeit
Allmächtig weckt. (Spricht sie zur Freude: Werde!
Zum Kummer: flieh! wird Freude, Kummer flieht.)
Nach jenem Bunde, der herab zur Erde
Die Seligkeit des Himmels zieht.
Nach jener ewigen Verschwistrung Seelen,
Bestimmt, sich hier zu finden, und zu wählen,
Und sich getreu bis in den Tod zu sein.
Nach jenem unaussprechlichsüßen Sorgen
Für Wesen, die durch uns sich ihres Daseins freun;
Nach jenen Küssen, Spielen, Tandelein,
Die, vor des Neides Blick verborgen.
Die Liebe nur belauschet und verschweigt.
Friedrich Wilhelm Gotter
Am Felsenhange schläft der Dichter. Leise
Umspielt die frische Morgenluft die Locken,
Durch Blätter flüstert sie, wie Geisterweise,
Bestreuet ihn mit holden Blüthenflocken;
Die Quelle murmelt heimlich ihm zu Füssen,
Ob seinem Haupte glühen Felsenrosen,
Die ihm die traumbedeckte Stirne küssen,
Den süßen Frieden, ach! den dauerlosen,
Bewachen, wie mit treuen Liebesblicken,
Und, ihn umkränzend, seine Schläfe schmücken.
Da, aus dem Thal, tönt einer Glocke Schallen.
Der Schläfer fährt empor. Ein fröstelnd Schauern
Durchrieselt ihn. Zwei holde Röslein fallen
Ihm auf die Brust in ahnungsvollem Trauern.
Er küßt sie leis', erfreut von ihren Düften,
Dann schaut er ernst ins Thal und zu den Höhen;
Tief ringen Nebel noch in Felsenklüften,
Indeß die Bergeszinnen purpurn stehen.
Er hört die Bäche und die Quellen rauschen
Und kann dem Vogelsang, dem hellen, lauschen.
Der Lerche ersten Triller hört er klingen,
Der schmetternd wirbelt durch die Morgendüfte;
Der Nachtigall ihr letztes Liedchen singen
Den bleichen Sternen durch die Dämmerlüfte.
Dazwischen tönt des Glöckleins helle Kunde,
Den Dichter mahnend an so ernste Feier,
Die aufreißt seines Herzens junge Wunde,
Sein Weh enthüllt von seinem letzten Schleier.
Die Lieder, die aus seiner Seele fluten
Wohl mildern sie, doch löschen nicht die Gluten.
Die Bergesgipfel glühen feuerhelle,
Der weiße Nebel wird vom Strahl durchzittert,
Bald gleicht er einer dunklen Glutenwelle,
Bald einem Schleier, hell mit Gold durchflittert. -
Und wieder tönt die Glocke aus der Tiefe,
In einem Ton ist Lust und Leid verbunden;
Ists nicht, als ob "Lebwohl!" ein Herz hier riefe,
Wo doch zwei Herzen sich erst neu gefunden?
O möge keinem jemals Reue kommen
Des Dichters Schmerz gedeih zu eurem Frommen.
So wie der Sonne Segenslicht die Träume
Flammt von der Stirn, und nächt'ges Ahnungsleben;
Dann reges Schaffen strömt durch alle Räume,
Genuß und That dann ineinanderstreben;
Wie an dem Schleier reißen Glut und Feuer,
Daß wir die Welt erschau'n in Lebensfülle;
So wird des Menschen Dasein endlich freier,
Hat ihn besiegt der Liebe Zauberwille.
D'rum sei gesegnet zu dem neuen Bunde
Ich ruf dir's zu mit treuem Dichtermunde.
Vieltausend Blumen blühen in dem Garten,
Sie sollen sich zum schönsten Kranze winden
Zum Schmuck der Braut, der blühend-holden, zarten
Und dornenlos das Herz zum Herzen binden.
Wenn dann das Myrtenreis dem Haupt entsinket
Und an dem Schleier reißt im Freudebangen,
Dann sei's ein Blüthenkranz, der lockend winket,
Der dir die Stirn umflicht im Glutverlangen.
Und, wie den Sänger tausend Lieder grüßen,
Soll rauschend dir der Freudenbecher fließen.
Und ihm auch sprosse, dem du Eigen worden,
Des Lebens Vollkraft bis zu spaten Zeiten,
Die Harmonie, in schönen Gleichaccorden,
Soll euch, umschlingend, stets durchs Leben leiten.
So wie der Eiche Wurzel dauernd feste,
Wie sich des Südens Himmel selten trübet,
So wie die Schwalbe treu dem alten Neste,
Und wie der Dichter seine Lieder liebet,
So stark und rein und treu und heiß durchs Leben
Soll Glück und Liebe eure Zukunft weben.
Nun sich im Wechsel die zwei Ringe tauschen,
Da glüht das Thal in hellen Gottesflammen,
Und leise Lüfte, die durch Blätter rauschen,
Sie freuen sich und flüstern froh zusammen. -
Und Amen spricht der Priester am Altare,
Die Echo's rufens nach in weiter Runde,
Die Vögel schmettern ihre Lustfanfare,
Die Bächlein murmeln freudig auf vom Grunde. -
Der Dichter aber steigt vom Felsen nieder
Und legt zu Füßen dir die armen Lieder.
Hermann Sallmayer
Novemberzeit. Aus Norden pfeift der Wind;
Er wirft die dürren Blätter von den Zweigen,
Er bringt den Tod dem blassen Blumenkind
Und heißt im Wald die letzten Sänger schweigen.
Rings, rings umher ein wallend' Nebelmeer!
Verblichen ist der goldne Glanz der Sonne
Und düstre Wolken ziehn darüber her,
Die Todtengräber sind's der Sommerwonne!
Dein Hochzeitstag! In herbstlich trüber Zeit
Das Rosenfest für eine Dichterseele!
Was kümmert's dich, wenn's draußen stürmt und schneit,
In deiner Brust da singt die Philomele!
Du siehst die Welt mit heit'rem Angesicht;
Dir blüht im Winter noch ein Lenzessegen,
Denn, eine Maiensonne, leuchtet licht
Dir der Geliebten helles Aug' entgegen! - -
O Liebessonne, ew'ge Liebesmacht,
Leitstern des Lebens, nimmer nachtumzogen,
In jedem Busen weckst du Blüthenpracht,
In jeder Thräne einen Regenbogen!
Was blieb dem Herzen, wund und müd' gehetzt
Wenn nicht dein hoher Himmelssegen bliebe!
O Gott, noch selig stirbt sich's wohl zuletzt,
Fällt unser letzter Blick in's Aug' der Liebe! -
Dein Hochzeitstag! Schon naht der Gäste Schaar!
Um dich herum, welch freudetrunknes Treiben!
Weib wird die Liebste, aber immerdar
Wird dir, o Freund, dein Weib die Liebste bleiben! -
Reich' mir die Hand in dieser heil'gen Stund'!
Mög' dir das Glück die reichsten Kränze geben!
Gott sei mit dir! Stumm wird des Liedes Mund;
Wie ich dich lieb', sag' dir mein ganzes Leben!
Emil Ritterhaus
von Dr. Oskar Eisenmann und Marie, geb. Zobel (1872.)
Da in das Joch du dich begeben,
Das noch kein freier Mann verschmäht,
Den Vorwurf sollst du nicht erheben,
Mein Glückwunsch treffe dich zu spät.
Zumal in diesen Frühlingstagen
Auch mich die Sehnsucht oft beschleicht,
Das gleiche süße Joch zu tragen
Geduldig, wie du selbst vielleicht.
Entsagt hast du in dieser Stunde
Dem einsam öden Lebenslauf:
So sprieße bald auch eurem Bunde
Die Saat der ros'gen Kinder auf,
Dann strebt dein Geist zu ernsten Zielen
Mit immer frohem Muth hinan,
Und wenn sie sorglos euch umspielen,
Fängt eure Jugend wieder an.
So mögt ihr lieblich es erneuern
Und fristen eures Daseins Spur,
Durch holdgespartes Glück befeuern
Die hohen Kräfte der Natur:
Dann ist dir vor dem Enkelkinde
Die Greisenlocke einst geweiht,
Dann wirket, was ich heut' verkünde,
Als Nachhall dieser großen Zeit.
Martin Greif
Das war ein Haus am Meeresstrand,
Dran kletterten wilde Feigen
Es lag im dunkeln Garten rings
Ein myrthenduft'ges Schweigen...
Die Wellen liefen und der Wind
Frisch an vom Mittelmeere;
Das rann wie Lachen durch die Luft
Und neckend schwand's ins Leere.
Dort haben Zwei sich aus der Welt
Gerettet in die Stille.
Zu schöner Einheit band sie nun
Des ew'gen Gottes Wille.
Und das verlorne Paradies
Mit seinen Seligkeiten
Beginnt sein lichtes Morgenroth
Ob ihrem Haupt zu breiten.
Rings ist es still; vom Meere nur
Kommt's wie ein fremdes Singen.
Es darf die heil'ge Einsamkeit
Kein niedrer Laut bezwingen...
O, wundervoller Hochzeitstraum!
Die Myrthe, die südlich=echte,
Steigt rankend in die Kammer hinein,
Daß sie ihr Haupt umflechte.
Das Brautlied singt eine Möve fern;
Als Fackel flammt auf den Klippen
Der Mond - und der süße Hochzeittrank
Sind Küsse von ihren Lippen.
Das war ein Haus am Meeresstrand,
Dran kletterten wilde Feigen
Es lag im dunklen Garten rings
Ein myrthenduft'ges Schweigen....
Alberta von Puttkamer
Ja, die Stunde hat geschlagen,
Und, bereit, den Schwur zu sagen,
Reichet ihr euch jetzt die Hand,
Daß der Priester Segen künde,
Und euch ewig liebend binde
Durch der Ehe heilig Band;
Und in schön geschloss'nen Reihen
Steht der lieben treue Schaar,
Euch des Herzens Wunsch zu bringen
Auf der Freundschaft Hochaltar.
Fühlt ihr aus den blauen Höhen
Leises Flüstern, leises Wehen?
Glaubt, die Götter sind euch nah,
Hymen mit dem fackelbrande,
Mit des Schleiers Schneegewande,
Stehet, freundlich lächelnd, da,
Und der Leuchte Flamme Lodert
Hoch zu Jovis Rittersitz,
Und des Heerdes erstes Feuer
Weckt er mit des Himmels Blitz.
Auch ist Hoffnung euch gewogen,
Ihres Ankers goldnen Bogen
Sendet euch die Göttin schon,
An des Hauses sichre Wände
Legt Hephästos ihn behende,
Er, des donn'rers starker Sohn;
Ihres Füllhorns goldne früchte
Breitet euch Fortuna aus,
Und es trägt der Fleiß die Gabe
In das neu gebaute Haus.
Und zu eures Friedens Kunde,
Schlinget Eintracht fest zum Bunde
Ihrer Hände heilig Paar,
Und Merkur, die Braut zu schmücken,
Legt den überraschten Blicken
Was der Markt erzeuget, dar,
Cynthius rührt goldne Saiten,
Und der Schwestern Hochverein
Stimmet in die harmonieen,
Neunfach wechselnd, munter ein.
Bacchus, mit dem Thyrsusstabe,
Mehret herrlich noch die Gabe,
Voll er jeden Becher gießt,
Dauer eurem Glück zu bringen,
Senket Zeit die flücht'gen Schwingen,
Und, daß ihr es recht genießt,
Daß es werthvoll immer bleibe,
Giebt Minerva, deutungsreich,
Still das Webschiff und die Spindel
In die fleiß'gen Hände euch.
Und des Guten Kreis zu schließen,
Kommt auf leicht bewegten Füßen
Freude mit dem Blumenkranz;
Sie begleiten muntre Kinder,
Scherz und Laune, und geschwinder
Hüpft der Horen leichter Tanz;
Und was heut die Götter geben,
Bleibe ewig euch getreu,
Und wie dieser Tag der Wonne,
Euch das ganze Leben sei.
Heinrich Gruenig
(Einem Brautpaare.)
Ein Thalgrund, grün und heiter,
Hier Wiesen, dort ein Bach,
Das Dörflein in der Tiefe,
Dicht drängend Dach an Dach,
Ein Kirchlein auf der Höhe,
Und hart am Waldesrand
Ins Thal binab sich schlängelnd
Der Straße weißes Band!
Und dort im Reisewagen
Heh, wie das Posthorn tönt,
Und wie vom Räderrasseln
Die Erde bebt und dröhnt
Und dort im Reisewagen,
Da beben zwei Herzen mit;
Sie beben vom Lenzeshauche,
Der flüsternd sie durchzieht,
Still sitzen sie beysammen,
Stumm Hand geschmiegt in Hand,
Die Augen halbgeschlossen,
Die Wangen Fieberbrand;
Und drüber blauer Himmel
Und goldnes Abendlicht!
Ich leg' den Pinsel nieder
Kennt ihr die Gegend nicht?
Friedrich Halm
So nimm die Hand, so nimm mein tiefstes Wesen,
Mein ganzes Sein nimm hin, ich geb es gern;
Will Sonnenschein aus deinen Blicken lesen
Und will dir dienen, froh, als meinem Herrn.
Ich kniee gern mit dir an heilger Stätte
Und lasse unser süßes Bündniß weihn;
Du sagst, sie sei gar fest und schwer die Kette,
Ich will ja nimmer los, so laß sies sein.
Ich bin die Deine, will die Deine bleiben,
Dein liebes, treues Weib für immerdar;
Mit Flammenzügen will ins Herz ich schreiben
Die Segensworte von des Herrn Altar.
Wir sind ja Eins! sonst kann ich dir nichts sagen,
Wir wollen gerne theilen Freud und Leid,
Des Andern Sünden als die eignen tragen,
Uns ringen helfen nach der Seligkeit.
In dem hochheiligen, dreieingen Namen
Geb ich dir meine Hand; Er sei uns nah,
Er selbst, der Herr, sprech gnädiglich Sein Amen
Zu unsrer Lippen freudevollem Ja!
Eleonore Reuß
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