Texte für die Goldene Hochzeit



Goldne Hochzeit

Goldne Freuden, goldne Lichter,
Goldner Seelen helles Glück
Leuchten wider die Gesichter
Meiner Eltern, schaun zurück
Sie von ihres Lebens Mitte -
Denn die Mitte werde bloss
Diese goldne Hochzeit, bitte
Ich vom Schöpfer, der so gross
Und so gütig stets gewährt:
Dass Er - - Silber hier beschert!

Goldne Myrten, goldne Kleider,
Goldnes Glück wie goldne Lust
Blühe Euren Seelen heiter,
Goldner Frieden Eurer Brust! -
Doch des Lebens Erdensonne:
Silbern gelte sie Euch nur!
Goldne Liebe, goldne Wonne,
Goldner Segen: Gottes Spur! -
Alles andre bleibe Gold:
Eure Zahlen - - silbern hold! -

U. Dietrich


Zur goldnen Hochzeit der Eltern

Das Leben ist kein Weg durch Auen,
wo Friede nur und Lenzespracht, -
es ist ein Pfad durch ein Gebirge,
auf dem man wandelt Tag und Nacht.

Zwar führt er auch durch sanfte Täler,
in denen Dorf und Hütte glänzt
und wo der Wandrer leichten Sinnes
die Stirn mit Blüten sich bekränzt.

Doch bald schon ist das Tal durchschritten,
die Heide kommt, das finstre Moor,
es starren ringsum graue Felsen
aus enger Kluft vor ihm empor.

Da heißt's, das Auge offen halten.
Man faßt den Stab mit fester Hand
und blickt mit Schaudern in die Tiefe
und wandelt an des Abgrunds Rand.

Doch wer alsdann mit kühnem Mute,
mit Gottvertraun und klarem Blick
sein Ziel verfolgt, der hält sich oben
und meistert tapfer sein Geschick.

So steigt man auf zu reinen Höhen,
das Herz wird groß, die Brust wird weit.
Man schaut in blaue Himmelsfernen,
dünkt hoch sich über allem Leid.

Doch Ruhe gibt's auch nicht hier oben,
der Abend kommt, der Pfad ist weit.
Man greift zum Stab und wandert weiter,
zwar müd', doch in Zufriedenheit.

Am besten wandelt man zu Zweien;
der eine faßt des andern Hand;
man teilt die Mühen, teilt die Freuden
und macht zur Heimat fremdes Land.

Ihr wandert nun schon fünfzig Jahre
vereint, mit nimmer müdem Schritt.
Und was den einen plagt und kümmert,
der andre trägt es freudig mit.

Solch Beispiel wärmet unsre Herzen
und gibt uns Mut und Lebenskraft.
Seht, nur durch steten Fleiß und Mühen
der Mensch ein wahres Glück sich schafft.

Solch Alter lächelt nicht dem Trägen,
der sich bequem zur Ruhe setzt. -
Solch Glück ist dem allein beschieden,
der schafft und aushält bis zuletzt.

Karl Kollbach



An meinen Schwager Gustav Alberti,

zu seiner goldenen Hochzeit im Jahre 1838

Du, edler Mann, deß Werth ich früh erkannte,
Siehst heut' von Kindern, Enkeln Dich umgeben,
Du, den ich später Freund und Bruder nannte,
Der auf des Alters Gipfel klar sein Leben
Erkennt, wer gut' und böse Stunden sandte,
Du, dessen Kraft Unglück wie Glück erheben,
Laß heut mein grüßend Wort im Kreis der Deinen
Mit Kindern, Enkeln, Freunden sich vereinen.

Wer, so wie Du, des Lebens Sinn erfahren,
Weiß, jeden, den das Schicksal theuer achtet,
Uebt es im Kampf seit seinen Jünglings-Jahren,
Der wird von Schmerz und Leiden oft umnachtet,
Doch wird er Freiheit seiner Brust bewahren,
Und wie er, stark, Drangsal und Noth verachtet
Erzwingt er sich, wie Neid auch mehrt die Bürde,
Vorschreitend, kühnen Herzens, Mannes-Würde.

Was Du in vielen Nächten still gesonnen,
Was Du gestrebt in tausend ernsten Stunden,
Zogst Du vollendet an das Licht der Sonnen.
Des Geistes Bild hat Wirklichkeit gefunden,
Beharrlichkeit und Kraft hat abgewonnen,
Wogegen Zweifel zagend sich verbunden.
Von Dir strömt, wie sich tausend Hände regen,
Auf Alle Glück, Wohlthat und Freud' und Segen

Den edlen Greis, der heut ein Fest begeht,
Deß Sterbliche sich selten rühmen können,
Ihn, wie im Kreis er seiner Liebsten steht,
Muß man gesegnet wohl am schönsten nennen -
Die treue Gattin, - Kinder im Gebet -
Enkel froh weinend, - dem die Himmel gönnen,
Daß all' gerührt und freudig rufen laut:
"Lang' lebe noch der Bräutigam und die Braut!"

Ja, lange lebt ein Beispiel künft'gen Zeiten,
Daß Eure Enkel ihren Kindern lehren:
So müßt ihr lieben, leben, wirken, streiten,
So auch in Noth des Himmels Hand verehren,
Zur Menschheit so das enge Selbst erweiten,
Daß, müßt ihr einst zurück zur Heimath kehren,
Man von euch sagt: sie wandelten die Bahnen,
Ganz nach dem Vorbild ihrer edlen Ahnen.

Ludwig Tieck


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