Goldhochzeitsgedichte



Psalm bei einem goldnen Vermählungsfeste

Empor, zu Gott empor!
Mit Hallelujah tönen
Laßt uns das Ehrenmahl,
Das Mahl der Liebe krönen!
Sein Vaterhaus, die Welt
Verkündet seinen Ruhm.
Auch hier ist Gottes Haus,
Auch hier sein Heiligthum.

Am Denkmal seiner Huld,
Ihr theuren Jubelgreise,
Blickt freudig himmelan
In aller Frohen Kreise!
O blickt zurück! Vernehmt
Der funfzig Jahre Ruf:
Gott war, Gott ist mit euch!
Er schützte, was er schuf.

Er hat den Tag des Heils,
Das goldne Fest bereitet,
Bis hieher väterlich
Durch Nacht und Licht geleitet.
In Liebe theiltet ihr,
Was euch von oben kam,
Was Liebe segnend gab,
Durch Prüfung segnend nahm.

Er spricht, und es geschieht.
O Herr, laß es geschehen!
Vernimm der Herzen Fleh'n,
Der Kinder, Enkel Flehen!
Sei ihres Abends Licht!
Sei ihres Lebens Kraft!
Wohl dem, der spät als Greis
Noch Freud' empfängt und schafft!

Wilhelm Nicolaus Freudentheil


Einem Jubelpaar,

in Erwiederung auf die Zusendung ihres Bildes mit einer Unterschrift.

Mit Andacht sei, o Doppelbild, empfangen!
Du zeigst mir ein beglücktes Jubelpaar.
Was Wenige von Tausenden errangen,
Ward ihm von dem, der segnend mit ihm war.
Von Kindern, Enkeln, Freunden wird's umfangen.
Ein Psalm wird jedes Herz, ein Dankaltar.
Gott gab es, Gott, nach funfzig Bundesjahren,
Das seltne goldne Fest in Silberhaaren.

Vollendet ist das Fest und seine Kränze
Verwelken, doch in Herzen lebt es fort.
Sei, der es gab, bis zu der fernen Grenze,
Ihr Würdigen, euch ein getreuer Hort!
Er walte, daß euch hold der Abend glänze,
Noch spät gesegnet durch das hohe Wort:
"Die Wahrheit ehren und die Schönheit lieben,
Das Beste wollen, Gutes freudig üben!"

Wilhelm Nicolaus Freudentheil


Zur goldnen Hochzeit meiner Eltern

Ein halb' Jahrhundert eng und treu verbunden,
Habt ihr in heitern wie in trüben Tagen
Vereint des Lebens wechselnd Los getragen,
Gemeinsam manche Sorge überwunden.

Heil euch, die ihr schon frühe euch gefunden,
Daß ihr der Trennung Leid nicht habt zu tragen,
Und eure Herzen warm und innig schlagen
Wie in des Lenzes holdbeglückten Stunden.

Nun, da der Abend herbstlich euch umweht,
Könnt voll und reich die Ernte ihr bewahren,
Von Kindern und von Enkeln traut umgeben.

Ja, Treu' ist echtes Gold, in eurem Leben
Ist sie der höchste Preis, denn Liebe steht
Hoch über allem Schein des Wandelbaren.

Fanny Edel


Zur goldenen Hochzeit

Vor fünfzig Jahren ward das Band gebunden,
Das als ein goldenes wir grüßen heut'.
Was war das Gold, das, dankbar tief empfunden,
So lang' hat reichen Segen ausgestreut?
Erst war's das Gold der Hoffnung, der viel schönen:
Im Blütenschimmer sah das Paar die Welt:
Doch jede Hoffnung kann der Kranz nicht krönen,
Und die Enttäuschung ist dem Wunsch gesellt.
Doch wann die Hoffnung abgestreift die Blüte,
Dann reift die Frucht, die ihre Zukunft war:
Es ist das lautre Gold der Herzensgüte,
Und echtes Gold wird nur im Feuer klar.
Was echt ist, blüht, wie schlimm das Schicksal dräue:
Das Irrlicht nur, kein Stern verliert den Glanz:
Euch barg das echte Lautergold der Treue
Vor fünfzig Jahren schon der Myrtenkranz.

Felix Dahn


Zur goldenen Hochzeit

Ein goldner Tag ist heut Euch aufgegangen!
Schon fünfzig Jahre sind dahin gerauscht,
Verehrtes Paar, seit in der Jugend Prangen
Ihr still beseligt Herz um Herz getauscht!

Ihr schlosset einen Bund fürs ganze Leben,
Es hat Euch bis zur Stunde nicht gereut;
Ihr habt Euch eins dem andern hingegeben
Und stets vereint getragen Leid und Freud.

Verehrt, geliebt von Allen, die Euch kennen,
Blieb auch das Alter Euch nicht liebeleer,
Und lerntet Ihr des Kreuzes Bürde kennen,
Vereint getragen ward sie nie zu schwer.

So, in Genügsamkeit und Gottvertrauen,
Ist hingeschwunden Euch der Jahre Zahl,
Bis Gott Euch ließ in seiner Gnade schauen
Auch diesen Tag mit seinem goldnen Strahl.

Er möge ferner Eure Schritte lenken,
Der Euch bisher ein treuer Führer war,
Mög' Euch im Kreise Eurer Lieben schenken
Gesundheit, Glück und Freud noch manches Jahr!

Stine Andresen


Deutsch-amerikanischer Goldhochzeits-Gruß

(Adolphus Busch und Frau zum 10. Februar 1911.)

Ein halb Jahrhundert! In der Flucht
Der Zeit ist's wie ein Nichts verweht,
Und doch wie Viel, wenn seine Frucht
Nicht in Jahrhunderten vergeht!

So grüßt den Mann es weit und breit,
Auf den mit Stolz heut alles schaut,
Und so sein Werk, das in der Zeit
Er wahrhaft königlich erbaut.

So heißt von allem, was er schuf
Es heut aus vollem Herzensdrang,
Und schmetternd klingt dazu der Ruf:
"Hoch leb' er selber und noch lang!

"Mit ihm die Frau, die heut im Glanz
"Der goldnen Myrte strahlt fürwahr,
"Und doch noch schöner strahlt im Kranz
"Der Kinder und der Enkel Schar!"

Die zwei ehrt heut das ganze Land!
Drum unter Grüßen ohne Zahl
Hinüber trag' von Strand zu Strand
Auch unsern Gruß des Blitzes Strahl.

Mit ihm den Wunsch, daß lange wir
Vereinigt noch die beiden schau'n:
Der Männer Krone, und in ihr
Als Schmuck die Perle aller Frau'n!

Udo Brachvogel


Goldene Hochzeit

Er:
Was hat mir Frieden gebracht,
Mein Leben eingehürdet?
Was hat mich froh gemacht,
Mein Herz unrastentbürdet?
Was hat meinen Herbst, meinen harten Herbst
Zu hellem Lenz gelichtet?
Was hat meines Lebens keuchenden Kampf
Zum leisen Lied gedichtet?
Das hat dein hold reich Herz gethan
Und deine süßen Augen, die
Mein Leben übersonnten.
Sieh, sieh mich mit den Augen an,
Die solche Wunder konnten!

Sie:
Was hat mich stolz gemacht,
Meinem Leben Stand gegeben?
Daß ich bei Tag und Nacht
Für dich, dich durfte Leben!

Was hat mein Herz, mein ängstliches Herz
Mit fröhlicher Kraft umschmeidet?
Was hat mich alte, schwache Frau
Bis heute froh begleitet?
Das thaten die starken Hände dein
Und deine guten Augen, die
Aus Liebe stumm mir dankten.
Schließ mich in deine Arme ein,
Die mich mit Glück umrankten!

Beide:
Es kommt die Nacht, es nahet an
Mit leisem Schritt der bleiche Mann,
Der Keinen je vergißt.
Wir nehmen beid ihn an der Hand:
Führ uns, oh Tod, in jenes Land,
Wo unsres Kindes Seele ist.

Otto Julius Bierbaum


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