Text zur Hochzeit



von C. F. Gellert (1715-1769)


Auf die B. und F. Hochzeit

für P. C. F. 1748.

Für Dich, geliebtes Paar, sing ich ein Brautgedicht;
Allein wovon, das weis ich itzt noch nicht.
Ich könnte von der Liebe singen,
Von ihrer List, von ihren Schlingen,
Womit sie viele fängt; von ihrer Zauberey,
Durch die sie, wie sie will, der Herzen sich bemeistert,
Die Blöden oft mit Witz begeistert,
Die Klugen albern macht, die Treuen ungetreu,
Die Freyen spröd, die Spröden frey,
Die Ungetreuen aber treu;
Wie sie Betschwestern oft in ihrem Singen stöhret,
Und Morgen schon verbuhlt die Mütter seufzen lehret,
Die heute noch den Töchtern und der Magd,
Bey ihrem Fluch, zu lieben untersagt.
So könnt ich von der Liebe singen,
Wie sie vom Feld an Hof, die Großen zu bezwingen,
Vom Hof ins Feld zu Schäfern schleicht;
Bald aus der Jugend lacht, bald aus den Alten keucht,
Aus dem Bramarb bramarbasiret,
Aus dem Pedanten meditiret,
Aus süßen Herren raffiniret,
Dies alles säng ich, wie mich deucht,
Wenn nicht so manches Blatt schon von den Dingen redte,
Nicht mancher Dichter mir schon vorgegriffen hätte.
Was sing ich also denn? Soll ich, o Braut, vielleicht
Das süße Glück vergnügter Ehen
In einem seltenen Paar erhöhen,
Und Dir beschreiben, wie dies Paar
In seiner Wahl vollkommen glücklich war?
Wie eins durch Zärtlichkeit des andern Ruhe mehrte,
Und keins des andern Lust in langen Jahren störte;
Wie weder er noch sie befahl,
Und beyde doch, was jedes wünschte, thaten,
Denn weil sie stets einander liebreich baten,
So herrschten beide jedesmal,
Er über sie, sie über den Gemahl.
Soll ich vielleicht von einem Paare singen,
Das durch die Eh sich unzufrieden macht?
Wenn oft den dritten Tag nach ihrer Hochzeitnacht
Sich beide schon zu ekeln Küssen zwingen,
Und endlich gar in kurzer Zeit
Den kleinen Rest von Zärtlichkeit
Aus ihrer Ehe ganz verdringen,
Und selten gern einander sehn,
Als um zu schelten und zu schmähn,
Und, daß sie sich sehr schlecht zusammenschicken,
Einander bitter vorzurücken?
Indessen daß sie sehnsuchtsvoll
Im Herzen auf die Stunde blicken,
Die dies ihr Band zerreißen soll.
Dies wärs vielleicht, wovon mein Lied itzt redte,
Wenn mancher Dichter mir nicht vorgegriffen hätte.
Was soll ich also, liebe Braut,
An Deinem Hochzeirfeste sagen?
Soll ich Dich unverschämt und laut
Mit Deinem eignen Lobe plagen,
Und alles, was ich immer weis,
Zu Deinem Ruhm und Deines Liebsten Preiß,
Den Bogen anzufüllen, sagen?
Doch nein, auch dieses thu ich nicht,
Viel lieber schließ ich mein Gedicht,
Viel lieber laß ichs unvollkommen.
Die Schuld liegt wirklich nicht an mir.
Kann ich am Ende was dafür,
Daß mir die andern schon den Innhalt weggenommen?
Es fällt mir selbst kein Wunsch nicht ein,
Der nicht seit langer Zeit in jedem Brautlied stünde;
Allein, wenn ich gleich diesen nicht erfinde:
So wirst Du doch, ich will Dirs prophezeyhn,
Mit Deinem B* vergnügt und glücklich seyn.


Auf die A. und D. Hochzeit

für die Tischgesellschaft. 1748.

O Paar, dem Zärtlichkeit und Liebe
Den Tag, der Euch entgegen lacht,
Zum schönsten Eures Lebens macht,
Genießt ihn mit zufriednem Triebe!
Genießt ihn; auch kein Augenblick
Muß ungenützt von ihm verfließen.
Ist wohl ein angenehmer Glück,
Als solche Freuden zu genießen,
Und, daß man sie verdient, zu wissen?

Empfindet die Zufriedenheit,
Die jemals noch ein Paar empfunden,
Das sich allein aus Zärtlichkeit,
Und nicht aus Eigennutz verbunden.
Empfindet die Zufriedenheit,
Die jemals noch ein Paar beseelte,
Das sich mit der Beständigkeit,
Mit der ihr beyde liebt, vermählte.
Empfindet die Zufriedenheit,
Die jemals noch ein Paar genossen,
Das, nicht verführt durch Sinnlichkeit,
Nicht durch das Vorurtheil der Zeit,
Zu seiner Ehe sich entschlossen;
Nein, das bey Tugend und Verstand,
Sich treu und liebenswürdig fand,
Das, um vertraut sich zu genießen,
Um sich das Leben zu versüßen,
Und es in Freundschaft zu beschließen,
Kurz, das sich so, wie ihr, verband.
Genießt der Liebe reinste Freude,
So sehr, als Ihr es wünschen könnt,
So sehr, als Euch, entfernt vom Neide,
Ein jeder Freund im Stillen gönnt.
Genießt der Liebe Süßigkeiten,
Empfindet ihren edlen Hang
So schön, als in den göldnen Zeiten,
Entzückt bey seinen lieben Saiten,
Der Dichter fühlend sie besang;
So schön, als er in unsern Tagen,
Sie zu beschreiben, sich erkühnt;
So schön, damit wir alles sagen,
Als ihr, geehrtes Paar, verdient.
Genießt den Lohn der Lieb und Treue,
In froher Jahre langen Reihe,
Bis daß Ihr einst beglückt und spät,
Nach dem Exempel Eurer Liebe,
Mit einem unschuldsvollen Triebe,
Den Enkel küssend lieben seht.


Auf die R. und St. Eheverbindung

für C. R - 1748.

Du, den der Kranz der Liebe ziert,
Was soll ich Dir, mein Bruder, heute sagen?
Dies, daß von hundert schönen Tagen
Mich dieser Tag am meisten rührt?
Davon bist Du schon überführt.
Sollt ich Dein Glücke nicht empfinden?
In Deinem nicht mein eignes finden?
Wenn Du Dich freust, mich nicht erfreun?
O nein, um Dir recht viel zu gönnen,
Darf man nicht erst Dein Bruder seyn,
Man darf Dein redlich Herz nur kennen.

Was sag ich sonst? Soll ich vielleicht
Die Wahl, die Du getroffen, preisen,
Und aus dem Werth der Braut beweisen,
Daß Deine Wahl der besten gleicht?
Soll ich in ausgesuchten Bildern
Den Reiz, der Deine Braut beseelt,
Und den Geschmack zugleich mit schildern,
Den der uns zeigt, der sich sie wählt?
Soll ich die schöne Mine loben,
Mit der sie sprach: wie wird mirs gehn?
Und, wenn ich ihr Gesicht erhoben,
Auch selbst ihr edles Herz erhöhn?
Ein Herz, voll unschuldsvoller Triebe,
Reich an Geschmack und reich an Liebe,
An Freundschaft und Gefälligkeit,
Und das dem Blut, aus dem es stammet,
Durch jeden Trieb, der es entflammet,
Gleicht, und ihm selbst zum Ruhm gedeyht?
Doch hätt ich alles dies beschrieben,
Was nützte Dir mein ganzes Lied?
Kannst Du die Braut wohl stärker lieben,
Als Sie von Dir geliebt sich sieht?
Was brauch ich Dir den Werth zu zeigen,
Den längst Dein eignes Herz erhob?
Nein, nein, ein zuversichtlich Schweigen
Ist oft das allergrößte Lob.
Ich weis, Du wirst in langen Jahren,
Wie glücklich Du gewählt, erfahren;
Sie wird Dein Wunsch, Du Ihrer seyn;
Dein Leben wird vergnügt verfließen,
Durch Liebe wird Sie Dirs versüßen,
Und daß Sie Dirs versüßt, Sich freun,
Sich freun, an Treu Dir nachzuahmen.
Und wer erhält, zu unsrer Ruh,
Durch Erben unsers Hauses Namen?
Wer, Bruder, wird es thun, als Du?
Die Liebe sagt dies Glück Dir zu.


Bey der H. und L. Vermählung

für die sämmtlichen Geschwister. 1748.

Dein Fest, o Braut, Dein Fest der Liebe
Erregt in uns der Freude Triebe,
Und Freude lehret uns dies Lied.
Wie angenehm machst Du die Stunden,
In welchen Dich Dein Haus verbunden,
Und M ** Dich im Kranze sieht!

Auf Dich schaut mit zufriednem Blicke
Der Sommer aus der Flur zurücke,
Und ehrt Dein Fest mit seiner Pracht.
Kaum wird Dein H** wahrgenommen:
So heißt die Flur ihn laut willkommen,
Und sieht Euch günstig an, und lacht.

Der Vögel Chor singt Euch entgegen,
Singt Euch Vergnügen, singt Euch Seegen,
Und füllt das Thal mit Melodey.
Der sanfte Zephyr läßt die Rosen,
Und eilet, um Euch liebzukosen,
Aus seinem Schatten kühl herbey.

Bewegt von dieses Tages Freude
Hebt, Euch zu schauen, werthe Beyde,
Die Saat ihr schweres Haupt empor.
Und Euch und Euer Fest zu schmücken,
Dringt aus der Gärten Blumenstücken
Itzt Flora doppelt schön hervor.

Genießt des holden Tages Glücke
In einem jeden Augenblicke.
Für Euch macht ihn die Liebe schön.
Genießt die Gegenwart der Gäste,
Die in der Lust von Eurem Feste
Ihr eigenes Vergnügen sehn.

Mit diesem Tag der Lieb und Treue
Fängt sich von fern schon eine Reihe
Von tausend frohen Tagen an;
Von Tagen voller Wohlergehen,
Als jemahls in zufriednen Ehen,
Die Liebenden verfließen sahn.

Du, Braut, wirst an des Gatten Seite
Nach langen Jahren noch, wie heute,
Dich über Deine Wahl erfreun.
Er wird nach viel vergnügten Jahren,
Die ihm mit Dir verstrichen waren,
Dein Wunsch noch, wie Du Seiner, seyn.

Dies Glück verspricht Dir Deine Liebe.
Dies Glück wünscht Dir mit günstgem Triebe
Ein jeder, der die Tugend schätzt.
Sey froh! Dir folgt auf Deinen Wegen
Der theuren Aeltern frommer Seegen:
Sey das, was Sie und uns ergötzt!


Bey der K. und S. Hochzeit

für einen guten Freund 1748.

Du, welchen Lieb und Glück in ihre Gunst genommen,
Auf, Freund, genieße diesen Tag!
So oft er Dir auch wieder kommen mag:
So wird er doch nie schöner wieder kommen;
Drum, Freund, genieße diesen Tag.
Genieße heut das Glück, das größte Glück der Erden,

Zu lieben und geliebt zu werden;
Empfinde Du die Zärtlichkeit
Und ihre Kraft, ein edles Herz zu laben,
In aller der Vollkommenheit,
In der sie seit so langer Zeit
Die Dichter uns besungen haben.

Hier kömmt sie selbst, nach der Dein Auge schaut,

Hier kömmt Sie, Deine liebe Braut,
Geführt von Unschuld und Vergnügen;
Gefälligkeit und Sehnsucht blickt aus ihr,
Und Lieb und Reiz aus allen ihren Zügen.
Sie sieht sich um; nach wen? allein nach Dir.
Sie sieht Dich an, und mit beredten Blicken
Sucht, da ihr Mund vor Freuden schweigt,
Das Auge doch, indem ihr Herz sich zeigt,
Sich also zärtlich auszudrücken:
Mein K**, den ich mir gewählt,
Und den ich, wenn ich auch noch zehnmal wählen könnte,
Mir allemal zum Bräutigam ernennte,
Hier ist mein Herz, das Lieb und Treu beseelt -
Mit Dir allein wünsch ich des Lebens zu genießen,
Und Dein und meine Lebenszeit,
Verknüpft durchs Band der Zärtlichkeit,
Durch Eintracht und Zufriedenheit,
In langen Jahren zu versüßen -
Mit Freuden reich ich Dir die Hand.
Umsonst hält mich der Trieb zur Vaterstadt zurücke:
Ein jeder Ort, ein jedes Land,
In welchem ich mich neben Dir erblicke,
Hat Vorrath gnug zu meinem Glücke,
Und wird an Deiner treuen Hand
Mir Vaterstadt und Vaterland -
Du kamst, entfernt von unsern Linden,
Und suchtest und erwähltest mich -
Womit, mein Freund, belohn ich Dich?
Wodurch kann ich mir wieder Dich verbinden? -
Durch mich? Sieh, K**, ich bin Dein;
Nie soll Dich Deine Wahl, nie mich die meine reun.
Nein, jeder Tag soll Zeuge seyn,
Daß wir mit nicht gemeinen Trieben,
Daß wir uns treu und zärtlich lieben.
Ein jeder Blick soll Zeuge seyn,
Daß wir uns wünschen und begehren,
Und über unsre Wahl uns freun -
Ein jedes Wort soll Zeuge seyn,
Daß wir uns lieben und verehren,
Und täglich unsre Lieb erneun -
Ein jeder Kuß soll Zeuge seyn,
Daß wir kein größer Glücke wissen,
Als uns Zeitlebens zu genießen,
Als uns zu sehn, zu sprechen und zu küssen -

Dies wars, geliebter Freund, wovon ihr Auge redte,

Und was ihr Mund so gern Dir selbst entdecket hätte.
Wie wohl hast Du gewählt, Du ziehst beglückt von hier;
Die angenehmste Braut, die Liebe selbst folgt Dir.
Erreich Dein A** froh, und laß in langen Jahren
Mich oft von Deinem Glück die beste Post erfahren.


Bey der H. und M. Hochzeit in H.

1749.

Entfernt von Dir, o Braut, soll ich die Freude missen,
Ein Zeuge Deines Glücks zu seyn;
Doch nein. Nein, auch entfernt will ich sie noch genießen,
Und in Gedanken sey sie mein!

Sie seys! ich eile schon, von Sehnsucht eingenommen,
Der Vaterstadt im Geiste zu.
Und ach! wen seh ich mir zuerst entgegen kommen?
O H****, das bist Du!

O sey, geliebte Braut, am Tage Deiner Ehe,
Sey, meine Freundinn, mir gegrüßt!
Wie herzlich freu ich mich, daß ich Dich glücklich sehe,
Und daß des Glücks Du würdig bist!

Nach langen Jahren noch wirst Du, o Braut, wie heute,
Der Wunsch des besten Mannes seyn.
Nach langen Jahren noch wirst Du an seiner Seite,
Der Lieb und Tugend Dich erfreun.

Hier kömmt er selbst. Er sieht mit freundschaftsvollen Blicken
Vielmal auf mich, mehrmal nach Dir.
O Freund, ersehn, das Herz der M** zu beglücken,
Sey brüderlich geküßt von mir!

Nimm sie von meiner Hand und mit ihr einen Segen
Auf Deine ganze Lebenszeit.
Und immer sey Dein Bund, der Lieb und Eintracht wegen,
Ein Beyspiel kluger Zärtlichkeit.

Erleb in ihrem Arm einst meines Vaters Jahre,
Den H ** todt mit mir noch ehrt,
Und sieh, wie er vordem, geehrt mit grauem Haare,
Dein Haus in Häuser einst vermehrt.

Nun seh ich Euch vor mir, Ihr mir so lieben Beyde,
Wie jung macht Euch die Freude nicht!
Ihr Aeltern einer Braut, o theilt doch diese Freude
Mit dem, der itzo mit Euch spricht.

Hier, Schwester, hier wo ich, als Knabe, froh gesessen,
Als Jüngling mich gewußt zu freun,
Hier will ich heut, als Mann, des Lebens Müh vergessen,
Und noch einmal ein Jüngling seyn.
Hier, Vater einer Braut, wo Du vor langen Zeiten
Mich jung die Künste schon gelehrt,
Hier lehre mich, mein Freund, nun auch die Lustbarkeiten,
Die Deiner Tochter Fest begehrt.

Hier, die Du mich gebahrst, hier, Theure, setz ich heute
Mich oft zu Dir vertraulich hin,
Freu mich, daß Du mich liebst, freu mich an Deiner Seite,
Daß ich von Dir gebohren bin.

So will ich, lieber Tag, im Geiste bey den Meinen,
So ruhig will ich dich begehn.
Sey meiner Vaterstadt, so oft du wirst erscheinen,
Sey ihr und ihrem S** schön!


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