Glückwunsch zur Hochzeit
von C. F. Gellert (1715-1769)
für M. J. G. R. 1750.
Du mir geliebtes Haus, das oft aus meinem Grabe
Von mir gesegnet worden ist!
Du meines G** Haus, an dem ich Freude habe,
Sey väterlich von mir gegrüßt!
Sey Du mir erst gegrüßt, Du, der ich meine Hände
Im Sterben betend aufgelegt.
Noch seh ich Dich als Kind bethränt bey meinem Ende,
Und durch mein letztes Wort bewegt.
Was ließ mich nicht mein Herz von Dir für Gutes hoffen!
Wie brünstig bat ich Gott für Dich!
Und was ich hofft und bat, ist beydes eingetroffen;
Und wer ist glücklicher, als ich?
Geseegnet seh ich Dich als Mutter vieler Erben,
Die Deiner Liebe würdig sind;
Die sich des Lebens Glück durch Tugenden erwerben,
Dir gleich, geliebtes Kindeskind!
Ich seh an Deiner Hand, im Schmucke lieber Bräute,
Itzt eine Deiner Töchter stehn.
Ich sehs und freue mich, und seh an Ihrer Seite
Die Unschuld zum Altare gehn.
Geh, meine G **, Du wirst in Deinem Bunde
Der Lieb und Tugend Dich erfreun.
Du wirst nach Deinem Wunsch, vernimms aus meinem Munde,
In langer Ehe glücklich seyn.
Hoff dieses fest zu Gott. Er wird Dein Glücke bauen;
Er liebt der Tugendhaften Heyl.
Er kennet Dein Gebet, er merkt auf Dein Vertrauen,
Und nimmt an Deinen Wünschen Theil.
Er schaffet, was er will, und der Gerechten Saamen
Beglücket er mit Wohlergehn.
Und Du, von Ihm beglückt, wirst oft noch seinen Namen,
Und dankbar seine Güt erhöhn.
Der Mutter ihr Gebet, des Vaters frommer Seegen
Folgt Dir in Deines B** Haus.
Und auch mein Seegen selbst folgt Dir auf Deinen Wegen,
Und gehet mit Dir ein und aus.
Sey Deines Mannes Lust, und Deiner Aeltern Freude,
Und eine Zierde Deinem Stand!
Sey Deiner Freunde Wunsch, des Nächsten Hülf im Leide,
Durch Tugend und durch Glück bekannt!
Sey, wenn es Gott gefällt, einst Erben Dir zu geben,
Durch sie zufrieden und beglückt;
Erleb an ihnen das, was die an Dir erleben,
Durch welche Du die Welt erblickt.
Ich weis, mein frommer Wunsch wird seine Kraft erreichen,
Nie wird die Hand, die alles schützt,
Von Deines Vaters Haus und dem Geschlechte weichen,
Das meinen Namen noch besitzt.
Laß den, der ihn noch trägt, den ich als Enkel liebe,
Dir, liebe Braut, empfohlen seyn.
Er wird an Deinem Glück mit eines Bruders Triebe
Sich Lebens lang getreu erfreun.
CICERO de Senestute:
Animus vero patris, non nos deserens, sed respestans,
in ea profesto loca discessit, quo mihi ipsi cernebar esse veniendum.
für I. C. W. 1750.
Wenn ich, o Freund, ein Dichter wäre:
So säng ich itzt zur St** Ehre.
Wie rühmlich wär nicht diese Müh!
Ein Lied, das ihren Werth beschriebe,
Verdiente sich des Lesers Liebe,
Und würde reizend seyn, wie Sie.
Doch dieses Glück ist mir verwehret.
Wenn gleich mein Herz die Musen ehret;
So weis ich doch, daß sie mich fliehn.
Wird mir ein geistreich Lied gelingen?
Und ohne Geist von ihr zu singen,
Hieß ihr ein Theil des Werths entziehn.
Selbst Deine Braut ist zu bescheiden.
Der Lobspruch, welchen andre leiden,
Nimmt Deine St** wenig ein.
Ihr ists genug, bey ihren Gaben
Ein wahres Lob verdient zu haben,
Und weniger gelobt zu seyn.
Du, der Verstand und Tugend schätzet,
Hast ihren Ruhm schon fest gesetzet,
Da Du Dein Herz und Dich ihr giebst.
Ist nicht ihr Werth genug gepriesen,
Ist nicht ihr Reiz genug bewiesen,
Genug dadurch, daß Du sie liebst?
Ja, liebt geehrt und werthe Beyde,
Und schmeckt des Lebens wahre Freude
In Freundschaft und Vertraulichkeit.
Erfahrt, daß durch des Himmels Güte,
Ihr mit dem zärtlichsten Gemüthe
Für Euch allein gebohren seyd.
Beweist, daß Herzen, welche lieben,
Sich weniger im Leid betrüben;
Und freudiger im Glücke sind.
Beweist, daß in getreuen Seelen,
Die, weil sie lieben, sich nur wählen,
Die Liebe durch die Zeit gewinnt.
Erfahrt, daß selbst der Liebe wegen,
Daß bey der Eintracht Glück und Seegen
Sich unter unsern Händen mehrt.
Erfahrt bey diesem Wohlergehen
Auch die Zufriedenheit der Ehen,
Die froher Mütter Herz erfährt.
Mit allen, die Euch Gutes gönnen,
Wünsch ich Euch mehr noch, als ich nennen
Und als ein Freund nur wünschen mag.
Begeht den Tag mit süßer Freude,
Begeht ihn glücklich, werthe Beyde.
Er ist für Euch der schönste Tag.
für I. G. F. 1751.
Wenn Freuden M** Haus beleben;
Wenn, ihm ein neues Glück zu geben,
Die Liebe selbst das Glück bestimmt:
Wer wär ich, wenn ich ohn Entzücken
Könnt einen Tag der Lust erblicken,
An dem ganz L** Antheil nimmt?
Nein, theures Paar, Ihr, die ihr heute
Die liebenswürdigste der Bräute
In eurer liebsten Tochter küßt;
Mir schenkt ein Fest die frohsten Triebe,
An welchem euer Herz von Liebe,
Von Lieb und Freuden überfließt.
Sich sehn in seiner Tochter Tugend,
Sich leben sehn in ihrer Jugend,
Sich ihres Reizes still erfreun;
Sie sehn, von Liebe selbst beglücket,
Mit Beyfall und mit Ruhm geschmücket;
Welch Glück muß dies für Aeltern seyn!
Welch Glück! wenn sie den Lohn der Pflichten
Der Mutter zärtlich zu entrichten,
Sich aus des Bräutgams Armen reißt;
Ihr dankt und mit beredtem Blicke,
Mit Thränen selbst, sie für das Glücke,
Von ihr gezeugt zu seyn, itzt preist.
Dann läßt vom edelsten Vergnügen
Sich, Mütter, euer Herz besiegen,
Das ihr zuvor noch nicht erfuhrt.
Die Worte mangeln euerm Triebe;
Still segnet ihr den Tag der Liebe
Und froh die Stunde der Geburt.
Dann fühlt ein Vater mehr, als Freude,
Dies Glück genießt Ihr, theure Beyde,
Ihr Aeltern der geliebten Braut!
Sie lacht mit Ehrfurcht Euch entgegen,
Und zeigt Euch, wie der Aeltern Segen
Erwünschten Kindern Häuser baut.
O Liebe, die den edlen Seelen
Es niemals an Belohnung fehlen,
Nie am Vergnügen mangeln läßt!
Beglück die Braut, die sich verbindet.
Ein jeder Tag, der Ihr verschwindet,
Sey Ihr, durch dich, o Lieb, ein Fest!
Laß W ** in den längsten Jahren
Durch sie des Lebens Glück erfahren,
Sie seins, und Ihn das ihre seyn!
Laß spät noch beyder Häuser grünen,
Zur Ehre der Verdienste dienen,
Und L** sich an Ihnen freun.
für einen Freund. 1751.
So war mein Wunsch denn nicht vergebens,
Dir die verlohrne Ruh des Lebens,
Mein L**, bald ersetzt zu sehn?
Wie glücklich ist er eingetroffen!
Von heut an kannst Du Tage hoffen,
Gleich den verfloßnen Tagen, schön.
Ja, Freund, wer die betrübten Tage
Gelassen trägt, und, bey der Klage,
Gesetzt zu seyn, sich noch erkühnt;
Der hat durch sein gelaßnes Herze
Sich selber schon in seinem Schmerze
Das Recht zu neuem Glück verdient.
Auf, Freund! Dein Herze zu erfreuen,
Beglückt der Himmel Dich vom neuen;
Empfinde seine Gütigkeit!
Verehre freudig Dein Geschicke!
Der beste Dank für unser Glücke,
Ist dieser nicht Zufriedenheit?
Um Deines Glücks recht zu genießen,
Laß den Gedanken Dir versüßen,
Daß es so mancher Freund Dir gönnt.
Dir hat es jeder, der Dich kennet,
Noch eh Du es erlangt, gegönnet;
Denn jeder liebt Dich, der Dich kennt.
Die Liebe, Freund, wird Deinem Leben
Gewiß die Anmuth wieder geben,
Die ihm zeither gemangelt hat.
Du hast ein Herze Dir erlesen,
So wie es Deiner werth gewesen;
Und Deine Wahl gefällt der Stadt.
Sind Sittsamkeit und Reiz der Jugend,
Gefälligkeit, und Geist, und Tugend,
In einer Schönen liebenswerth;
Wie konntest Du beglückter wählen?
Und was kann einem Bündniß fehlen,
Wo beyder Herz sich liebt und ehrt?
Ich will nicht Deine K** preisen,
Nicht ihren Werth der Stadt beweisen,
Die froh auf ihr Vergnügen schaut.
Das edle Blut, aus dem Sie stammet,
Des Vaters Geist, der Sie entflammet,
Ist Ruhm genug für Deine Braut.
Genieß mit Ihr des Lebens Freuden;
Und niemals, niemals fehl Euch Beyden,
Was Lieb und Tugend wünscht und hofft.
Sey glücklich dem Verdienst zu Ehren,
Und laß Dein Glück mich öfters hören.
Denn dieses hör ich nie zu oft.
für einen Bruder der Braut.
Sind anders die zufriednen Ehen
Das allergrößte Wohlergehen:
So preiß ich, Schwester, Dich beglückt.
Ich sehe Dich erwünscht verbunden,
Und Deines Brauttags frohe Stunden
Mit Lieb und Zärtlichkeit geschmückt.
So froh und zärtlich, als ich heute
Dich seh an Deines S** Seite:
So seh ich Dich nach langer Zeit.
Laß viele Jahre schnell verfliegen;
Der, den Du liebst, bleibt Dein Vergnügen,
Das auch im Alter Dich erfreut.
Laß viele Jahre schnell verfließen,
Du wirst von keinem Wechsel wissen;
Denn wahre Liebe hat kein Ziel.
Auch wenn um Dich einst Enkel lallen,
Wird dem Dein Werth noch wohlgefallen,
Dem er als Bräutigam gefiel.
Die Zärtlichkeit vertrauter Seelen,
Die sich aus gleicher Neigung wählen,
Ist nie ein unbeständig Gut.
Sie gründt sich nicht auf äußre Gaben;
So lange wir uns selber haben,
So lange dauret ihre Glut.
Nur so ein Paar, das sich verbindet,
Eh es sich liebenswürdig findet,
Wird seiner Ehe zeitig satt.
Man hört es nach den Hochzeittagen
Schon von der Liebe Mangel klagen,
Die es doch nie besessen hat.
Die Ehe mindert nie die Liebe,
Sie stärkt vielmehr die süssen Triebe
Der Freundschaft und Vertraulichkeit;
Und der Genuß der Zärtlichkeiten
Befördert stets aus beyden Seiten
Der Liebe neue Lüsternheit.
Je mehr sie ihren Werth betrachten;
Je höher werden sie sich achten,
Und über ihre Wahl sich freun.
Er wünscht nur das, was sie ergetzet;
Sie das, was ihn in Freude setzet,
Und beyder Wunsch trifft täglich ein.
O sagt es doch, geliebte Beyde,
Wodurch entdeck ich Euch die Freude,
Die Euer Fest in mir erregt?
Und wie entwerf ich Euch das Glücke,
Das Euch, so oft ich Euch erblicke,
Mein Herz vergnügt zu wünschen pflegt.
Liebt, edle Beyde, liebt vollkommen;
Seyd von einander eingenommen,
Bis einst ein später Tag Euch trennt.
Fahrt fort, auch mich lieb zu gewinnen,
Und glaubt, kein Glück ist zu ersinnen,
Das Euch mein Herz nicht täglich gönnt.
für I. E. v. M.
Du G**, welche tausend Gaben
Des besten Mannes werth gemacht,
Nur Du verdientest den zu haben,
Der itzt in Deinen Armen lacht.
Die Liebe hat Dir ihn erkohren,
Und, daß er Dich noch spät besitzt,
Ihn unter Feinden, Wall und Thoren
Mit ihrer eignen Hand beschützt.
Vergiß nunmehr der bangen Stunden,
Die Deinen G * Dir sonst geraubt,
Da Du ihn bald in Blut und Wunden,
Bald in des Feindes Hand geglaubt.
Genieß nunmehr der Zärtlichkeiten,
In welchen Eure Glut entbrennt,
Mit welchen ihr Euch schön bestreiten,
Und schöner noch besiegen könnt.
Wie werdet Ihr in langen Jahren
Bey Sehnsucht und Zufriedenheit,
Die Wirkung eines Glücks erfahren,
Das Eure Liebe prophezeyht!
Wie oftmals werden tausend Stunden
Euch tausend neue Lust verleihn,
Bey Kuß und Liebe bald verschwunden,
Bald wieder angebrochen seyn!
O könnt ich Dir in seltnen Bildern
Die Lust, die in der Liebe wohnt,
Dir, edle Braut, die Ruhe schildern,
Mit der die Ehe zärtlich lohnt.
Jedoch, was wünsch ich dies zu können,
Da Dir Dein Herz, Dein heutig Fest,
Von dem, was wir die Liebe nennen,
Den Vorschmack schon empfinden läßt?
Wie wollt ich auch von Liebe singen,
Da nie mein Herz ihr Wesen kennt;
Ein Lied auf sie wird matt gelingen,
Wenn nicht der Dichter selber brennt.
Wen selber Glut und Liebe treiben,
Nur dem gelingt ein solch Gedicht,
Die Freyheit wollt ich wohl beschreiben;
Allein die Liebe kenn ich nicht.
Entwirf, o Braut, selbst dies Vergnügen,
Nimm selbst den Kiel in Deine Hand,
Und mach uns in belebten Zügen
Die Kraft der Zärtlichkeit bekannt.
Ein solches Lied wird erst entzücken,
Das eine Braut der Liebe singt,
Von der die Glut aus ihren Blicken
Zugleich in jede Zeile dringt.
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