Vers zur Hochzeit



von C. F. Gellert (1715-1769)


Auf die Jubelhochzeit des Herrn I. W. H.

für I. S. D. 1749.

Ich, die ich lieber spiel und lache,
Als Verse, wie die Dichter, mache,
Vergesse heute Spiel und Scherz.
Ich muß doch sehn, wie weit ichs bringe.
Auf, kleine I****, singe,
Und fasse Dir ein gutes Herz!

Ich, als ein Kind, darf mich nicht schämen.
Die Welt wirds so genau nicht nehmen;
Und was verschlägt mich auch die Welt?
Ich bin vergnügt, wenn mein Gedichte
Dem theuern Greis, an den ichs richte,
Dem werthen Großpapa gefällt.

Und diesem wirds gewiß gefallen,
Er hörte mich ja sonst gern lallen;
Wie wird er sich nicht itzt erfreun!
Da ichs an seinem Jubeltage,
Als eine kleine Muse, wage,
Ihm gar ein Hochzeitlied zu weyhn.

Er wird dergleichen Dichtergaben
Sich nicht von mir vermuthet haben.
Kind, wird er sprechen, das ist schön.
Da wird er freundlich auf mich blicken;
Ich aber werd ihn an mich drücken,
Und ihm mein Lob nicht zugestehn.

Allein wovon soll ich nun schreiben?
Von Liebe? Nein, das mag noch bleiben;
Ich kenne ja die Liebe nicht.
Es schickt sich wohl auch nicht zum Besten,
Wenn vor den fremden Hochzeit-Gästen
Ein Mädchen von der Liebe spricht.

Ein Wunsch wird mich am besten kleiden.
Ich thu ihn mit den größten Freuden
Für Euch, von mir verehrtes Paar!
Ich wünsch Euch zu den funfzig Jahren,
Die schön durch Eure Liebe waren,
Noch manches manches frohe Jahr.

Seht Eure Lust an allen Seelen,
Die sich zu Eurem Hause zählen,
Und wißt von keinem Kummer nicht.
Das Alter sey wie Eure Jugend,
Und das Exempel Eurer Tugend
Sey mir ein steter Unterricht!


Auf die L. und B. Hochzeit

für der Braut Vettern. 1749.

Und so entfliehst Du denn, geliebte Braut, der Stadt,
Und glaubest, daß das Land mehr Reiz, als diese, hat?
Wie gerne möchten wir, um Dich nicht zu verlieren.
Dich von dem Gegentheil aus Freundschaft überführen!
Doch nein, es ist zu spät, daß man Dir widerspricht;
Und selbst den Widerspruch verbeut uns unsre Pflicht.
Wir wollen Dir auch nicht den süßen Irrthum rauben;
Wir wollen, was Du glaubst, Dir zu gefallen glauben.

Vergiß die Lust der Stadt, und schenke Deine Zeit,
Die Jugend und Dein Herz, der stillen Einsamkeit,
Und eil dem Lande zu. Aus seiner Felder Seegen,
Aus jedem Busch lacht Dir der frohe Lenz entgegen.
Da blüht für Dich ein Thal, da rauscht für Dich ein Bach,
Da folgt, in Dich verliebt, Dir sanft ein Zephyr nach,
Da singt die Nachtigall und läßt zu Deinen Ehren
Nie länger, nie so schön, als wenn Du kömmst, sich hören.

Dort scherzet froh vor Dir, belebt durch die Natur,
Der Heerden zahlreich Volk auf einer fetten Flur;
Hier wird ein stiller Teich laut von den muntern Fischen;
Dort thönt ein singend Heer in schattenreichen Büschen.
Dies alles hat das Land, und alle diese Lust
Ist unsern Städten nur dem Namen nach bewußt.
Mit Freuden dieser Art wird Dich das Land belohnen;
Doch wirst Du nicht, o Braut, der Freuden bald gewohnen?

Das, was man immer sieht, es reiz auch noch so sehr,
Reizt, weil mans immer sieht, uns doch zuletzt nicht mehr.
Schön ists, im grünen Thal sich frische Blumen brechen;
Doch könnten nur zugleich die Blumen mit uns sprechen.
Der Vögel Chor spricht zwar; allein so gut es spricht:
So redt die Nachtigall doch mit den Menschen nicht.
Es sitzt sich angenehm in grün bewachsnen Hecken;
Doch kann man ihnen wohl sein Herz vertraut entdecken?

Das Auge bleibt mit Lust bey bunten Auen stehn;
Allein, nicht Auen nur, es will auch Menschen sehn.
Man freut sich auf der Flur, an den belebten Heerden;
Allein sie können doch nicht unser Umgang werden.
Das Land ist ruhiger und freyer, als die Stadt;
Doch selbst die viele Ruh macht unser Herz oft matt.
Der Sommer schmückt das Land, wenn nur kein Winter käme,
Und mit dem Sommer nicht die Lust dem Lande nähme!

Es scheint geliebte Braut, als widersprächen wir;
Allein es scheint nur so. Nein, wir sind eins mit Dir.
Das Land hat seinen Werth, hat angenehme Gaben,
Und braucht recht schön zu seyn, nichts, als noch Dich zu haben.
So einsam als es ist; so wird der stillste Hayn,
So wird die leerste Flur für Dich nicht einsam seyn.
Die Liebe wird für Dich und Dein Vergnügen wachen,
Und zur belebten Stadt Dir selbst Dein Landhaus machen.

Sie wird vertraut mit Dir durch alle Fluren gehn;
Durch sie wird Dir der Lenz und auch der Sommer schön;
Nichts wird zu finden seyn, das an der treuen Seite
Des theuern L ***, nicht doppelt Dich erfreute.
Genieß vergnügt mit ihm Dein günstiges Geschick.
Genieß mit ihm des Lands und auch der Liebe Glück;
Doch laß die Landlust nicht Dich ganz und gar besiegen.
Vergiß sie dann und wann; die Stadt hat auch Vergnügen.


Bey der A. und B. Hochzeit

für die erste Classe der Schule. 1749.

Sey glücklich, neu verbundnes Paar!
So glücklich, als noch eines war!
Das einst, bey gleicher Lieb und Treue,
Das Bündniß seiner Ehe schloß,
Und, ohne Gram und ohne Reue,
Die längsten Jahre froh genoß.
Laß andre nach den Hochzeittagen,
Schon voll Verdruß und Ungeduld
Ihr Schicksal fühlen und beklagen,
Als wär die Eh an ihren Plagen,
Und nicht vielmehr sie selber Schuld.

Nein, niemals mangelt edlen Seelen
Die Dauer der Zufriedenheit;
Sie sehn in ihrer Aehnlichkeit
Noch immer das, was sie erfreut,
Noch stets den Grund, vom neuem sich zu wählen.
Ihr Umgang stört die Liebe nicht,
Die Ehe mehrt nur ihre Freuden,
Und, wie sies wünschen, macht sie beyden
Die Liebe zu der schönsten Pflicht.
Eins schätzt des andern seinen Werth,
Und wird durch diesen Werth getrieben,
Das Herz, das ihn besitzt, zu lieben,
Und das zu thun, was dies begehrt.
Sie streiten mit Gefälligkeiten,
Mit Diensten, die von Herzen gehn,
Und durch die Art, mit der sie streiten,
Einander liebreich beyzustehn,
Wird auch der kleinste Dienst schon schön.
Die in den Seelen regen Triebe
Entdecken sich zu aller Zeit:
In ihren Worten redet Liebe,
In ihren Blicken Zärtlichkeit,
Die Liebe lacht aus ihren Scherzen;
Und kaum daß sich der Scherz verlohr:
So blickt die Liebe dieser Herzen
Schon wieder in dem Ernst hervor.
Sie macht, daß beyden ohne Klage
Ihr Leben unvermerkt verstreicht,
Und selbst des Lebens schwere Tage
Macht sie vereinten Seelen leicht.
So wie sie durch den Reiz der Jugend
Durch Tugend und Verstand entsteht:
So wird durch sie zugleich die Tugend
Und auch der äußre Reiz erhöht.
So finden täglich kluge Seelen,
Die sich aus gleicher Neigung wählen,
In Freundschaft und Vertraulichkeit
Die Quelle der Zufriedenheit.
Beweist es selbst, geehrte Beyde,
Wie glücklich edle Liebe macht!
Genießt die dauerhafte Freude.
Die Eurer Eh entgegen lacht;
Genießt sie lang und bis zum Neide.
O theure Braut, zieh froh von hier,
Und eile N * * froh entgegen!
Der Freunde Wunsch, der Eltern Seegen
Und Lieb und Tugend folgen Dir.


An Herrn M. J. A. C. bey seiner Verbindung mit J. C. R.-G.

1749.

O Freund, welch angenehm Gesichte
Rührt weinen Geist, indem ich dichte,
Dein künftig Schicksal zeigt sich mir.
Ich sehe sich in lange Zeiten
Dein Leben und Verdienst verbreiten,
Und Glück und Tugend folgen Dir.
Ich sehe Dich an L** Seite
Nach vielen Jahren noch, wie heute,
Als Mann und Freund vergnügt mit ihr,
Und immer Dich, bey treuen Küssen.
Vertraulich und empfindungsvoll,
Das Glück der Zärtlichkeit genießen,
Von der nur wenig Herzen wissen,
Die nur ein C ** singen soll.

So wie sich Deine Jahre mehren,
Mehrt Dein Verdienst sich um die Welt.
Stets seh ich Dich Geschmack und Tugend lehren,
Und beydes, wenn Du schreibst, gefällt.
Dein Geist stürzt bald den Aberglauben,
Und bald das Laster von dem Thron,
Und rettet uns, was schlaue Spötter rauben,
Das Größte, die Religion.
Dann merkt die Welt auf Deine Gaben;
Und wenn sie sie nicht ganz erkennt:
So scheut sie doch den Schimpf, den nicht belohnt zu haben,
Den man des Lohnes würdig nennt.
Sie schmücket Dich mit neuen Ehren;
Und Du, erkenntlich gegen sie,
Entzückst sie, bald mit heilgen Chören,
Bald durch die Pracht der Homilie.

Allein noch eine schönre Scene
Nimmt mich in Deinem Leben ein,
Da liebe Töchter, liebe Söhne,
Des edlen Vaters Herz erfreun.
Gesucht und oft umringt von ihnen
Fühlst Du die zärtlichste Gewalt;
Dies redt mit Küssen, dies mit Mienen,
Wenn jenes Dir entgegen lallt;
Du aber überläßt Dich ihnen.
Da seh ich Dich recht menschlich schön,
Da seh ich C **, wie Racinen,
In einem Kreis mit Kindern spielend gehn.
C*** kömmt, und von C***,
Läßt Du Dich gern der Kinderspiele spotten,
Und küssend giebt sie Dir den Lohn;
Da streichelt Dich, indem sie küßte,
Als ob er auch mit lieben müßte,
Auf ihrem Arm der zarte Sohn.

So ruhst Du oft vom schweren Werke,
Und bist nur Vater für Dein Haus;
Prüfst liebreich Deiner Kinder Stärke
Und bildest ihre Herzen aus,
Und freust Dich, wenn der Sohn erscheinet,
Der jung schon Dich und Gellerts Fabeln liest,
Bey einer schönen Stelle weinet,
Und heimlich eifersüchtig ist,
Daß noch von ihm die Welt nichts liest.

Ja, lieber C **, wahre Freuden,
Ich weis es, wahre warten Dein.
Und wär es gnug, es wieder zu bereun:
So würd ich gleich um eine Dich beneiden.


Bey der O. und F. Eheverbindung

für einen Bekannten. 1749.

O Freund, ist nicht der Tag, der Dir entgegen lachet,
Der schönste Deiner Lebenszeit?
Begeh ihn, diesen Tag, der Dich so glücklich machet,
In möglichster Zufriedenheit.
Was sich Dein Herz gewünscht, was jeder Freund Dir gönnte,
Dieß Glück ist alles heute Dein.
Und ich weis weiter nichts, das man Dir wünschen könnte,
Da Lieb und Doris Dich erfreun.
Wie reizend hast Du mir nicht ihren Werth beschrieben,
Mir nicht Ihr edles Herz erklärt?
Doch selber Deine Wahl, und Dein Geschmack im Lieben,
Beweist schon Deiner Doris Werth.
Ganz F ** wünscht Dir Glück. Wie sehr ist Dirs gewogen!
Verdank es der geliebten Stadt,
Die diese Schöne Dir so liebenswerth erzogen,
Sie Dir zur Braut gegönnet hat.

O warum kann ich doch nicht itzt an Deiner Seite
Ein Zeuge Deines Glückes seyn?
Auf ganze Jahre selbst wollt ich mit Dir mich heute
Mit Dir, mein O**, mich erfreun.
Da würd ich selbst Dein Glück in Doris Augen lesen,
Sehn, wie sie Dich zufrieden küßt;
Sehn, daß Dein Lob von ihr, so groß es auch gewesen,
Doch noch zu klein gewesen ist.

Da würde mir der Tag bey Scherz und Lust verfliegen,
Der Dich die Macht der Liebe lehrt.
Umsonst! ich bin entfernt, und alle dieß Vergnügen,
Je mehr ichs wünsch, ist mir verwehrt.

Doch in Gedanken selbst eil ich zu Deinem Feste;
Und in Gedanken seh ich Dich;
Ich sehe Deine Braut, die Freude Deiner Gäste,
Und was ich sehe, rühret mich.

Vollzieh der Liebe Fest, vollziehs mit allem Glücke,
Und nichts sey seinen Freuden gleich.
Auf! komme bald erwünscht, mit Deiner Braut zurücke,
Die Linden warten froh auf Euch.


Bey der O. und R. Hochzeit

für J. D. O. 1750.

Du hoffst vielleicht bey Deiner Liebe
Von mir ein aufgeweckt Gedicht;
Doch nein, mein Bruder, hoff es nicht!
So gern ich Dir auch munter schriebe:
So fühl ich doch, was mir gebricht.

Ich müßte selbst bey Deinem Feste
Ein Zeuge Deiner Freuden seyn;
Bey dem Vergnügen Deiner Gäste
Mich selber als ein Gast erfreun;
Selbst um der Braut gefälliges Gesichte
Die Liebesgötter scherzen sehn,
Dann könnt ich mich zum muntersten Gedichte,
Zu viel Gedichten leicht verstehn.
Da würde mich der Reiz der Braut beleben,
Mir Innhalt über Innhalt geben.
Und was ich dächte, wäre schön;
Und alles lebte, was ich redte,
Weil ichs der Braut zu danken hätte.
Da würd ich voll Begeistrung sehn,
Wie sie verstohlen nach Dir blicket,
Es merkt, wie sehr Sie Dich entzücket,
Und dankbar zweymal nach Dir blicket.
Da würd ich ganz genau verstehn,
Was sie durch jeden Blick Dich lehret,
Und bald verschämt, bald sehnsuchtsvoll,
Dir halb versagt und halb gewähret,
Was nicht ein jeder wissen soll.
Da säh ich Dich von Ihr gerühret,
Von ihrem Werth stolz überführet,
Am schönsten Tag der Lebenszeit,
Berauscht von Lieb und Zärtlichkeit.
Und was bey Deinem Glück geschähe,
Und alles, was ich hört und sähe,
Bis auf das kleinste schöne Nichts,
Dies wär am Tage Deiner Ehe
Ein reicher Innhalt des Gedichts.
Da säng ich von der Menge Freuden,
Von welchem Euer Festtag lacht,
Und von der Ehre, die Euch Beyden
Die Lieb, und ihr der Liebe macht.
Wie könnte mir alsdenn es fehlen?
Ich würde, wenn ihr Euch geküßt,
Euch selbst, daß ihr geküßt, erzählen,
Und wissen, was Ihr selbst nicht wißt,
Wie oft, wie vielmal Ihr geküßt.
So wäre, was ich Euch beschriebe,
Nur Munterkeit, nur Scherz, nur Liebe.
Allein um mich so munter zu erfreun:
So müßt ich nicht hier, wo ich sitze, sitzen,
Nicht Freunde sehn, die bey den Büchern schwitzen,
Tiefsinnig schon der Nachwelt nützen,
Und finster auf mich winken. Nein!
Ich müßte selbst am lieben M *
Ich müßte selbst in F** seyn,
Und selbst bey Dir und Deiner R** sitzen.
Doch dieses will mein Schicksal nicht,
So fodre denn, bey unerwecktem Triebe,
Mein Bruder, auch kein froh Gedicht,
Und hoffe nichts von meiner Pflicht,
Nichts, als den Wunsch zu Deiner Liebe.

Sey brüderlich von mir geküßt,
Du, den ich itzt im Geist erblicke!
Mein ganzes Herze wünscht Dir Glücke,
Und freuet sich, daß Du mein Bruder bist.
Die beste Braut war Dir beschieden,
Sey lebenslang durch Sie, und Sie durch Dich zufrieden!
Und drückt sie einst den Enkel an die Brust;
Sosieh an ihm und ihr noch Deine Lust!


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