Texte zur Hochzeit
von Simon Dach (1605-1659)
(1639. Auf Crispin Derchow's und Regina Bessel's Hochzeit. Comp. v. Stobäus.)
Was dieses saure Leben
Verkehr' in Honigseim,
Will ich durch wenig Reim'
Jetzt zu verstehen geben:
Ein Herz, das tugendfest
Sich seiner Unschuld freuet
Und, wenn ihm Unglück dräuet,
Getrost auf Gott verläßt;
Ein Leib, der wol gediehen
Und nicht vonnöthen hat,
Daß man um Hülf' und Rath
Die Aerzte muß bemühen;
Ein Acker, der wol trägt;
Mit keinem Menschen streiten;
Ein Herd, der aller Zeiten
Zur Nothdurft Feuer hegt;
Der klugen Einfalt Gaben;
Ein Tisch ohn' alle Pracht;
Wol ruhen bei der Nacht;
Gewünschte Freunde haben;
Ein Weib, das ihren Mann
In höchsten Treuen liebet
Und klüglich nichts verübet,
Das ihn bekümmern kann;
Von fremder Leute Sachen
Durchaus geschieden sein,
Sie bringen wenig ein;
Für sich am meisten wachen;
Belieben seinen Stand;
Den Stolz und Hochmuth haßen;
Sich wol gefallen laßen
Was Gott ihm zuerkannt;
Aus Ungeduld und Leiden
Den Tod nicht rufen zwar,
Doch, stellt er sich nun dar,
Beherzt sein, abzuscheiden.
Dies sind die wenig Reim'
Und haben kund gegeben,
Was dieses saure Leben
Verkehr' in Honigseim.
(1641. Auf Hieron. von Weinbeer und Catharine Panzer's Hochzeit. Comp. v. Albert.)
O Amor, Herzenbinder,
Du Herr der Freundlichkeit
Und aller guten Zeit,
Du Zwietrachtüberwinder,
Du großer Wolfartheger,
Wie daß die ganze Welt
Dir hin zu Fuße fällt
Und folget deinem Läger?
Wie weist du einzusperren
Des Scepters ganze Macht!
Dir dient der Kronen Pracht,
Der Knecht auch sammt dem Herren.
Das Alter wird gerißen
Zwar an dein strenges Joch,
Die Jugend pflegst du doch
Am meisten einzuschließen.
Du machst dich in die Wangen
Der Frauenbilder hin
Und führst den starken Sinn
Der Männer so gefangen.
Was keine Macht kann brechen,
Kein Stahl, kein fallend Blei,
Was keine Tyrannei,
Weist endlich du zu schwächen.
Du hast die Welt gelehret
Das, was sie Gutes hat,
Daher auch Dorf und Stadt
Dir billich zugehöret,
Daß wir die Felder bauen,
Nach Ehr' und Gütern stehn,
Tief in das Erdreich gehn,
Uns Wind und Wellen trauen.
Wodurch wir zugenommen,
Ja alle Pracht und Zier
Muß eigentlich von dir,
Du Weltbereicher, kommen.
Du endest Angst und Leiden;
Greifst du, o Amor, an
Und hilfst, so träget man
Des Kreuzes Last mit Freuden.
Durch dich muß alles werden,
Was Vieh und Menschen noth,
Ohn' dich kommt weder Brot
Noch Weinwachs aus der Erden.
Wie schön die Vögel singen,
Wie fröhlich durch das Meer
Der Fische Schar, das Heer
Der Thier' im Walde springen;
Wie lustig sich mit Tänzen
Das Volk der Sterne macht,
Wie helle bei der Nacht
Sie um den Mond her glänzen,
Wie schnell der Sonnen Räder,
Wie lieblich Luft und Wind,
Wie angenehm uns sind
Die Brunnen, Flüße, Bäder:
Doch wäre nichts zu spüren
Von allem, was man kennt,
Wenn du das Regiment
Nicht, Amor, solltest führen.
Glückseelig ist die Stunde,
Kriegt anders Zeit hie Statt,
Da Gott gezeugt dich hat
Aus seines Herzens Grunde!
Man hat von keinen Plagen
Da irgendswo gewußt
Und nur von lauter Lust
Und Freude können sagen;
Da war kein Haß vorhanden,
Kein Argwohn und kein Streit,
Fried' und Gerechtigkeit
Sind um dich her gestanden.
Man sieht noch jetzund Leben
Und großes Wolergehn
An allen Orten stehn,
Wo du dich hinbegeben.
So komm nun, dein Begnügen
Umschließ auch dieses Paar
In Eintracht immerdar,
Die ehlich jetzt sich fügen!
Du bist es, den wir singen,
Du, und das wahre Gut,
Der uns das Liebste thut,
Gott selbst für allen Dingen.
Wir werden angetrieben,
Zu sagen: Er allein
Muß selbst die Liebe sein,
Die er so rein kann üben.
O seelig, seelig wären
Wir Menschen allerseit,
Die wir durch Haß und Streit
Erbärmlich uns verzehren,
Wenn doch auch uns die Liebe,
Die Alles hie und da
Und selbst den Himmel, ja
Am meisten Gott treibt, triebe!
(1649. Auf Barthel Michel's und Barbara Rothhausen's Hochzeit.)
Laßt uns meiden
Was nur Leiden
Einem schaffen kann!
Auserwähltste Freuden,
Gebt euch bei uns an!
Liebste Sachen,
Spiel und Lachen,
Kommt gesammt zuhauf!
Steck' uns Kerzen
In dem Herzen,
Süßer Amor, auf!
Der mein Leben
Sich ergeben,
Die mich meiner Pein
Gnüglich kann entheben,
Wird nun gänzlich mein;
Ihre Wangen,
Mein Verlangen,
Ihrer Unschuld Ruhm,
Ihre Jugend,
Zucht und Tugend
Sind mein Eigenthum!
Laßt mir weichen
Alle Reichen,
Alles Gut und Geld:
Nichts ist ihr zu gleichen,
Sie ist meine Welt!
Glänzt, ihr Sterne,
Schön von ferne:
Die mein Herz mir brennt,
Meine Wonne,
Ist mir Sonne,
Mond und Firmament!
Seid selbst Richter,
Himmelslichter,
Weil ihr auch geliebt,
Wie die Schar der Dichter
Von euch Nachricht gibt.
Sagt zusammen,
Wolkenflammen,
Ob was Liebers mir
Hie auf Erden
Könne werden,
Weder ihre Zier?
Ihrentwegen
Halt' ich Regen
Und Gefahr zur See
Niemals mir entgegen,
Liebe Frost und Schnee.
Schätz' erkoren
Selbst die Mohren
Und den Nilus-Strand,
Geht für allen
Mein Gefallen,
Sie, mir nur zur Hand.
Himmelsgüte,
Halt' in Blüte
Unsrer Liebe Saat,
Gründ' uns das Gemüthe
Stets auf Gott und Rath!
Nur Ein Wille,
Demuth, Stille
Krön' uns jederzeit!
Laß uns fahren
Alt an Jahren
In dein' Ewigkeit!
(1649. Auf Johann Fauljach's und Marie Heuschkel's Hochzeit.)
Ein Mann von gutem Rath,
Der beides, Wort und That,
Nur auf Vernunft gestellet,
Lebt still und vor sich hin,
Was auch von seinem Sinn
Für Urtheil wird gefället.
Er ist behutsam, schlecht,
Fromm, emsig, treu, gerecht,
Sucht nimmer hoch zu schweben,
Hält allzeit sich zu schwach,
Doch eilt die Ehr' ihm nach
Und will ihn gern erheben.
Und setzt er ihm was vor,
Er schlägt es an kein Thor,
Wird Keinem sich entdecken,
Sein Herz ist Kammern voll,
Hie weiß er, was er soll,
Vernünftig zu verstecken.
Inmittels nimmt er wahr
Der Zeiten immerdar,
Biß seine Stund' ist kommen;
Die hat er denn in Acht
Und stellet fort mit Macht,
Was er ihm fürgenommen,
Und hört darüber nicht
Was Nachred' und Gerücht
Beginnt für tolle Sachen:
So eilt ein Wandrer fort,
Was Regen, Schnee und Mord
Ihm auch für Händel machen.
Laßt ihn den Alten sein,
Stellt euer Urtheil ein!
Wer tadelt sonst sein Leben?
Wer ist auch überall,
Dem er in diesem Fall
Hat Rechenschaft zu geben?
(1649. Auf Johann Mellhorn und Anna Koesen Hochzeit.)
Wer erst den Tanz hat aufgebracht,
Hat die Verliebten wol bedacht
In ihren schweren Flammen;
Wann nichts sonst ihren Sinn begnügt,
Kein Ort sie aneinander fügt,
Bringt sie der Tanz zusammen.
Ihr Herz liegt in der Liebe krank,
Es wird kein Mahl, kein süßer Trank
Bei ihnen was verfangen;
Man sieht sie voller Hoffnung stehn,
Wenn nun die Tanzlust an soll gehn,
Die stillet ihr Verlangen.
Sind auch die Tische gleich beiseit,
Macht ihnen doch die lange Zeit
Noch immer tausend Schmerzen;
Sie kommen allem Tanz zuvor,
Sind ihnen beides, Saal und Chor,
Und tanzen frisch im Herzen.
Dies ist der Liebe strenge Zucht:
Wer Ruh in ihren Diensten sucht,
Sucht Wasser in dem Feuer;
Ihr Volk muß, wie die Sclaven, fort,
Sie ist fürwahr, mit einem Wort,
Ein rechtes Ungeheuer.
Wol denen, die in Heirath stehn
Und ihrer Bande müßig gehn,
Wie weit sind sie von Leiden!
Seht unsern werthen Bräut'gam an,
Der ihrem Hochmuth trotzen kann,
Wie tanzet er in Freuden!
Er führt an seiner rechten Hand
Sein auserwähltes Seelenpfand,
Den Lohn für seine Tugend;
Und sie, die Schönste, die er weiß,
Trägt aller Zucht und Unschuld Preis
Und ist ein Glanz der Jugend.
Folgt ihnen in dem Tanze zwar,
Mehr aber in der Gaben Schar,
So wird es Keinem fehlen;
Gott weiß um euch allein Bescheid,
Wird einem Jeden mit der Zeit
Das Seine wol erwählen.
So tanzet nun gerad und krumm,
Wollt ihr die Liebste, wechselt um,
Zürnt, wenn ihr still sollt stehen,
Gebraucht in Ehren euch der Welt;
Wenn euch das Alter überfällt,
Es wird euch wol vergehen!
(1649. Auf Georg Schrötel's und Regina Perband's Hochzeit.)
Womit wird die Zeit verbracht,
Nun der Herbst sich zu uns macht,
Nun Gefild und Wald muß trauern,
Daß uns auszugehen graut
Und man außerhalb der Mauern
Nichts als Wust und Unlust schaut?
Wer sich recht bedenken kann,
Greift sich wie die Ameis' an,
Die daheim ohn' Sorg' und Klagen
Sitzt und ißt sich daran satt,
Was sie in den Sommertagen
Mühsam eingesammelt hat.
Nehmt euch von den Sorgen Ruh,
Sprechet guten Freunden zu,
Suchet Spiel und süße Lieder,
Thut was guter Lust gefällt,
Geht zur Hochzeit hin und wieder,
Die jetzt Amor häufig hält!
Wer zu lieben Mittel weiß,
Krieg' in ihr des Sieges Preis;
Venus schenkt jetzt ihren Knechten
Ihrer Wollust Nectar ein,
Heißet mit den langen Nächten
Ihre Lust auch länger sein.
Hat zu lieben wer nicht Fug,
Jetzund sieht er Wege gnug,
Wo in Ehren anzubinden;
Zuthun, Rath, Verstand und Wahl
Wird ihm leichtlich Eine finden
In der ungezählten Zahl.
Laß den Herbst thun was er will,
Tanz, Gesang, Gespräch und Spiel
Sind uns schöner Lenz im Herzen;
Wer von dessen Ruh nicht weiß,
Dem bringt auch der Frühling Schmerzen
Und der beste Sommer Eis.
(1649. Auf Christoph Heilsberger's und Sophie Derschau's Hochzeit.)
Dieser Tag soll unser sein.
Weg, besorgtes Weh!
Freuden, her; vertreibt die Pein
Auf die wüste See!
Her, nach euch wünscht Jung und Alt
Hier auf diesem Saal,
Krönt mit Freuden mannichfalt
Unser Hochzeitmahl!
Dieses Ehfest feiern wir,
Bräutigam und Braut,
Mit geziemter Lust und Zier,
Die hie wird geschaut;
Daß sich Alles sauber trägt,
Daß der Jugend Schar
Köstlich sich hat angelegt,
Ursacht dieses Paar.
Ihrer edeln Tugend Gold,
Ihrer Unschuld Werth,
Welcher Gott und Menschen hold,
Haben dies begehrt.
Kinder, strebt, wie möglich ist,
Nur nach Ehr' und Zucht
Und erkennt auch dieser Frist
Solcher Arbeit Frucht!
Jetzund aber greift euch an,
Seht, der Tanz bricht auf,
Der gewünschte Freudenmann,
Und sein bunter Hauf';
Amor selbst spielt vor ihm her,
Folgt ihm, wie im Streit
Führt ein Jeder sein Gewehr,
Huld und Freundlichkeit.
Tanzt, ihr habt doch dessen Fug,
Nehmt euch keine Ruh,
Ist der Abend euch nicht gnug,
Nehmt die Nacht dazu!
Ehr' und Zucht, der Jugend Kron',
Halten bei euch Haus
Und sehn Jeglichem zu Lohn
Seines Gleichen aus.
Seite: