Verse zur Hochzeit



von Simon Dach (1605-1659)


(1650. Auf Heinrich Knobloch's und Magdalena Boyen's Hochzeit. Comp. v. Albert.)

Wol dem, der dieser Vorjahrslust
Nach Gnüge kann genießen,
Der keiner Krankheit ihm bewust,
Nicht stets muß ein sich schließen;
Bald fährt er, bald spaziert er aus
Und läßt daheim die Schmerzen,
Besieht des freien Himmels Haus
Mit unbesorgtem Herzen.

Er läßt Gebüsche, Berg und Thal
Ihm tausend Freuden bringen,
Und hört die süße Nachtigal
So schön und künstlich singen,
Sucht einen Baum, der lieblich kühlt
Und Schatten zu kann neigen;
Hie hört er, wie der Westwind spielt
Auf den belaubten Zweigen.

Führt er ein Liebchen an der Hand,
Die neulich sein ist worden,
Wie schwebt er doch durch solchen Stand
Fast in der Götter Orden!
Sie lächelt ihm, sie sieht ihn an,
Umarmt ihn auch daneben,
Der Lenz ergetzt sie, mehr ihr Mann:
Der ist ihr Herz und Leben.

Er setzt sich mit ihr an ein Quell,
Sieht sich die Nymphen baden;
Sie übertrifft, zart, sauber, hell,
Die Schönheit der Dryaden.
Pan schleicht ihr nach und möchte schier
Vor Misgunst ganz zerspringen;
Indessen kann der Nymphen Zier
Frei tanzen, spielen, singen.

Nun, dies wird den Verliebten auch
Im Kurzen widerfahren,
Die nach gemeinem Christenbrauch
Sich heute laßen paaren;
Die Nacht bricht an, sie liegen bei,
Gott spreche seinen Segen,
Daß ihrer Eh' Zucht ähnlich sei
Dem Morgenthau und Regen!

Was thun sie denn nach diesem bald?
Ohn' Zweifel wird auch ihnen
Ein Gart', ein schattenreicher Wald
Nach Wolgefallen dienen;
Sie haben Mittel, allen Wust
Der Sorgen auszuschließen.
Wol dem, der so der Vorjahrslust
Ohn' Krankheit kann genießen!


Rechte Heirathskunst

(1650. Auf Christoph Pohlen und Ursula Stangenwald's Hochzeit.
Comp. v. Albert.)


Alle, die ihr freien wollt,
Merkt, wie ihr euch halten sollt,
Sintemal die Eh' ohn' Zwist
Gottes hohe Stiftung ist,
Ueber die er in der Welt
Noch gestreng und heilig hält.

Räumt euch keiner Lustseuch' ein,
Bleibt von aller Unzucht rein,
Euer Herz sei Tag und Nacht
Durch der Keuschheit Schutz bewacht,
Ruft, wie sehr ein Jeder kann,
Gott um Unschuld herzlich an!

Flieht der Jugend Müßiggang,
Scheuet keinen Arbeitszwang,
Lernt auf aller Zeiten Noth
Ehrlich werben euer Brod,
Und bei Leibe stellt den Muth
Nicht nur auf ererbtes Gut!

Freit in das Geblüte nicht,
Habt die Tugend im Gesicht!
Reich und schöne sein vergeht,
Nur der Tugend Gut besteht;
Sucht ein Weib, das euch an Treu,
Sinn und Sitten ähnlich sei!

Was euch Gott alsdann beschert,
Schätzt als seine Gab' es werth,
Wißt, daß ihr auf Lieb und Leid
Selbst von ihm verknüpfet seid,
Der euch fügt so fest und wol,
Daß kein Mensch euch lösen soll!

Tragt einander in Geduld!
Niemand lebt doch außer Schuld;
Glaubt nicht einem jeden Traum,
Gebt dem Satan nirgends Raum;
Stört ein Windchen eure Ruh,
Mault nicht, sprecht euch wieder zu!

Steigt ein Kreuzgewitter auf,
Haltet im Gebet zuhauf;
Hilft euch Gott nicht alsobald
Werdet nicht verzagt und kalt,
Harret sein; es kommt die Zeit,
Daß er euch nach Wunsch erfreut.

Solcher Art wird euch die Eh'
Schaffen ein geringes Weh;
Gott wird seine Gnadenhand
Recken über euer Band,
Und das Eurig' ingemein
Stets gesegnet laßen sein.


Braut- und Ehrentanz

(1651. Auf Christoph Kerstein's und Maria von Weinbeer Hochzeit. Comp. v. Albert.)

Tanz, der du Gesetze
Unsern Füßen gibst,
Handdrück', Huldgeschwätze,
Scherz und Liebe liebst,
Einig deinetwegen
Ist die Jugend hier,
Wünscht, du wollest regen
Deiner Lust Panier.

Weder Trank noch Eßen
Können bei ihr ein,
Alles wird vergeßen,
Hat sie dich allein,
Sinnen, Augen, Ohren
Werden uns zuhauf
Gleichsam wie beschworen,
Zeucht dein Lager auf.

Wie die Bäum' im Lenzen
Von der Blüthe schwer,
Wie die Tauben glänzen,
Wie ein Kriegesheer,
So bist du zu schauen,
Tanz, wenn du dich rührst
Und an die Jungfrauen
Die Gesellen führst.

Auf, such' zu begnügen
Dieses edle Paar,
Das sich jetzt will fügen
Um das neue Jahr;
Reg' in ihren Sinnen
Dich mit neuer Gunst,
Laß sie stets gewinnen
Keusche Gegenbrunst!

Schaff', daß ihre Sachen
Wie im Tanze gehn,
Daß nur Lieb' und Lachen
Allzeit um sie stehn!
Nichts so reich an Güte
Wird für sie begehrt,
Ihrer Tugend Blüte
Ist derselben werth.

Hierauf stimm' Schalmeien
Und Trompeten an,
Laß von deinen Reihen
Gehen was nur kann!
Leb' uns zu Gefallen,
Angesehn daß Welt,
Zeit und Tod sammt Allen
Seinen Reihen hält.


Brauttanz

(1654. Auf Christian Hempel's und Anna Fahrenheid's Hochzeit.
Comp. v. Chr. Kaldenbach.)


Die Jugend sucht' einmal
Was Nützliches zu haben
Von Venus; sie befahl
Es Amor, ihrem Knaben.
Dieser sinnet hin und her,
Was es sein sollt' ohngefähr;
Endlich fällt der Tanz ihm ein,
Der soll das Beste sein.

Er hat da Saitenklang,
Lust, Anmuth, Gnüge, Leben,
Gespräche, Scherz, Gesang
Und sich ihm mitgegeben,
Wodurch unsre Schenkel sind
Leicht als Federn, schnell als Wind,
Und wir springen wie ein Reh
Hoch auf der Berge Höh'.

Von solchen Zeiten an
Ist Tanzen jungen Herzen,
Was keine Lust sein kann;
Hie brechen sich die Schmerzen,
Hie vergeht die Traurigkeit,
Hie wohnt lauter güldne Zeit,
Wann man die in Reihen führt,
Die uns das Herz gerührt.

Denn wer verliebet ist
Und geht mit der im Reihen,
Die er ihm hat erkiest,
Sie meint auch ihn mit Treuen:
Der besitzt nach seinem Muth
Mehr noch als ein Fürstengut,
Seinen Tanz vertauscht er nicht
Vielleicht um dieses Licht.

Und wer verdenket wol
Es auch der grünen Jugend,
Lebt sie nur, wie sie soll,
Und strebt nach Ehr' und Tugend
Und vermählt die Ehrbarkeit
Mit dem Reihen allezeit:
Was sie dann für Kurzweil übt,
Das Alles wird beliebt.

Mit dem Bescheid heran:
Wer Füße hat, zu springen,
Jetzt zeig' er seinen Mann,
Weil Spiel und Saiten singen!
Wünschet diesem edlen Paar
Glück und segenreiche Jahr'
Und gedenket stets dabei,
Daß Alles eitel sei.


Erster Brauttanz

(1655. Auf Joh. Mehlhorn's und Regina Hofmeister's Hochzeit.)

Amor schwingt die Liebesfahn'
Und beruft sein Heer,
Alles wird ihm unterthan,
Luft, Erd', Himmel, Meer;
Seine treuen Werber sind
Diese Frühlingszeit
Und der sanfte Wellenwind,
Der die Blumen streut.

Auch der Tanz, der bunte Mann,
Wirbt für ihn gemein.
Jungen Leute, gebt euch an,
Wollt ihr eh'lich sein!
Auf, der ganze Heirathsstand
Folgt ihm auf dem Fuß;
Auf, er gibet auf die Hand
Hoffnung, Anblick, Kuss!

Seht, hat Thyrsis dessen Reu?
Aegle starb ihm hin,
Jetzt wird seine Liebe neu
Durch Niargen Sinn;
Wie gewünschet, wird der Glanz
Seiner Glut gespürt,
Jetzt da er den ersten Tanz
Mit Niargen führt.

Folgt! Wer dessen Ekel hat
Und nicht tanzen will,
Der verachtet Amor's Rath,
Welcher Tanz und Spiel.
Jetzund tanzen überall
Vögel, Fische, Wild,
Und das Vieh aus seinem Stall,
Wenn das Horn erschillt.

Selbst der Ernst liebt diese Lust;
Floren Kurzweil war,
Cato, dir nicht unbewußt,
Noch stellst du dich dar,
Kunntest eine lange Frist
Bei der Thorheit stehn,
Wo du nicht nur kommen bist,
Wieder wegzugehn.

Hier wird Ueppigs nichts erkannt,
Keusche Fröhlichkeit
Führet hie die Oberhand;
Bringt wem die auch Leid,
Dieser mag, wie Timon thut,
Fern von Leuten ziehn,
Oder sterbe: beßern Rath
Weiß ich nicht für ihn.


Letzter Brauttanz

(1655. Auf Johann Mehlhorn's und Regine Hofmeister's Hochzeit.)

Monde, der du Stern' und Nacht
Zu dem Tanze führest
Und mit vieler Fackeln Pracht
Deine Reihen zierest,
Tanz', weil dir des Himmels Feld
Einen Reihen singt
Und, wie man es dafür hält,
Tausendstimmig klingt!

Nur misgönn' uns jetzo nicht
Dieser Freuden Spiel,
Das biß an das Morgenlicht,
Sieht man, währen will!
Du hast ewig keine Noth;
Uns ist sie gemein,
Möglich führt dies Morgenroth
Auch Gefahr und Pein.

Du behältest deine Zier,
Stirbest nimmermehr;
Wie ein Rauch vergehen wir,
Unsre Lust und Ehr'.
Hierum sollst du günstig sein,
Jugend, steh in Ruh;
Dieser Brauttanz kommt allein
Den Gepaarten zu.

Ihr geehrten Leute, fort,
Nöthigt euch nicht viel,
Nicht bemüht umsonst den Stort
Und das andre Spiel!
Alle Fackeln tanzen schon,
Auch der Bräut'gam, schaut,
Tanzt mit seiner Tugend Lohn -
Der gezierten Braut.

Wie ihr gebet Hand in Hand,
Also, wünsch' ich, sei
Euer Aller Herz ein Band
Wegen dieser Frei!
Güter können nicht für Zeit
Noch Gewalt bestehn;
Aber Treu' und Einigkeit
Mögen nicht vergehn.


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